Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.daß er selbst sein Leben mit Gift unterbrach, welches Also, wie gesagt, mein Vater hinderte meine n) Der Hofprediger verließ bald darauf Grehweiler, ward Pfarrer zu Rappoltsweiler im Elsaß, und hernach zu Strasburg. o) Die Sprache in der Pfalz ist, wie meine Leser hier
sehen, eben nicht delikat: eine Geliebte heißt da, auch unter den Honoratorien - Mensch; der Liebhaber -- Borsch (Bursche). daß er ſelbſt ſein Leben mit Gift unterbrach, welches Alſo, wie geſagt, mein Vater hinderte meine n) Der Hofprediger verließ bald darauf Grehweiler, ward Pfarrer zu Rappoltsweiler im Elſaß, und hernach zu Strasburg. o) Die Sprache in der Pfalz iſt, wie meine Leſer hier
ſehen, eben nicht delikat: eine Geliebte heißt da, auch unter den Honoratorien – Menſch; der Liebhaber — Borſch (Burſche). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="60"/> daß er ſelbſt ſein Leben mit Gift unterbrach, welches<lb/> er zu dieſem Gebrauch vielleicht ſchon lange bei ſich<lb/> gefuͤhrt hatte. Er ſtarb in ſchrecklichen Konvulſionen,<lb/> und geſtand demohngeachtet, daß er ſich freuete, daß<lb/> ihm ſeine Rache an dem Schurken, dem Hofprediger<lb/> Herrenſchneider, gelungen waͤre. So italiaͤniſch-<lb/> unverſoͤhnlich haßte dieſer Mann Gottes in Deutſch-<lb/> land! — Er mußte uͤber vier Wochen uͤber der Erde<lb/> liegen bleiben, weil die pfaͤlziſche Juſtiz ihren gewoͤhn-<lb/> lichen Schneckengang auch hierbei ging: endlich ver-<lb/> dammte ihn die Kammer zu Wezlar, nebſt zwei<lb/> Univerſitaͤten, zu einem Begraͤbniß unter — dem<lb/> Galgen!! <note place="foot" n="n)">Der Hofprediger verließ bald darauf Grehweiler, ward<lb/> Pfarrer zu Rappoltsweiler im Elſaß, und hernach zu<lb/> Strasburg.</note> — Jezt wieder zu meiner eignen Ge-<lb/> ſchichte!</p><lb/> <p>Alſo, wie geſagt, mein Vater hinderte meine<lb/> Liebſchaft nicht: er ging ſogar ſo weit, daß er mir<lb/> von Landau, wohin er wegen ſeiner Alchymie gereiſet<lb/> war, ein Paar ſeidene Pariſer Frauenzimmer-Hand-<lb/> ſchuh mitbrachte, und ſie mir mit den Worten uͤber-<lb/> reichte: „da haſt'e was vor (fuͤr) dein Menſch!“<note place="foot" n="o)">Die Sprache in der Pfalz iſt, wie meine Leſer hier<lb/> ſehen, eben nicht delikat: eine Geliebte heißt da, auch<lb/> unter den Honoratorien – <hi rendition="#g">Menſch</hi>; der Liebhaber —<lb/><hi rendition="#g">Borſch</hi> (Burſche).</note>.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [60/0074]
daß er ſelbſt ſein Leben mit Gift unterbrach, welches
er zu dieſem Gebrauch vielleicht ſchon lange bei ſich
gefuͤhrt hatte. Er ſtarb in ſchrecklichen Konvulſionen,
und geſtand demohngeachtet, daß er ſich freuete, daß
ihm ſeine Rache an dem Schurken, dem Hofprediger
Herrenſchneider, gelungen waͤre. So italiaͤniſch-
unverſoͤhnlich haßte dieſer Mann Gottes in Deutſch-
land! — Er mußte uͤber vier Wochen uͤber der Erde
liegen bleiben, weil die pfaͤlziſche Juſtiz ihren gewoͤhn-
lichen Schneckengang auch hierbei ging: endlich ver-
dammte ihn die Kammer zu Wezlar, nebſt zwei
Univerſitaͤten, zu einem Begraͤbniß unter — dem
Galgen!! n) — Jezt wieder zu meiner eignen Ge-
ſchichte!
Alſo, wie geſagt, mein Vater hinderte meine
Liebſchaft nicht: er ging ſogar ſo weit, daß er mir
von Landau, wohin er wegen ſeiner Alchymie gereiſet
war, ein Paar ſeidene Pariſer Frauenzimmer-Hand-
ſchuh mitbrachte, und ſie mir mit den Worten uͤber-
reichte: „da haſt'e was vor (fuͤr) dein Menſch!“ o).
n) Der Hofprediger verließ bald darauf Grehweiler, ward
Pfarrer zu Rappoltsweiler im Elſaß, und hernach zu
Strasburg.
o) Die Sprache in der Pfalz iſt, wie meine Leſer hier
ſehen, eben nicht delikat: eine Geliebte heißt da, auch
unter den Honoratorien – Menſch; der Liebhaber —
Borſch (Burſche).
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