stantische Universität zu gehen, sondern katholisch zu werden, und ohne weitere Rücksicht auf meinen Va- ter, mit Unterstützung einiger angesehener, reicher und eifriger Katholiken in Heidelberg die Rechtsge- lehrsamkeit zu studieren. Ob das Ding so hätte kön- nen ausgeführt werden, überlegte ich damals nicht hinlänglich: mir schien es möglich, und wenn ich es noch jetzt überlege; so finde ich keinen Widerspruch. Mein Vater, dem im Herzen alle Kirchensysteme, als solche, gleich waren, würde sich wieder, wenn der Schritt einmal geschehen wäre, mit mir ausge- söhnt haben: eine Versorgung hätte mir auch nicht entgehen können, da ich ein Neubekehrter gewesen wäre, welches in der Pfalz von jeher eine große Em- pfehlung gewesen ist, und es leider noch ist. The- reschen wäre mir am wenigsten entgangen. -- Doch es hat nicht seyn sollen: mein Schicksal hatte es an- ders mit mir beschlossen.
Achtes Kapitel.
Schon wieder ein Pfaffenstreich! - und dann ein Strich durch meine Rechnung.
Mein Vater merkte bald, daß ein Liebesverständ- niß zwischen mir und der Mamsel Therese....auf
ſtantiſche Univerſitaͤt zu gehen, ſondern katholiſch zu werden, und ohne weitere Ruͤckſicht auf meinen Va- ter, mit Unterſtuͤtzung einiger angeſehener, reicher und eifriger Katholiken in Heidelberg die Rechtsge- lehrſamkeit zu ſtudieren. Ob das Ding ſo haͤtte koͤn- nen ausgefuͤhrt werden, uͤberlegte ich damals nicht hinlaͤnglich: mir ſchien es moͤglich, und wenn ich es noch jetzt uͤberlege; ſo finde ich keinen Widerſpruch. Mein Vater, dem im Herzen alle Kirchenſyſteme, als ſolche, gleich waren, wuͤrde ſich wieder, wenn der Schritt einmal geſchehen waͤre, mit mir ausge- ſoͤhnt haben: eine Verſorgung haͤtte mir auch nicht entgehen koͤnnen, da ich ein Neubekehrter geweſen waͤre, welches in der Pfalz von jeher eine große Em- pfehlung geweſen iſt, und es leider noch iſt. The- reschen waͤre mir am wenigſten entgangen. — Doch es hat nicht ſeyn ſollen: mein Schickſal hatte es an- ders mit mir beſchloſſen.
Achtes Kapitel.
Schon wieder ein Pfaffenſtreich! – und dann ein Strich durch meine Rechnung.
Mein Vater merkte bald, daß ein Liebesverſtaͤnd- niß zwiſchen mir und der Mamſel Thereſe....auf
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ſtantiſche Univerſitaͤt zu gehen, ſondern katholiſch zu
werden, und ohne weitere Ruͤckſicht auf meinen Va-
ter, mit Unterſtuͤtzung einiger angeſehener, reicher
und eifriger Katholiken in Heidelberg die Rechtsge-
lehrſamkeit zu ſtudieren. Ob das Ding ſo haͤtte koͤn-
nen ausgefuͤhrt werden, uͤberlegte ich damals nicht
hinlaͤnglich: mir ſchien es moͤglich, und wenn ich es
noch jetzt uͤberlege; ſo finde ich keinen Widerſpruch.
Mein Vater, dem im Herzen alle Kirchenſyſteme,
als ſolche, gleich waren, wuͤrde ſich wieder, wenn
der Schritt einmal geſchehen waͤre, mit mir ausge-
ſoͤhnt haben: eine Verſorgung haͤtte mir auch nicht
entgehen koͤnnen, da ich ein Neubekehrter geweſen
waͤre, welches in der Pfalz von jeher eine große Em-
pfehlung geweſen iſt, und es leider noch iſt. The-
reschen waͤre mir am wenigſten entgangen. — Doch
es hat nicht ſeyn ſollen: mein Schickſal hatte es an-
ders mit mir beſchloſſen.
Achtes Kapitel.
Schon wieder ein Pfaffenſtreich! – und dann ein Strich
durch meine Rechnung.
Mein Vater merkte bald, daß ein Liebesverſtaͤnd-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/71>, abgerufen am 24.11.2024.
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