eine andere und bessere Gelegenheit, und dann soll ihnen das Ihrige schon werden.
Mein natürlicher Leichtsinn kam mir bei allen diesen widrigen Vorfällen sehr gut zu statten. Ich zerstreuete mich, und vergaß in frohen Gesellschaften, bei Trinkgelagen und im Zirkel guter Freunde all mein Ungemach. Meinem Symbolum: nunquam traurig, semper lustig, hab ich treulich nachgelebt. -- Ich hatte seit einiger Zeit den Amtsverwalter Schön- burg, den Licenciat Macher, und andere fidele Brüder weniger als gewöhnlich besucht, und war deshalb oft von ihnen zur Rede gesetzt worden. Jetzt fing ich wieder an, ganze Tage, ja mehrere Tage nach einander bei ihnen zuzubringen, und die Grillen durch Zotologie und ein gut Glas Wein zu ver- scheuchen.
Mein redlicher Haag war zwar keiner von meinen ausschweifenden Freunden, aber desto solider war seine Freundschaft. Er ließ es an gutem Rath und an Ermahnungen nicht fehlen, und wenn ich ihm gefolgt wäre, so würde vielleicht noch alles recht gut gegangen seyn. Ich war erst drei und zwanzig Jahr, und konnte meine Versorgung wohl abwarten, allein der Rath dieses braven Freundes gefiel mir nicht. Denn wollte ich ihm folgen, so durfte ich nicht mehr saufen, mußte den Umgang mit Schön- burg und dessen Freunden meiden, durfte nicht mehr
eine andere und beſſere Gelegenheit, und dann ſoll ihnen das Ihrige ſchon werden.
Mein natuͤrlicher Leichtſinn kam mir bei allen dieſen widrigen Vorfaͤllen ſehr gut zu ſtatten. Ich zerſtreuete mich, und vergaß in frohen Geſellſchaften, bei Trinkgelagen und im Zirkel guter Freunde all mein Ungemach. Meinem Symbolum: nunquam traurig, ſemper luſtig, hab ich treulich nachgelebt. — Ich hatte ſeit einiger Zeit den Amtsverwalter Schoͤn- burg, den Licenciat Macher, und andere fidele Bruͤder weniger als gewoͤhnlich beſucht, und war deshalb oft von ihnen zur Rede geſetzt worden. Jetzt fing ich wieder an, ganze Tage, ja mehrere Tage nach einander bei ihnen zuzubringen, und die Grillen durch Zotologie und ein gut Glas Wein zu ver- ſcheuchen.
Mein redlicher Haag war zwar keiner von meinen ausſchweifenden Freunden, aber deſto ſolider war ſeine Freundſchaft. Er ließ es an gutem Rath und an Ermahnungen nicht fehlen, und wenn ich ihm gefolgt waͤre, ſo wuͤrde vielleicht noch alles recht gut gegangen ſeyn. Ich war erſt drei und zwanzig Jahr, und konnte meine Verſorgung wohl abwarten, allein der Rath dieſes braven Freundes gefiel mir nicht. Denn wollte ich ihm folgen, ſo durfte ich nicht mehr ſaufen, mußte den Umgang mit Schoͤn- burg und deſſen Freunden meiden, durfte nicht mehr
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eine andere und beſſere Gelegenheit, und dann ſoll
ihnen das Ihrige ſchon werden.
Mein natuͤrlicher Leichtſinn kam mir bei allen
dieſen widrigen Vorfaͤllen ſehr gut zu ſtatten. Ich
zerſtreuete mich, und vergaß in frohen Geſellſchaften,
bei Trinkgelagen und im Zirkel guter Freunde all
mein Ungemach. Meinem Symbolum: nunquam
traurig, ſemper luſtig, hab ich treulich nachgelebt. —
Ich hatte ſeit einiger Zeit den Amtsverwalter Schoͤn-
burg, den Licenciat Macher, und andere fidele
Bruͤder weniger als gewoͤhnlich beſucht, und war
deshalb oft von ihnen zur Rede geſetzt worden. Jetzt
fing ich wieder an, ganze Tage, ja mehrere Tage
nach einander bei ihnen zuzubringen, und die Grillen
durch Zotologie und ein gut Glas Wein zu ver-
ſcheuchen.
Mein redlicher Haag war zwar keiner von
meinen ausſchweifenden Freunden, aber deſto ſolider
war ſeine Freundſchaft. Er ließ es an gutem Rath
und an Ermahnungen nicht fehlen, und wenn ich
ihm gefolgt waͤre, ſo wuͤrde vielleicht noch alles recht
gut gegangen ſeyn. Ich war erſt drei und zwanzig
Jahr, und konnte meine Verſorgung wohl abwarten,
allein der Rath dieſes braven Freundes gefiel mir
nicht. Denn wollte ich ihm folgen, ſo durfte ich
nicht mehr ſaufen, mußte den Umgang mit Schoͤn-
burg und deſſen Freunden meiden, durfte nicht mehr
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/401>, abgerufen am 21.11.2024.
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