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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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besser, doch wenigstens, meiner körperlichen Krankheit
ungeachtet, eben so gut wäre als sie, die noch dazu
für Heilige galten, und -- mein Gewissen schwieg.
Ob mein Schluß ganz richtig war, weiß ich in der
That selbst nicht; genug aber, er beruhigte mich
und legte meinem Gewissen Stillschweigen auf.

Neun und dreissigstes Kapitel.

Ich falle wieder durch. Nachwehen.



Das Konsistorium zu Grehweiler konnte auf die
Bittschrift der Bauern nichts resolviren, sondern
mußte die Sache dem Administrator, Herrn von
Zwirnlein
überlassen, meinem Feinde. Ich hatte
diesen Mann, meines Wissens, nicht beleidigt; allein
ich stand wegen der Verläumdungen des Pastor
Hahns zu Kirchheim, wie ich schon oben erzählt
habe, bei ihm in einem sehr übeln Kredit. Hiernach
ließ sich schon vermuthen, daß mein unmittelbares
Gesuch nicht durchgehen würde: indeß, da die Bau-
ern supplicirten, so gab ich nicht alle Hofnung auf.

Die Antwort der Commission erfolgte bald und
erklärte: daß die Pfarre Obersaulheim schon längst
an den Prediger Wagner vom Minister versprochen
sey, und ich keine Hofnung dazu bekommen könnte.

beſſer, doch wenigſtens, meiner koͤrperlichen Krankheit
ungeachtet, eben ſo gut waͤre als ſie, die noch dazu
fuͤr Heilige galten, und — mein Gewiſſen ſchwieg.
Ob mein Schluß ganz richtig war, weiß ich in der
That ſelbſt nicht; genug aber, er beruhigte mich
und legte meinem Gewiſſen Stillſchweigen auf.

Neun und dreiſſigſtes Kapitel.

Ich falle wieder durch. Nachwehen.



Das Konſiſtorium zu Grehweiler konnte auf die
Bittſchrift der Bauern nichts reſolviren, ſondern
mußte die Sache dem Adminiſtrator, Herrn von
Zwirnlein
uͤberlaſſen, meinem Feinde. Ich hatte
dieſen Mann, meines Wiſſens, nicht beleidigt; allein
ich ſtand wegen der Verlaͤumdungen des Paſtor
Hahns zu Kirchheim, wie ich ſchon oben erzaͤhlt
habe, bei ihm in einem ſehr uͤbeln Kredit. Hiernach
ließ ſich ſchon vermuthen, daß mein unmittelbares
Geſuch nicht durchgehen wuͤrde: indeß, da die Bau-
ern ſupplicirten, ſo gab ich nicht alle Hofnung auf.

Die Antwort der Commiſſion erfolgte bald und
erklaͤrte: daß die Pfarre Oberſaulheim ſchon laͤngſt
an den Prediger Wagner vom Miniſter verſprochen
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[383/0397] beſſer, doch wenigſtens, meiner koͤrperlichen Krankheit ungeachtet, eben ſo gut waͤre als ſie, die noch dazu fuͤr Heilige galten, und — mein Gewiſſen ſchwieg. Ob mein Schluß ganz richtig war, weiß ich in der That ſelbſt nicht; genug aber, er beruhigte mich und legte meinem Gewiſſen Stillſchweigen auf. Neun und dreiſſigſtes Kapitel. Ich falle wieder durch. Nachwehen. Das Konſiſtorium zu Grehweiler konnte auf die Bittſchrift der Bauern nichts reſolviren, ſondern mußte die Sache dem Adminiſtrator, Herrn von Zwirnlein uͤberlaſſen, meinem Feinde. Ich hatte dieſen Mann, meines Wiſſens, nicht beleidigt; allein ich ſtand wegen der Verlaͤumdungen des Paſtor Hahns zu Kirchheim, wie ich ſchon oben erzaͤhlt habe, bei ihm in einem ſehr uͤbeln Kredit. Hiernach ließ ſich ſchon vermuthen, daß mein unmittelbares Geſuch nicht durchgehen wuͤrde: indeß, da die Bau- ern ſupplicirten, ſo gab ich nicht alle Hofnung auf. Die Antwort der Commiſſion erfolgte bald und erklaͤrte: daß die Pfarre Oberſaulheim ſchon laͤngſt an den Prediger Wagner vom Miniſter verſprochen ſey, und ich keine Hofnung dazu bekommen koͤnnte.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/397>, abgerufen am 21.11.2024.