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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Endlich kam eine kaiserliche Kommission, welche
die ganze Wirthschaft untersuchte, und zuvörderst
den Herrn Grafen mit seinen Bedienden fest-
setzte. Die meisten dieser saubern Finanziers hatten
sich aus dem Staube gemacht. Oberschulz Häfner
war nach Holland und von da nach Amerika gegangen.
Eben so waren Brekenfeld und Arnoldi ent-
wischt; aber die Frau des Oberschulzen, der Kam-
merrath Schad und mehrere wurden festgesetzt, und
erst lange hernach losgelassen. Der Fürst von Nassau
Weilburg war Kommissarius.

Nach mehrern Jahren kam das Endurtheil von
Joseph II. Die Unterthanen, welche sich unter-
schrieben hatten, wurden von der Bezahlung losge-
sprochen. Der Graf sollte wegen seiner Betrügereien
auf zehn Jahre nach der Festung Königsstein bei
Frankfurt gebracht, und der Regierung unfähig er-
klärt werden. Die Succession sollte nicht auf den
noch lebenden Bruder des Grafen, den Ludwig,
sondern auf eine Seitenlinie von Gumenbach fal-
len. Die Kommission sollte so lange bleiben, bis die
Schuldener bezahlt wären, welche aber keine Inte-
ressen zu fordern hätten. Alle andere, welche an der
Sache mala fide Antheil gehabt hätten, sollten nach
Befinden von dem Kommissar zur Strafe gezogen
werden. --


Endlich kam eine kaiſerliche Kommiſſion, welche
die ganze Wirthſchaft unterſuchte, und zuvoͤrderſt
den Herrn Grafen mit ſeinen Bedienden feſt-
ſetzte. Die meiſten dieſer ſaubern Finanziers hatten
ſich aus dem Staube gemacht. Oberſchulz Haͤfner
war nach Holland und von da nach Amerika gegangen.
Eben ſo waren Brekenfeld und Arnoldi ent-
wiſcht; aber die Frau des Oberſchulzen, der Kam-
merrath Schad und mehrere wurden feſtgeſetzt, und
erſt lange hernach losgelaſſen. Der Fuͤrſt von Naſſau
Weilburg war Kommiſſarius.

Nach mehrern Jahren kam das Endurtheil von
Joſeph II. Die Unterthanen, welche ſich unter-
ſchrieben hatten, wurden von der Bezahlung losge-
ſprochen. Der Graf ſollte wegen ſeiner Betruͤgereien
auf zehn Jahre nach der Feſtung Koͤnigsſtein bei
Frankfurt gebracht, und der Regierung unfaͤhig er-
klaͤrt werden. Die Succeſſion ſollte nicht auf den
noch lebenden Bruder des Grafen, den Ludwig,
ſondern auf eine Seitenlinie von Gumenbach fal-
len. Die Kommiſſion ſollte ſo lange bleiben, bis die
Schuldener bezahlt waͤren, welche aber keine Inte-
reſſen zu fordern haͤtten. Alle andere, welche an der
Sache mala fide Antheil gehabt haͤtten, ſollten nach
Befinden von dem Kommiſſar zur Strafe gezogen
werden. —


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[25/0039] Endlich kam eine kaiſerliche Kommiſſion, welche die ganze Wirthſchaft unterſuchte, und zuvoͤrderſt den Herrn Grafen mit ſeinen Bedienden feſt- ſetzte. Die meiſten dieſer ſaubern Finanziers hatten ſich aus dem Staube gemacht. Oberſchulz Haͤfner war nach Holland und von da nach Amerika gegangen. Eben ſo waren Brekenfeld und Arnoldi ent- wiſcht; aber die Frau des Oberſchulzen, der Kam- merrath Schad und mehrere wurden feſtgeſetzt, und erſt lange hernach losgelaſſen. Der Fuͤrſt von Naſſau Weilburg war Kommiſſarius. Nach mehrern Jahren kam das Endurtheil von Joſeph II. Die Unterthanen, welche ſich unter- ſchrieben hatten, wurden von der Bezahlung losge- ſprochen. Der Graf ſollte wegen ſeiner Betruͤgereien auf zehn Jahre nach der Feſtung Koͤnigsſtein bei Frankfurt gebracht, und der Regierung unfaͤhig er- klaͤrt werden. Die Succeſſion ſollte nicht auf den noch lebenden Bruder des Grafen, den Ludwig, ſondern auf eine Seitenlinie von Gumenbach fal- len. Die Kommiſſion ſollte ſo lange bleiben, bis die Schuldener bezahlt waͤren, welche aber keine Inte- reſſen zu fordern haͤtten. Alle andere, welche an der Sache mala fide Antheil gehabt haͤtten, ſollten nach Befinden von dem Kommiſſar zur Strafe gezogen werden. —

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/39>, abgerufen am 21.11.2024.