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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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lippische Reden hielt. Ich suchte alles auf, was ich
von dem Herrn Magister Weitmaul wußte, und
setzte moralische Karaktere zusammen, welche so kennt-
lich waren, daß selbst die Bauern, wenn sie aus der
Kirche gingen, zu einander sagten: "Heut hott der
Vikaries dan Magischter Weitmaul wedder amol
"racht herunner kefummelt; es keschieht am aber
"schone racht!"

In die Länge thats doch kein gut mit diesen
Controverspredigten. Ich bekam ein Monitorium
von Herrn Dietsch, mich aller Anzüglichkeiten auf
der Kanzel zu enthalten, weil, wenn die Sache zur
Klage käme, ich nicht mehr predigen dürfte. -- Jetzt
wurde ich erst klug, oder vielmehr, jetzt fürchtete ich
mich, und ließ das Ding seyn.

Meine Bauern zu Obersaulheim waren mir sehr
gewogen; denn ich war gegen sie freundlich, und
that auf das Ansehen eines Gelehrten, in welchem
Rufe, ohne mich zu rühmen, ich bei ihnen stand,
Verzicht. Bauern dulden an ihrem Pastor gern alle
Fehler, wenn er nur, wie sie sagen, was gelernt hat.
Sie entschlossen sich, mich dahin zu bringen, die
Tochter des Pfarrer Kösters zu heurathen, und
mir auf diese Art die Hofnung der Nachfolge zu
sichern. Der Schulz, und noch einige andere Bau-
ern, baten mich daher in einer dazu angestellten Zu-

Erster Theil. Aa

lippiſche Reden hielt. Ich ſuchte alles auf, was ich
von dem Herrn Magiſter Weitmaul wußte, und
ſetzte moraliſche Karaktere zuſammen, welche ſo kennt-
lich waren, daß ſelbſt die Bauern, wenn ſie aus der
Kirche gingen, zu einander ſagten: „Heut hott der
Vikaries dan Magiſchter Weitmaul wedder amol
„racht herunner kefummelt; es keſchieht am aber
„ſchone racht!“

In die Laͤnge thats doch kein gut mit dieſen
Controverspredigten. Ich bekam ein Monitorium
von Herrn Dietſch, mich aller Anzuͤglichkeiten auf
der Kanzel zu enthalten, weil, wenn die Sache zur
Klage kaͤme, ich nicht mehr predigen duͤrfte. — Jetzt
wurde ich erſt klug, oder vielmehr, jetzt fuͤrchtete ich
mich, und ließ das Ding ſeyn.

Meine Bauern zu Oberſaulheim waren mir ſehr
gewogen; denn ich war gegen ſie freundlich, und
that auf das Anſehen eines Gelehrten, in welchem
Rufe, ohne mich zu ruͤhmen, ich bei ihnen ſtand,
Verzicht. Bauern dulden an ihrem Paſtor gern alle
Fehler, wenn er nur, wie ſie ſagen, was gelernt hat.
Sie entſchloſſen ſich, mich dahin zu bringen, die
Tochter des Pfarrer Koͤſters zu heurathen, und
mir auf dieſe Art die Hofnung der Nachfolge zu
ſichern. Der Schulz, und noch einige andere Bau-
ern, baten mich daher in einer dazu angeſtellten Zu-

Erſter Theil. Aa
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[369/0383] lippiſche Reden hielt. Ich ſuchte alles auf, was ich von dem Herrn Magiſter Weitmaul wußte, und ſetzte moraliſche Karaktere zuſammen, welche ſo kennt- lich waren, daß ſelbſt die Bauern, wenn ſie aus der Kirche gingen, zu einander ſagten: „Heut hott der Vikaries dan Magiſchter Weitmaul wedder amol „racht herunner kefummelt; es keſchieht am aber „ſchone racht!“ In die Laͤnge thats doch kein gut mit dieſen Controverspredigten. Ich bekam ein Monitorium von Herrn Dietſch, mich aller Anzuͤglichkeiten auf der Kanzel zu enthalten, weil, wenn die Sache zur Klage kaͤme, ich nicht mehr predigen duͤrfte. — Jetzt wurde ich erſt klug, oder vielmehr, jetzt fuͤrchtete ich mich, und ließ das Ding ſeyn. Meine Bauern zu Oberſaulheim waren mir ſehr gewogen; denn ich war gegen ſie freundlich, und that auf das Anſehen eines Gelehrten, in welchem Rufe, ohne mich zu ruͤhmen, ich bei ihnen ſtand, Verzicht. Bauern dulden an ihrem Paſtor gern alle Fehler, wenn er nur, wie ſie ſagen, was gelernt hat. Sie entſchloſſen ſich, mich dahin zu bringen, die Tochter des Pfarrer Koͤſters zu heurathen, und mir auf dieſe Art die Hofnung der Nachfolge zu ſichern. Der Schulz, und noch einige andere Bau- ern, baten mich daher in einer dazu angeſtellten Zu- Erſter Theil. Aa

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/383>, abgerufen am 23.11.2024.