Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.nannten, Oberschulz Häfner, nebst Gemahlin, der Mein Vater sah das Unwesen, und sprach Ich war ein alter armer Schinder, Jedoch im Schinden viel gelinder Als der Herr Kamm'rrath Schad, Der mich, den Schinder selbst geschunden hat. Ich schund nur todtes Vieh, und meist krepirte Hunde, Indeß Herr Kamm'rrath Schad lebend'ge Menschen schunde. nannten, Oberſchulz Haͤfner, nebſt Gemahlin, der Mein Vater ſah das Unweſen, und ſprach Ich war ein alter armer Schinder, Jedoch im Schinden viel gelinder Als der Herr Kamm'rrath Schad, Der mich, den Schinder ſelbſt geſchunden hat. Ich ſchund nur todtes Vieh, und meiſt krepirte Hunde, Indeß Herr Kamm'rrath Schad lebend'ge Menſchen ſchunde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="23"/> nannten, Oberſchulz <hi rendition="#g">Haͤfner</hi>, nebſt Gemahlin, der<lb/> Maͤtreſſe des Grafen, Kammerdiener <hi rendition="#g">Rohard</hi>,<lb/> Baumeiſter <hi rendition="#g">Biel</hi>, Gaſtwirth <hi rendition="#g">Brann</hi>, eine Menge<lb/> Juden und andrer Helfershelfer, welche ſammt und<lb/> ſonders ſich auf des Grafen Unkoſten, oder vielmehr<lb/> auf Unkoſten der Glaͤubiger zu bereichern ſuchten.</p><lb/> <p>Mein Vater ſah das Unweſen, und ſprach<lb/> davon ſo deutlich, wie er es ſeiner Pflicht angemeſſen<lb/> hielt. Er ermahnte ſeine Pfarrkinder, ſich nicht<lb/> ferner zu unterſchreiben, weil ſie einmal doch wuͤrden<lb/> bezahlen muͤßen. Dies wirkte: die Leute wider-<lb/> ſetzten ſich: die Schuld davon fiel auf meinen Vater.<lb/> Das entflammte den Grafen zur Rache: was konnte<lb/> ihm daher erwuͤnſchter ſeyn, als eine Gelegenheit,<lb/> ſich an ihm zu raͤchen? Dieſe both ihm die erzaͤhlte<lb/> Beſchuldigung dar. Mein Vater wurde alſo ſuſpen-<lb/> dirt. Aber da dieſer den Proceß am Kammergericht<lb/> zu Wetzlar anhaͤngig machte; ſo wurde er nach neun<lb/> Monaten fuͤr unſchuldig erklaͤrt, und erhielt einen<lb/> Ehrenerſatz. Wie ſehr aber der Proceß ſeine oͤkono-<lb/> miſchen Umſtaͤnde in Unordnung gebracht habe, kann<lb/> man denken.</p><lb/> <note xml:id="note-0037" prev="#note-0036" place="foot" n="i)"> <lg type="poem"> <l>Ich war ein alter armer Schinder,</l><lb/> <l>Jedoch im Schinden viel gelinder</l><lb/> <l>Als der Herr Kamm'rrath Schad,</l><lb/> <l>Der mich, den Schinder ſelbſt geſchunden hat.</l><lb/> <l>Ich ſchund nur todtes Vieh, und meiſt krepirte Hunde,</l><lb/> <l>Indeß Herr Kamm'rrath Schad lebend'ge Menſchen ſchunde.</l> </lg> </note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [23/0037]
nannten, Oberſchulz Haͤfner, nebſt Gemahlin, der
Maͤtreſſe des Grafen, Kammerdiener Rohard,
Baumeiſter Biel, Gaſtwirth Brann, eine Menge
Juden und andrer Helfershelfer, welche ſammt und
ſonders ſich auf des Grafen Unkoſten, oder vielmehr
auf Unkoſten der Glaͤubiger zu bereichern ſuchten.
Mein Vater ſah das Unweſen, und ſprach
davon ſo deutlich, wie er es ſeiner Pflicht angemeſſen
hielt. Er ermahnte ſeine Pfarrkinder, ſich nicht
ferner zu unterſchreiben, weil ſie einmal doch wuͤrden
bezahlen muͤßen. Dies wirkte: die Leute wider-
ſetzten ſich: die Schuld davon fiel auf meinen Vater.
Das entflammte den Grafen zur Rache: was konnte
ihm daher erwuͤnſchter ſeyn, als eine Gelegenheit,
ſich an ihm zu raͤchen? Dieſe both ihm die erzaͤhlte
Beſchuldigung dar. Mein Vater wurde alſo ſuſpen-
dirt. Aber da dieſer den Proceß am Kammergericht
zu Wetzlar anhaͤngig machte; ſo wurde er nach neun
Monaten fuͤr unſchuldig erklaͤrt, und erhielt einen
Ehrenerſatz. Wie ſehr aber der Proceß ſeine oͤkono-
miſchen Umſtaͤnde in Unordnung gebracht habe, kann
man denken.
i)
i) Ich war ein alter armer Schinder,
Jedoch im Schinden viel gelinder
Als der Herr Kamm'rrath Schad,
Der mich, den Schinder ſelbſt geſchunden hat.
Ich ſchund nur todtes Vieh, und meiſt krepirte Hunde,
Indeß Herr Kamm'rrath Schad lebend'ge Menſchen ſchunde.
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