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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Baron F.: Hat den Henker von deinem
Blut! Glaub, hast so nur Wagentheer in den
Adern. -- Zwei Dinge sollst du mir ausrichten.
Einmal besorgst du einige ordentliche Menscher auf
den Abend in Dillmanns Garten.

Brandenburger: Blox! gnädiger Herr,
da hab ich Waare! -- Mein Seel Waare, wie
Sie noch nicht gesehen haben! -- Herrliche Mä-
del! -- Blox! wenn Sie sie sehen, die Augen ste-
hen Ihnen auf, wie einem abgestochenen Kalbs-
kopfe.

Baron F.: Gut! aber Kerl, wenn die Ca-
naillen nicht koscher sind, so brech ich dir deinen ver-
fluchten Hals, und schicke dich einige Tage früher
zum Teufel, Verstehst du mich? -- Fürs andere
will ich dich fragen, ob du keine lutherische Pfarre
vakant weißt, da für den (auf mich zeigend.).

Brandenburger: O Herr Baron, dazu
soll Rath werden. Blox, wenn der Herr Geld an-
wenden kann und will, so wirds nicht fehlen. Mor-
gen sag ich Ihnen davon mehr. (ab)

Wir marschirten gegen Abend nach Dillmanns
Garten, und der Bube hatte Wort gehalten: es
waren wirklich einige Mädchen da, dem Gesicht und
der Taille nach ganz niedliche Nymphen, welche, so
bald wir ankamen, sich zu uns setzten, und uns die
Zeit so vertrieben, wie man es nur von dergleichen

Baron F.: Hat den Henker von deinem
Blut! Glaub, haſt ſo nur Wagentheer in den
Adern. — Zwei Dinge ſollſt du mir ausrichten.
Einmal beſorgſt du einige ordentliche Menſcher auf
den Abend in Dillmanns Garten.

Brandenburger: Blox! gnaͤdiger Herr,
da hab ich Waare! — Mein Seel Waare, wie
Sie noch nicht geſehen haben! — Herrliche Maͤ-
del! — Blox! wenn Sie ſie ſehen, die Augen ſte-
hen Ihnen auf, wie einem abgeſtochenen Kalbs-
kopfe.

Baron F.: Gut! aber Kerl, wenn die Ca-
naillen nicht koſcher ſind, ſo brech ich dir deinen ver-
fluchten Hals, und ſchicke dich einige Tage fruͤher
zum Teufel, Verſtehſt du mich? — Fuͤrs andere
will ich dich fragen, ob du keine lutheriſche Pfarre
vakant weißt, da fuͤr den (auf mich zeigend.).

Brandenburger: O Herr Baron, dazu
ſoll Rath werden. Blox, wenn der Herr Geld an-
wenden kann und will, ſo wirds nicht fehlen. Mor-
gen ſag ich Ihnen davon mehr. (ab)

Wir marſchirten gegen Abend nach Dillmanns
Garten, und der Bube hatte Wort gehalten: es
waren wirklich einige Maͤdchen da, dem Geſicht und
der Taille nach ganz niedliche Nymphen, welche, ſo
bald wir ankamen, ſich zu uns ſetzten, und uns die
Zeit ſo vertrieben, wie man es nur von dergleichen

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[350/0364] Baron F.: Hat den Henker von deinem Blut! Glaub, haſt ſo nur Wagentheer in den Adern. — Zwei Dinge ſollſt du mir ausrichten. Einmal beſorgſt du einige ordentliche Menſcher auf den Abend in Dillmanns Garten. Brandenburger: Blox! gnaͤdiger Herr, da hab ich Waare! — Mein Seel Waare, wie Sie noch nicht geſehen haben! — Herrliche Maͤ- del! — Blox! wenn Sie ſie ſehen, die Augen ſte- hen Ihnen auf, wie einem abgeſtochenen Kalbs- kopfe. Baron F.: Gut! aber Kerl, wenn die Ca- naillen nicht koſcher ſind, ſo brech ich dir deinen ver- fluchten Hals, und ſchicke dich einige Tage fruͤher zum Teufel, Verſtehſt du mich? — Fuͤrs andere will ich dich fragen, ob du keine lutheriſche Pfarre vakant weißt, da fuͤr den (auf mich zeigend.). Brandenburger: O Herr Baron, dazu ſoll Rath werden. Blox, wenn der Herr Geld an- wenden kann und will, ſo wirds nicht fehlen. Mor- gen ſag ich Ihnen davon mehr. (ab) Wir marſchirten gegen Abend nach Dillmanns Garten, und der Bube hatte Wort gehalten: es waren wirklich einige Maͤdchen da, dem Geſicht und der Taille nach ganz niedliche Nymphen, welche, ſo bald wir ankamen, ſich zu uns ſetzten, und uns die Zeit ſo vertrieben, wie man es nur von dergleichen

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/364>, abgerufen am 22.11.2024.