stehe gern, daß diese meine Handlungsart unedel und niedrig, und vielleicht Folge von dem Ausspruche Juvenals war:
At vindicta bonum, vita jucundius ipsa, und daß ich die Vorwürfe, die mir mein Vater, der alle Kabalen haßte und verabscheuete, deshalb machte, wohl verdient hatte; indeß dem Wagener, der der allgemeine Gegenstand der Verachtung und des Spot- tes aller klugen Leute in dasiger Gegend war, geschah hierdurch keinesweges Unrecht. Es war unedel von mir in sofern, da mich die Sache nichts anging, und Rachsucht, gesetzt sie beabsichtet auch keine Schurke- rei, größtentheils unter der Würde des Menschen ist.
Mancher skandalösen Auftritte beschuldigte man mich ausserdem, woran ich aber auf Ehre nicht Schuld war. So ist z. B. der Udenheimer Pfarrer, kurz vor meiner Abreise nach Halle, zwischen Werrstadt und seinem Dorfe von einem Bauernkerl, -- so hat es ihm wenigstens geschienen, -- jämmerlich ausgeprügelt worden, und man schob das Ding auf mich, als hätte dergleichen nur auf meinen Betrieb und auf meine Veranstaltung geschehen können. Das war nun falsch geschlossen! Ich habe keinen Antheil daran gehabt, sonst würde ichs, da mir ein Geständniß solcher Art jetzt nicht schaden könnte, frei gestehen. Das Ding läßt sich erklären, ohne mich zum Schlüssel zu nehmen. Wagener hatte
ſtehe gern, daß dieſe meine Handlungsart unedel und niedrig, und vielleicht Folge von dem Ausſpruche Juvenals war:
At vindicta bonum, vita jucundius ipſa, und daß ich die Vorwuͤrfe, die mir mein Vater, der alle Kabalen haßte und verabſcheuete, deshalb machte, wohl verdient hatte; indeß dem Wagener, der der allgemeine Gegenſtand der Verachtung und des Spot- tes aller klugen Leute in daſiger Gegend war, geſchah hierdurch keinesweges Unrecht. Es war unedel von mir in ſofern, da mich die Sache nichts anging, und Rachſucht, geſetzt ſie beabſichtet auch keine Schurke- rei, groͤßtentheils unter der Wuͤrde des Menſchen iſt.
Mancher ſkandaloͤſen Auftritte beſchuldigte man mich auſſerdem, woran ich aber auf Ehre nicht Schuld war. So iſt z. B. der Udenheimer Pfarrer, kurz vor meiner Abreiſe nach Halle, zwiſchen Werrſtadt und ſeinem Dorfe von einem Bauernkerl, — ſo hat es ihm wenigſtens geſchienen, — jaͤmmerlich ausgepruͤgelt worden, und man ſchob das Ding auf mich, als haͤtte dergleichen nur auf meinen Betrieb und auf meine Veranſtaltung geſchehen koͤnnen. Das war nun falſch geſchloſſen! Ich habe keinen Antheil daran gehabt, ſonſt wuͤrde ichs, da mir ein Geſtaͤndniß ſolcher Art jetzt nicht ſchaden koͤnnte, frei geſtehen. Das Ding laͤßt ſich erklaͤren, ohne mich zum Schluͤſſel zu nehmen. Wagener hatte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0354"n="340"/>ſtehe gern, daß dieſe meine Handlungsart unedel und<lb/>
niedrig, und vielleicht Folge von dem Ausſpruche<lb/>
Juvenals war:</p><lb/><p><hirendition="#aq">At vindicta bonum, vita jucundius ipſa,</hi><lb/>
und daß ich die Vorwuͤrfe, die mir mein Vater, der<lb/>
alle Kabalen haßte und verabſcheuete, deshalb machte,<lb/>
wohl verdient hatte; indeß dem Wagener, der der<lb/>
allgemeine Gegenſtand der Verachtung und des Spot-<lb/>
tes aller klugen Leute in daſiger Gegend war, geſchah<lb/>
hierdurch keinesweges Unrecht. Es war unedel von<lb/>
mir in ſofern, da mich die Sache nichts anging, und<lb/>
Rachſucht, geſetzt ſie beabſichtet auch keine Schurke-<lb/>
rei, groͤßtentheils unter der Wuͤrde des Menſchen iſt.</p><lb/><p>Mancher ſkandaloͤſen Auftritte beſchuldigte man<lb/>
mich auſſerdem, woran ich aber auf Ehre nicht Schuld<lb/>
war. So iſt z. B. der Udenheimer Pfarrer, kurz<lb/>
vor meiner Abreiſe nach Halle, zwiſchen Werrſtadt<lb/>
und ſeinem Dorfe von einem Bauernkerl, —ſo<lb/>
hat es ihm wenigſtens geſchienen, — jaͤmmerlich<lb/>
ausgepruͤgelt worden, und man ſchob das Ding<lb/>
auf mich, als haͤtte dergleichen nur auf meinen<lb/>
Betrieb und auf meine Veranſtaltung geſchehen<lb/>
koͤnnen. Das war nun falſch geſchloſſen! Ich<lb/>
habe keinen Antheil daran gehabt, ſonſt wuͤrde ichs,<lb/>
da mir ein Geſtaͤndniß ſolcher Art jetzt nicht ſchaden<lb/>
koͤnnte, frei geſtehen. Das Ding laͤßt ſich erklaͤren,<lb/>
ohne mich zum Schluͤſſel zu nehmen. Wagener hatte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[340/0354]
ſtehe gern, daß dieſe meine Handlungsart unedel und
niedrig, und vielleicht Folge von dem Ausſpruche
Juvenals war:
At vindicta bonum, vita jucundius ipſa,
und daß ich die Vorwuͤrfe, die mir mein Vater, der
alle Kabalen haßte und verabſcheuete, deshalb machte,
wohl verdient hatte; indeß dem Wagener, der der
allgemeine Gegenſtand der Verachtung und des Spot-
tes aller klugen Leute in daſiger Gegend war, geſchah
hierdurch keinesweges Unrecht. Es war unedel von
mir in ſofern, da mich die Sache nichts anging, und
Rachſucht, geſetzt ſie beabſichtet auch keine Schurke-
rei, groͤßtentheils unter der Wuͤrde des Menſchen iſt.
Mancher ſkandaloͤſen Auftritte beſchuldigte man
mich auſſerdem, woran ich aber auf Ehre nicht Schuld
war. So iſt z. B. der Udenheimer Pfarrer, kurz
vor meiner Abreiſe nach Halle, zwiſchen Werrſtadt
und ſeinem Dorfe von einem Bauernkerl, — ſo
hat es ihm wenigſtens geſchienen, — jaͤmmerlich
ausgepruͤgelt worden, und man ſchob das Ding
auf mich, als haͤtte dergleichen nur auf meinen
Betrieb und auf meine Veranſtaltung geſchehen
koͤnnen. Das war nun falſch geſchloſſen! Ich
habe keinen Antheil daran gehabt, ſonſt wuͤrde ichs,
da mir ein Geſtaͤndniß ſolcher Art jetzt nicht ſchaden
koͤnnte, frei geſtehen. Das Ding laͤßt ſich erklaͤren,
ohne mich zum Schluͤſſel zu nehmen. Wagener hatte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/354>, abgerufen am 19.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.