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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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stehe gern, daß diese meine Handlungsart unedel und
niedrig, und vielleicht Folge von dem Ausspruche
Juvenals war:

At vindicta bonum, vita jucundius ipsa,
und daß ich die Vorwürfe, die mir mein Vater, der
alle Kabalen haßte und verabscheuete, deshalb machte,
wohl verdient hatte; indeß dem Wagener, der der
allgemeine Gegenstand der Verachtung und des Spot-
tes aller klugen Leute in dasiger Gegend war, geschah
hierdurch keinesweges Unrecht. Es war unedel von
mir in sofern, da mich die Sache nichts anging, und
Rachsucht, gesetzt sie beabsichtet auch keine Schurke-
rei, größtentheils unter der Würde des Menschen ist.

Mancher skandalösen Auftritte beschuldigte man
mich ausserdem, woran ich aber auf Ehre nicht Schuld
war. So ist z. B. der Udenheimer Pfarrer, kurz
vor meiner Abreise nach Halle, zwischen Werrstadt
und seinem Dorfe von einem Bauernkerl, -- so
hat es ihm wenigstens geschienen, -- jämmerlich
ausgeprügelt worden, und man schob das Ding
auf mich, als hätte dergleichen nur auf meinen
Betrieb und auf meine Veranstaltung geschehen
können. Das war nun falsch geschlossen! Ich
habe keinen Antheil daran gehabt, sonst würde ichs,
da mir ein Geständniß solcher Art jetzt nicht schaden
könnte, frei gestehen. Das Ding läßt sich erklären,
ohne mich zum Schlüssel zu nehmen. Wagener hatte

ſtehe gern, daß dieſe meine Handlungsart unedel und
niedrig, und vielleicht Folge von dem Ausſpruche
Juvenals war:

At vindicta bonum, vita jucundius ipſa,
und daß ich die Vorwuͤrfe, die mir mein Vater, der
alle Kabalen haßte und verabſcheuete, deshalb machte,
wohl verdient hatte; indeß dem Wagener, der der
allgemeine Gegenſtand der Verachtung und des Spot-
tes aller klugen Leute in daſiger Gegend war, geſchah
hierdurch keinesweges Unrecht. Es war unedel von
mir in ſofern, da mich die Sache nichts anging, und
Rachſucht, geſetzt ſie beabſichtet auch keine Schurke-
rei, groͤßtentheils unter der Wuͤrde des Menſchen iſt.

Mancher ſkandaloͤſen Auftritte beſchuldigte man
mich auſſerdem, woran ich aber auf Ehre nicht Schuld
war. So iſt z. B. der Udenheimer Pfarrer, kurz
vor meiner Abreiſe nach Halle, zwiſchen Werrſtadt
und ſeinem Dorfe von einem Bauernkerl, — ſo
hat es ihm wenigſtens geſchienen, — jaͤmmerlich
ausgepruͤgelt worden, und man ſchob das Ding
auf mich, als haͤtte dergleichen nur auf meinen
Betrieb und auf meine Veranſtaltung geſchehen
koͤnnen. Das war nun falſch geſchloſſen! Ich
habe keinen Antheil daran gehabt, ſonſt wuͤrde ichs,
da mir ein Geſtaͤndniß ſolcher Art jetzt nicht ſchaden
koͤnnte, frei geſtehen. Das Ding laͤßt ſich erklaͤren,
ohne mich zum Schluͤſſel zu nehmen. Wagener hatte

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[340/0354] ſtehe gern, daß dieſe meine Handlungsart unedel und niedrig, und vielleicht Folge von dem Ausſpruche Juvenals war: At vindicta bonum, vita jucundius ipſa, und daß ich die Vorwuͤrfe, die mir mein Vater, der alle Kabalen haßte und verabſcheuete, deshalb machte, wohl verdient hatte; indeß dem Wagener, der der allgemeine Gegenſtand der Verachtung und des Spot- tes aller klugen Leute in daſiger Gegend war, geſchah hierdurch keinesweges Unrecht. Es war unedel von mir in ſofern, da mich die Sache nichts anging, und Rachſucht, geſetzt ſie beabſichtet auch keine Schurke- rei, groͤßtentheils unter der Wuͤrde des Menſchen iſt. Mancher ſkandaloͤſen Auftritte beſchuldigte man mich auſſerdem, woran ich aber auf Ehre nicht Schuld war. So iſt z. B. der Udenheimer Pfarrer, kurz vor meiner Abreiſe nach Halle, zwiſchen Werrſtadt und ſeinem Dorfe von einem Bauernkerl, — ſo hat es ihm wenigſtens geſchienen, — jaͤmmerlich ausgepruͤgelt worden, und man ſchob das Ding auf mich, als haͤtte dergleichen nur auf meinen Betrieb und auf meine Veranſtaltung geſchehen koͤnnen. Das war nun falſch geſchloſſen! Ich habe keinen Antheil daran gehabt, ſonſt wuͤrde ichs, da mir ein Geſtaͤndniß ſolcher Art jetzt nicht ſchaden koͤnnte, frei geſtehen. Das Ding laͤßt ſich erklaͤren, ohne mich zum Schluͤſſel zu nehmen. Wagener hatte

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/354>, abgerufen am 19.05.2024.