lyten zu machen, und fand mehrere Anhänger. An- fänglich erstreckte sich mein Bekehrungseifer blos auf meine Freunde: mit diesen sprach ich oft über heilige Dogmen, und das Resultat war jedesmal, daß das Dogma falsch und läppisch wäre. Da unter meinen Freunden mehrere Katholiken waren; so hütete ich mich, Unterscheidungslehren anzutasten: denn so würde ich sie niemals gewonnen haben; vielmehr griff ich die sogenannten Grundlehren des Christen- thums an, und widerlegte sie mit Argumenten, wel- che bei meinen Leuten fangen mußten. Gewöhnlich schlug ich den Weg ein, daß ich die ganze Historie der Bibel suchte verdächtig zu machen, und das gelang mir allemal, weil ich die Widersprüche der Schriftsteller grell genug darstellte, und dann fragte, ob man einem Buche glauben könnte, welches sich so oft widerspräche? Bald beschrieb ich den Abraham, Moses, David, Samuel, Elias und andre in der Bibel als Heilige dargestellte Personen, als Erzschur- ken, Spitzbuben und Rebellen, deren Stückchen ich erzählte, und mit Anmerkungen erläuterte. Sofort ging ich ans neue Testament, machte mich über die Lehrart Jesu und der Apostel lustig, und bewies, daß die weisen Heyden, Sokrates, Plato, Xeno- phon, Zeno, Plutarch, Cicero und Se- neka die Moral oder die eigentliche ewige allgemeine Religion weit schöner und gründlicher gelehrt hätten,
lyten zu machen, und fand mehrere Anhaͤnger. An- faͤnglich erſtreckte ſich mein Bekehrungseifer blos auf meine Freunde: mit dieſen ſprach ich oft uͤber heilige Dogmen, und das Reſultat war jedesmal, daß das Dogma falſch und laͤppiſch waͤre. Da unter meinen Freunden mehrere Katholiken waren; ſo huͤtete ich mich, Unterſcheidungslehren anzutaſten: denn ſo wuͤrde ich ſie niemals gewonnen haben; vielmehr griff ich die ſogenannten Grundlehren des Chriſten- thums an, und widerlegte ſie mit Argumenten, wel- che bei meinen Leuten fangen mußten. Gewoͤhnlich ſchlug ich den Weg ein, daß ich die ganze Hiſtorie der Bibel ſuchte verdaͤchtig zu machen, und das gelang mir allemal, weil ich die Widerſpruͤche der Schriftſteller grell genug darſtellte, und dann fragte, ob man einem Buche glauben koͤnnte, welches ſich ſo oft widerſpraͤche? Bald beſchrieb ich den Abraham, Moſes, David, Samuel, Elias und andre in der Bibel als Heilige dargeſtellte Perſonen, als Erzſchur- ken, Spitzbuben und Rebellen, deren Stuͤckchen ich erzaͤhlte, und mit Anmerkungen erlaͤuterte. Sofort ging ich ans neue Teſtament, machte mich uͤber die Lehrart Jeſu und der Apoſtel luſtig, und bewies, daß die weiſen Heyden, Sokrates, Plato, Xeno- phon, Zeno, Plutarch, Cicero und Se- neka die Moral oder die eigentliche ewige allgemeine Religion weit ſchoͤner und gruͤndlicher gelehrt haͤtten,
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lyten zu machen, und fand mehrere Anhaͤnger. An-
faͤnglich erſtreckte ſich mein Bekehrungseifer blos auf
meine Freunde: mit dieſen ſprach ich oft uͤber heilige
Dogmen, und das Reſultat war jedesmal, daß das
Dogma falſch und laͤppiſch waͤre. Da unter meinen
Freunden mehrere Katholiken waren; ſo huͤtete ich
mich, Unterſcheidungslehren anzutaſten: denn ſo
wuͤrde ich ſie niemals gewonnen haben; vielmehr
griff ich die ſogenannten Grundlehren des Chriſten-
thums an, und widerlegte ſie mit Argumenten, wel-
che bei meinen Leuten fangen mußten. Gewoͤhnlich
ſchlug ich den Weg ein, daß ich die ganze Hiſtorie
der Bibel ſuchte verdaͤchtig zu machen, und das
gelang mir allemal, weil ich die Widerſpruͤche der
Schriftſteller grell genug darſtellte, und dann fragte,
ob man einem Buche glauben koͤnnte, welches ſich ſo
oft widerſpraͤche? Bald beſchrieb ich den Abraham,
Moſes, David, Samuel, Elias und andre in der
Bibel als Heilige dargeſtellte Perſonen, als Erzſchur-
ken, Spitzbuben und Rebellen, deren Stuͤckchen ich
erzaͤhlte, und mit Anmerkungen erlaͤuterte. Sofort
ging ich ans neue Teſtament, machte mich uͤber die
Lehrart Jeſu und der Apoſtel luſtig, und bewies, daß
die weiſen Heyden, Sokrates, Plato, Xeno-
phon, Zeno, Plutarch, Cicero und Se-
neka die Moral oder die eigentliche ewige allgemeine
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/312>, abgerufen am 23.11.2024.
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