neuere Bücher machen, und ihren Katechismus ut- cunque reformiren. Aber auch dieses ist für Hei- delberg schon genug: denn da florirt der Ursinische Katechismus neben den Schlüssen der Dortrechter Synode so schön, wie immer in Holland. Hr. Wund schätzt die Schriften des berühmten Steinbarts, und was er auf dem Katheder gutes sagt, ist aus Stein- barts Glückseligkeitslehre. Er hat endlich auch ein- mal ein gescheides Kompendium eingeführt, nämlich das von Mursinna, worüber aber die Herren Kirchenräthe nicht das freundlichste Gesicht gemacht haben, weil Herr Mursinna alles Disputiren über das decretum absolutum für Spiegelfechterei und theologischen Abersinn ausgiebt. -- Da man eine deutsche Uebersetzung dieses Kompendiums hat; so haben die Universitätsbachhändler zu Heidelberg, die Herren Pfähler, auch nicht Ein lateinisches Exemplar verkaufen können. O des lieben Lateins!
Doktor Heddeus ist ein finstrer, störriger Orthodoxe, ein ächter Anhänger der Synode von Dortrecht, der Euch die Meinung der Supralapsa- rier vertheidiget, wie einst Meister Gomarus, und der den Heidelberger Katechismus für inspirirt hält. Er liest noch jetzt 1792 über das Kompendium Pie- teti. Wie doch der Mann muß studirt haben, daß er noch ein solch finsteres, und nach unsern Zeiten
Erster Theil. T
neuere Buͤcher machen, und ihren Katechismus ut- cunque reformiren. Aber auch dieſes iſt fuͤr Hei- delberg ſchon genug: denn da florirt der Urſiniſche Katechismus neben den Schluͤſſen der Dortrechter Synode ſo ſchoͤn, wie immer in Holland. Hr. Wund ſchaͤtzt die Schriften des beruͤhmten Steinbarts, und was er auf dem Katheder gutes ſagt, iſt aus Stein- barts Gluͤckſeligkeitslehre. Er hat endlich auch ein- mal ein geſcheides Kompendium eingefuͤhrt, naͤmlich das von Murſinna, woruͤber aber die Herren Kirchenraͤthe nicht das freundlichſte Geſicht gemacht haben, weil Herr Murſinna alles Diſputiren uͤber das decretum abſolutum fuͤr Spiegelfechterei und theologiſchen Aberſinn ausgiebt. — Da man eine deutſche Ueberſetzung dieſes Kompendiums hat; ſo haben die Univerſitaͤtsbachhaͤndler zu Heidelberg, die Herren Pfaͤhler, auch nicht Ein lateiniſches Exemplar verkaufen koͤnnen. O des lieben Lateins!
Doktor Heddeus iſt ein finſtrer, ſtoͤrriger Orthodoxe, ein aͤchter Anhaͤnger der Synode von Dortrecht, der Euch die Meinung der Supralapſa- rier vertheidiget, wie einſt Meiſter Gomarus, und der den Heidelberger Katechismus fuͤr inſpirirt haͤlt. Er lieſt noch jetzt 1792 uͤber das Kompendium Pie- teti. Wie doch der Mann muß ſtudirt haben, daß er noch ein ſolch finſteres, und nach unſern Zeiten
Erſter Theil. T
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neuere Buͤcher machen, und ihren Katechismus ut-
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delberg ſchon genug: denn da florirt der Urſiniſche
Katechismus neben den Schluͤſſen der Dortrechter
Synode ſo ſchoͤn, wie immer in Holland. Hr. Wund
ſchaͤtzt die Schriften des beruͤhmten Steinbarts, und
was er auf dem Katheder gutes ſagt, iſt aus Stein-
barts Gluͤckſeligkeitslehre. Er hat endlich auch ein-
mal ein geſcheides Kompendium eingefuͤhrt, naͤmlich
das von Murſinna, woruͤber aber die Herren
Kirchenraͤthe nicht das freundlichſte Geſicht gemacht
haben, weil Herr Murſinna alles Diſputiren uͤber
das decretum abſolutum fuͤr Spiegelfechterei und
theologiſchen Aberſinn ausgiebt. — Da man eine
deutſche Ueberſetzung dieſes Kompendiums hat; ſo
haben die Univerſitaͤtsbachhaͤndler zu Heidelberg, die
Herren Pfaͤhler, auch nicht Ein lateiniſches Exemplar
verkaufen koͤnnen. O des lieben Lateins!
Doktor Heddeus iſt ein finſtrer, ſtoͤrriger
Orthodoxe, ein aͤchter Anhaͤnger der Synode von
Dortrecht, der Euch die Meinung der Supralapſa-
rier vertheidiget, wie einſt Meiſter Gomarus, und
der den Heidelberger Katechismus fuͤr inſpirirt haͤlt.
Er lieſt noch jetzt 1792 uͤber das Kompendium Pie-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/303>, abgerufen am 16.02.2025.
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