ich etwas daran wenden wollte, das Ding sich so karten ließe, daß das Landeskind seinem Vater ad- jungirt würde, und ich die Pfarre bekäme. Dieser Vorschlag war so unrecht nicht: denn weil viel alte Pfarrer in der Grafschaft waren; so hätte ich Hoff- nung gehabt, bald weiter zu rücken: allein er stand mit einem Schurkenstreich in Parallelle: und so wollte mein Vater durchaus nichts weiter davon wissen.
Diese mislungenen Versuche, mir in der Kur- pfalz eine Pfarrstelle zu verschaffen, brachten meinen Vater auf den Entschluß, mich zu Heidelberg exa- miniren und in die Zahl der Pfälzischen Kandidaten, deren es wenige giebt z), aufnehmen zu lassen. Ich hatte freilich keine Lust in der Pfalz angestellt zu werden; doch mußte ich meinem Vater für sein öfte- res Nachgeben, wohl auch einmal wieder nachgeben, und nach Heidelberg reisen, um mich da einstweilen zu erkundigen, wie mir wohl die Thür zum pfälzi- schen Schaafstall offen stehen möchte, oder ob ich so sonst irgendwo hineinsteigen müßte.
z) daß hier die Rede von lutherischen Kandidaten sey, versteht sich von selbst: denn der Name der Reformir- ten heißt Legion, die lutherischen Pfarrstellen werden auch meistens mit Ausländern, und zwar mit verlauffe- nen Ausländern besetzt.
ich etwas daran wenden wollte, das Ding ſich ſo karten ließe, daß das Landeskind ſeinem Vater ad- jungirt wuͤrde, und ich die Pfarre bekaͤme. Dieſer Vorſchlag war ſo unrecht nicht: denn weil viel alte Pfarrer in der Grafſchaft waren; ſo haͤtte ich Hoff- nung gehabt, bald weiter zu ruͤcken: allein er ſtand mit einem Schurkenſtreich in Parallelle: und ſo wollte mein Vater durchaus nichts weiter davon wiſſen.
Dieſe mislungenen Verſuche, mir in der Kur- pfalz eine Pfarrſtelle zu verſchaffen, brachten meinen Vater auf den Entſchluß, mich zu Heidelberg exa- miniren und in die Zahl der Pfaͤlziſchen Kandidaten, deren es wenige giebt z), aufnehmen zu laſſen. Ich hatte freilich keine Luſt in der Pfalz angeſtellt zu werden; doch mußte ich meinem Vater fuͤr ſein oͤfte- res Nachgeben, wohl auch einmal wieder nachgeben, und nach Heidelberg reiſen, um mich da einſtweilen zu erkundigen, wie mir wohl die Thuͤr zum pfaͤlzi- ſchen Schaafſtall offen ſtehen moͤchte, oder ob ich ſo ſonſt irgendwo hineinſteigen muͤßte.
z) daß hier die Rede von lutheriſchen Kandidaten ſey, verſteht ſich von ſelbſt: denn der Name der Reformir- ten heißt Legion, die lutheriſchen Pfarrſtellen werden auch meiſtens mit Auslaͤndern, und zwar mit verlauffe- nen Auslaͤndern beſetzt.
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ich etwas daran wenden wollte, das Ding ſich ſo
karten ließe, daß das Landeskind ſeinem Vater ad-
jungirt wuͤrde, und ich die Pfarre bekaͤme. Dieſer
Vorſchlag war ſo unrecht nicht: denn weil viel alte
Pfarrer in der Grafſchaft waren; ſo haͤtte ich Hoff-
nung gehabt, bald weiter zu ruͤcken: allein er ſtand
mit einem Schurkenſtreich in Parallelle: und ſo
wollte mein Vater durchaus nichts weiter davon
wiſſen.
Dieſe mislungenen Verſuche, mir in der Kur-
pfalz eine Pfarrſtelle zu verſchaffen, brachten meinen
Vater auf den Entſchluß, mich zu Heidelberg exa-
miniren und in die Zahl der Pfaͤlziſchen Kandidaten,
deren es wenige giebt z), aufnehmen zu laſſen. Ich
hatte freilich keine Luſt in der Pfalz angeſtellt zu
werden; doch mußte ich meinem Vater fuͤr ſein oͤfte-
res Nachgeben, wohl auch einmal wieder nachgeben,
und nach Heidelberg reiſen, um mich da einſtweilen
zu erkundigen, wie mir wohl die Thuͤr zum pfaͤlzi-
ſchen Schaafſtall offen ſtehen moͤchte, oder ob ich ſo
ſonſt irgendwo hineinſteigen muͤßte.
z) daß hier die Rede von lutheriſchen Kandidaten ſey,
verſteht ſich von ſelbſt: denn der Name der Reformir-
ten heißt Legion, die lutheriſchen Pfarrſtellen werden
auch meiſtens mit Auslaͤndern, und zwar mit verlauffe-
nen Auslaͤndern beſetzt.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/298>, abgerufen am 16.02.2025.
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