Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792."deren regelmäßigem Leben auch nur im geringsten Zu den schönen Tugenden, womit meine Ju- e) In der Pfalz scheinen die Zoten wie zu Hause zu seyn:
besonders herrscht unter den gemeinen Leuten eine sol- che Schaamlosigkeit im Reden, daß auch ein Preußischer Musketier über die unlautern Schäckereien der Pfälzer Hänsels und Gretels erröthen würde. „deren regelmaͤßigem Leben auch nur im geringſten Zu den ſchoͤnen Tugenden, womit meine Ju- e) In der Pfalz ſcheinen die Zoten wie zu Hauſe zu ſeyn:
beſonders herrſcht unter den gemeinen Leuten eine ſol- che Schaamloſigkeit im Reden, daß auch ein Preußiſcher Musketier uͤber die unlautern Schaͤckereien der Pfaͤlzer Haͤnſels und Gretels erroͤthen wuͤrde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="13"/> „deren regelmaͤßigem Leben auch nur im geringſten<lb/> „zweifeln koͤnnen.“ Eben dies gilt von Freunden<lb/> und Freundinnen, und vorzuͤglich vom Geſinde.<lb/> Man wird gleich ſehen, warum.</p><lb/> <p>Zu den ſchoͤnen Tugenden, womit meine Ju-<lb/> gend ausgeruͤſtet war, gehoͤrt auch das Fluchen und<lb/> Zotenreißen. Unſer Knecht, <hi rendition="#g">Johann Ludwig<lb/> Spangenberger</hi> unterrichtete mich in dieſen ſau-<lb/> bern Kuͤnſten zu fruͤh und zu viel. Er erklaͤrte mir<lb/> zuerſt die Geheimniſſe der Frauenzimmer, und brach-<lb/> te mir leider ſo viel Theorie davon bei, daß ich in<lb/> Stand geſetzt wurde, zu den ſchaamloſen Neckereien<lb/> und Geſpraͤchen des Geſindes <note place="foot" n="e)">In der Pfalz ſcheinen die Zoten wie zu Hauſe zu ſeyn:<lb/> beſonders herrſcht unter den gemeinen Leuten eine ſol-<lb/> che Schaamloſigkeit im Reden, daß auch ein Preußiſcher<lb/> Musketier uͤber die unlautern Schaͤckereien der Pfaͤlzer<lb/> Haͤnſels und Gretels erroͤthen wuͤrde.</note> mein Kontingent<lb/> allemal richtig und mit Beifall zu liefern. Und ſeit-<lb/> dem der Knecht mich ſo unterrichtete, ſuchte ich ſeine<lb/> Geſellſchaft mit aller Emſigkeit, und verſah ihn mit<lb/> Taback aus meines Vaters Buͤchſe: es war natuͤr-<lb/> lich, daß ſein Unterricht hierdurch zunahm. Da auch<lb/> Meiſter Hans Ludwig wie ein Landsknecht fluchen<lb/> konnte; ſo ahmte ich ihm auch hierin ſo treulich<lb/> nach, daß jedesmal, wenn ich redete, das zweite<lb/> Wort eine Zote und das dritte ein Fluch war. In<lb/> meiner Eltern Gegenwart entfuhren mir anfaͤnglich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0027]
„deren regelmaͤßigem Leben auch nur im geringſten
„zweifeln koͤnnen.“ Eben dies gilt von Freunden
und Freundinnen, und vorzuͤglich vom Geſinde.
Man wird gleich ſehen, warum.
Zu den ſchoͤnen Tugenden, womit meine Ju-
gend ausgeruͤſtet war, gehoͤrt auch das Fluchen und
Zotenreißen. Unſer Knecht, Johann Ludwig
Spangenberger unterrichtete mich in dieſen ſau-
bern Kuͤnſten zu fruͤh und zu viel. Er erklaͤrte mir
zuerſt die Geheimniſſe der Frauenzimmer, und brach-
te mir leider ſo viel Theorie davon bei, daß ich in
Stand geſetzt wurde, zu den ſchaamloſen Neckereien
und Geſpraͤchen des Geſindes e) mein Kontingent
allemal richtig und mit Beifall zu liefern. Und ſeit-
dem der Knecht mich ſo unterrichtete, ſuchte ich ſeine
Geſellſchaft mit aller Emſigkeit, und verſah ihn mit
Taback aus meines Vaters Buͤchſe: es war natuͤr-
lich, daß ſein Unterricht hierdurch zunahm. Da auch
Meiſter Hans Ludwig wie ein Landsknecht fluchen
konnte; ſo ahmte ich ihm auch hierin ſo treulich
nach, daß jedesmal, wenn ich redete, das zweite
Wort eine Zote und das dritte ein Fluch war. In
meiner Eltern Gegenwart entfuhren mir anfaͤnglich
e) In der Pfalz ſcheinen die Zoten wie zu Hauſe zu ſeyn:
beſonders herrſcht unter den gemeinen Leuten eine ſol-
che Schaamloſigkeit im Reden, daß auch ein Preußiſcher
Musketier uͤber die unlautern Schaͤckereien der Pfaͤlzer
Haͤnſels und Gretels erroͤthen wuͤrde.
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