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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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den Eifer und die Fortschritte der Schüler in den Wis-
senschaften hat, so versteht es sich von selbst, daß der
Student in Göttingen nach Voraussetzung alles
Uebrigen, weit fleißiger studiren, und folglich weit
mehr lernen muß, als der in Gießen, Heidelberg,
Rinteln oder sonst einem Orte, wo die großen Mu-
ster so selten sind. Und so ist es auch in der That,
ob ich gleich herzlich gern gestehe, daß sehr viele un-
fleißige Studenten zu meiner Zeit auch in Göttingen
waren.

Ich war an den seligen D. Walch empfohlen,
welchen mein Vater in Jena genau gekannt, und
seine Freundschaft genossen hatte. Walch war ein
vortreflicher Mann, sowohl von Seiten der Kennt-
nisse und Gelehrsamkeit, als in Ansehung des Bie-
dersinns, und der Redlichkeit. Man findet der
Männer wenige, welche verdienen, mit einem Walch
verglichen zu werden. Ich habe viel Gutes von ihm
genossen: manchen Gefallen, manche Freundschaft
hat er mir erwiesen, und mit manchen Kenntnissen
hat er mich bereichert; dafür danke ich ihm noch
jetzt. -- Man weis, daß Walchs Stärke in der
Litteratur und Geschichtskunde bestand: alles hieher
gehörige hatte er gelesen, geprüft, und zur Verbes-
serung der historischen Vorstellungen und Begriffe
nach seiner Arr, sorgfältig benutzt. Einige Theile
der Kirchengeschichte waren vor seiner Zeit noch ganz

den Eifer und die Fortſchritte der Schuͤler in den Wiſ-
ſenſchaften hat, ſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß der
Student in Goͤttingen nach Vorausſetzung alles
Uebrigen, weit fleißiger ſtudiren, und folglich weit
mehr lernen muß, als der in Gießen, Heidelberg,
Rinteln oder ſonſt einem Orte, wo die großen Mu-
ſter ſo ſelten ſind. Und ſo iſt es auch in der That,
ob ich gleich herzlich gern geſtehe, daß ſehr viele un-
fleißige Studenten zu meiner Zeit auch in Goͤttingen
waren.

Ich war an den ſeligen D. Walch empfohlen,
welchen mein Vater in Jena genau gekannt, und
ſeine Freundſchaft genoſſen hatte. Walch war ein
vortreflicher Mann, ſowohl von Seiten der Kennt-
niſſe und Gelehrſamkeit, als in Anſehung des Bie-
derſinns, und der Redlichkeit. Man findet der
Maͤnner wenige, welche verdienen, mit einem Walch
verglichen zu werden. Ich habe viel Gutes von ihm
genoſſen: manchen Gefallen, manche Freundſchaft
hat er mir erwieſen, und mit manchen Kenntniſſen
hat er mich bereichert; dafuͤr danke ich ihm noch
jetzt. — Man weis, daß Walchs Staͤrke in der
Litteratur und Geſchichtskunde beſtand: alles hieher
gehoͤrige hatte er geleſen, gepruͤft, und zur Verbeſ-
ſerung der hiſtoriſchen Vorſtellungen und Begriffe
nach ſeiner Arr, ſorgfaͤltig benutzt. Einige Theile
der Kirchengeſchichte waren vor ſeiner Zeit noch ganz

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[249/0263] den Eifer und die Fortſchritte der Schuͤler in den Wiſ- ſenſchaften hat, ſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß der Student in Goͤttingen nach Vorausſetzung alles Uebrigen, weit fleißiger ſtudiren, und folglich weit mehr lernen muß, als der in Gießen, Heidelberg, Rinteln oder ſonſt einem Orte, wo die großen Mu- ſter ſo ſelten ſind. Und ſo iſt es auch in der That, ob ich gleich herzlich gern geſtehe, daß ſehr viele un- fleißige Studenten zu meiner Zeit auch in Goͤttingen waren. Ich war an den ſeligen D. Walch empfohlen, welchen mein Vater in Jena genau gekannt, und ſeine Freundſchaft genoſſen hatte. Walch war ein vortreflicher Mann, ſowohl von Seiten der Kennt- niſſe und Gelehrſamkeit, als in Anſehung des Bie- derſinns, und der Redlichkeit. Man findet der Maͤnner wenige, welche verdienen, mit einem Walch verglichen zu werden. Ich habe viel Gutes von ihm genoſſen: manchen Gefallen, manche Freundſchaft hat er mir erwieſen, und mit manchen Kenntniſſen hat er mich bereichert; dafuͤr danke ich ihm noch jetzt. — Man weis, daß Walchs Staͤrke in der Litteratur und Geſchichtskunde beſtand: alles hieher gehoͤrige hatte er geleſen, gepruͤft, und zur Verbeſ- ſerung der hiſtoriſchen Vorſtellungen und Begriffe nach ſeiner Arr, ſorgfaͤltig benutzt. Einige Theile der Kirchengeſchichte waren vor ſeiner Zeit noch ganz

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/263>, abgerufen am 19.05.2024.