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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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von den Herrlichkeiten anhören, welche bei der Ar-
mee auf mich warten sollten. Endlich riß mir die
Geduld: ich forderte, daß man einen Officier holen
sollte. Man lachte. Ich wollte mit Gewalt zur Thür
hinaus, aber man hielt mich auch mit Gewalt zurück:
und indem wir uns so balgten, trat ein Officier in die
Stube, der, wie ich hernach erfuhr, Major war.

Major: Was giebts denn da? rief der an-
sehnliche Mann, ich glaub ihr habt Händel?

Ein Unterof. Verzeihens halter, Ihr Gna-
den, da ist ein Rekrute, der will ausreissen.

Major: (zu mir) Haben Sie Sich anwer-
ben lassen?

Ich: Nein, mein Herr!

Major: Aber die Leute da, die Unterofficiere
sagens doch?

Ich: Mein Herr, ich kam gestern Abend hier
her und --

Major: (einfallend) und soffen sich so voll,
daß Sie noch nicht nüchtern sind. Hab' davon hö-
ren müssen! Wer sind Sie?

Ich: Ein Student von Gießen.

Major: Wie lange studiren sie schon?

Ich: Seit drei Jahren.

Major: So, so! -- Aber was nehmen Sie
denn Handgeld? -- Haben wahrscheinlich nichts ge-
lernt? Nicht wahr?


von den Herrlichkeiten anhoͤren, welche bei der Ar-
mee auf mich warten ſollten. Endlich riß mir die
Geduld: ich forderte, daß man einen Officier holen
ſollte. Man lachte. Ich wollte mit Gewalt zur Thuͤr
hinaus, aber man hielt mich auch mit Gewalt zuruͤck:
und indem wir uns ſo balgten, trat ein Officier in die
Stube, der, wie ich hernach erfuhr, Major war.

Major: Was giebts denn da? rief der an-
ſehnliche Mann, ich glaub ihr habt Haͤndel?

Ein Unterof. Verzeihens halter, Ihr Gna-
den, da iſt ein Rekrute, der will ausreiſſen.

Major: (zu mir) Haben Sie Sich anwer-
ben laſſen?

Ich: Nein, mein Herr!

Major: Aber die Leute da, die Unterofficiere
ſagens doch?

Ich: Mein Herr, ich kam geſtern Abend hier
her und —

Major: (einfallend) und ſoffen ſich ſo voll,
daß Sie noch nicht nuͤchtern ſind. Hab' davon hoͤ-
ren muͤſſen! Wer ſind Sie?

Ich: Ein Student von Gießen.

Major: Wie lange ſtudiren ſie ſchon?

Ich: Seit drei Jahren.

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denn Handgeld? — Haben wahrſcheinlich nichts ge-
lernt? Nicht wahr?


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[242/0256] von den Herrlichkeiten anhoͤren, welche bei der Ar- mee auf mich warten ſollten. Endlich riß mir die Geduld: ich forderte, daß man einen Officier holen ſollte. Man lachte. Ich wollte mit Gewalt zur Thuͤr hinaus, aber man hielt mich auch mit Gewalt zuruͤck: und indem wir uns ſo balgten, trat ein Officier in die Stube, der, wie ich hernach erfuhr, Major war. Major: Was giebts denn da? rief der an- ſehnliche Mann, ich glaub ihr habt Haͤndel? Ein Unterof. Verzeihens halter, Ihr Gna- den, da iſt ein Rekrute, der will ausreiſſen. Major: (zu mir) Haben Sie Sich anwer- ben laſſen? Ich: Nein, mein Herr! Major: Aber die Leute da, die Unterofficiere ſagens doch? Ich: Mein Herr, ich kam geſtern Abend hier her und — Major: (einfallend) und ſoffen ſich ſo voll, daß Sie noch nicht nuͤchtern ſind. Hab' davon hoͤ- ren muͤſſen! Wer ſind Sie? Ich: Ein Student von Gießen. Major: Wie lange ſtudiren ſie ſchon? Ich: Seit drei Jahren. Major: So, ſo! — Aber was nehmen Sie denn Handgeld? — Haben wahrſcheinlich nichts ge- lernt? Nicht wahr?

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/256>, abgerufen am 23.11.2024.