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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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fleißig Kontrovers predigte; aber noch fleißiger die
Ränke des Mainzer Vikariats studirte. Der jetzige
Kurfürst lernte ihn kennen, und glaubte, das wäre
der Mann, welcher ihm dienen könnte, das Vika-
riat zu demüthigen. Er machte ihn daher zum geist-
lichen Rath, und einen gewissen Heimes zum Weih-
bischof. Ob der Kurfürst wirklich durch diese Krea-
turen das Ansehen des Vikariats geschwächt haben
mag? -- Es ist gar schwer, so ein Vikariat herun-
ter zu bringen: eher geht das mit allen Kollegien
in einem Königreiche an, als mit dem Vikariat des
geringsten Bisthums t). Die Exempel hat das Main-
zer und Wormser in Ueberfluß hergegeben: sonst kenne
ich keine.


t) Sehr natürlich! Denn das Vicariat behandelt seine
Didcesan- Rechte nach dem allgemeinen päpstlichen
Kirchenrechte, dem auch der Herr Kurfürst als Erzbischof
und Katholik unterworfen ist. Ueberdem da es nur
Einen Gott, Eine Taufe und Eine Kirche giebt: da
ferner jeder anathematisirt ist, der es sich herausnimmt,
an jenen Bestimmungen etwas zu ändern, die die liebe
Mutter Kirche, zu ihrem eignen Vortheil in ihrer
eignen Sache festzusetzen für gut gefunden hat: da
endlich das Geistliche dem Leiblichen, das Ewige dem
Zeitlichen vorzuziehen ist, so wie die Seele dem Körper;
so müßten die Handhaber der Geistlichen Gerichts-
barkeit ihren Vortheil wenig verstehen, wenn sie der
weltlichen nachgeben wollten. Ja vielmehr wollen
sie, als Stellvertreter Gottes, dessen doch Himmel und

fleißig Kontrovers predigte; aber noch fleißiger die
Raͤnke des Mainzer Vikariats ſtudirte. Der jetzige
Kurfuͤrſt lernte ihn kennen, und glaubte, das waͤre
der Mann, welcher ihm dienen koͤnnte, das Vika-
riat zu demuͤthigen. Er machte ihn daher zum geiſt-
lichen Rath, und einen gewiſſen Heimes zum Weih-
biſchof. Ob der Kurfuͤrſt wirklich durch dieſe Krea-
turen das Anſehen des Vikariats geſchwaͤcht haben
mag? — Es iſt gar ſchwer, ſo ein Vikariat herun-
ter zu bringen: eher geht das mit allen Kollegien
in einem Koͤnigreiche an, als mit dem Vikariat des
geringſten Biſthums t). Die Exempel hat das Main-
zer und Wormſer in Ueberfluß hergegeben: ſonſt kenne
ich keine.


t) Sehr natuͤrlich! Denn das Vicariat behandelt ſeine
Didceſan- Rechte nach dem allgemeinen paͤpſtlichen
Kirchenrechte, dem auch der Herr Kurfuͤrſt als Erzbiſchof
und Katholik unterworfen iſt. Ueberdem da es nur
Einen Gott, Eine Taufe und Eine Kirche giebt: da
ferner jeder anathematiſirt iſt, der es ſich herausnimmt,
an jenen Beſtimmungen etwas zu aͤndern, die die liebe
Mutter Kirche, zu ihrem eignen Vortheil in ihrer
eignen Sache feſtzuſetzen fuͤr gut gefunden hat: da
endlich das Geiſtliche dem Leiblichen, das Ewige dem
Zeitlichen vorzuziehen iſt, ſo wie die Seele dem Koͤrper;
ſo muͤßten die Handhaber der Geiſtlichen Gerichts-
barkeit ihren Vortheil wenig verſtehen, wenn ſie der
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[227/0241] fleißig Kontrovers predigte; aber noch fleißiger die Raͤnke des Mainzer Vikariats ſtudirte. Der jetzige Kurfuͤrſt lernte ihn kennen, und glaubte, das waͤre der Mann, welcher ihm dienen koͤnnte, das Vika- riat zu demuͤthigen. Er machte ihn daher zum geiſt- lichen Rath, und einen gewiſſen Heimes zum Weih- biſchof. Ob der Kurfuͤrſt wirklich durch dieſe Krea- turen das Anſehen des Vikariats geſchwaͤcht haben mag? — Es iſt gar ſchwer, ſo ein Vikariat herun- ter zu bringen: eher geht das mit allen Kollegien in einem Koͤnigreiche an, als mit dem Vikariat des geringſten Biſthums t). Die Exempel hat das Main- zer und Wormſer in Ueberfluß hergegeben: ſonſt kenne ich keine. t) Sehr natuͤrlich! Denn das Vicariat behandelt ſeine Didceſan- Rechte nach dem allgemeinen paͤpſtlichen Kirchenrechte, dem auch der Herr Kurfuͤrſt als Erzbiſchof und Katholik unterworfen iſt. Ueberdem da es nur Einen Gott, Eine Taufe und Eine Kirche giebt: da ferner jeder anathematiſirt iſt, der es ſich herausnimmt, an jenen Beſtimmungen etwas zu aͤndern, die die liebe Mutter Kirche, zu ihrem eignen Vortheil in ihrer eignen Sache feſtzuſetzen fuͤr gut gefunden hat: da endlich das Geiſtliche dem Leiblichen, das Ewige dem Zeitlichen vorzuziehen iſt, ſo wie die Seele dem Koͤrper; ſo muͤßten die Handhaber der Geiſtlichen Gerichts- barkeit ihren Vortheil wenig verſtehen, wenn ſie der weltlichen nachgeben wollten. Ja vielmehr wollen ſie, als Stellvertreter Gottes, deſſen doch Himmel und

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/241>, abgerufen am 24.11.2024.