Er: Gleichfalls: heiße Kröber, und bin aus der Pfalz e). -- Also Landsleute: Pardid! das ist ja exellent! Komm Bruder, setz dich hierher! -- Nun hatte ich schon Einen Bruder in Jena, aber noch ehe ich den Fürstenkeller verließ, zählte ich derer über zwanzig. Die Bursche wetteiferten, mir nach ihrer Art Höflichkeiten zu bezeugen.
Man muß es den Jenaischen Studenten lassen daß sie alle sehr freundlich gegen Fremde sind, und die Gastfreiheit in einem hohen Grade ausüben. Das findet in Halle und Erlangen wenig und in Göt- tingen gar nicht statt. Zu Mainz, Heidelberg, Strasburg, Fulda und Würzburg ist auch nicht ein Schatten von akademischer Gastfreiheit. Die Gießer kommen den Jenensern darin an nächsten. Vielleicht trägt die Wohlfeilheit des Unterhalts zu Jena und Gießen vieles dazu bei; doch scheint mir der Haupt- grund in den Gelagen zu liegen, welche auf den ge- dachten Universitäten mehr oder weniger im Gange sind. Gelage machen herzliche Freundschaften, we- nigstens auf einige Zeit; und herzliche Freundschaft erzeugt Gastfreiheit. "Freude läßt uns unsere "Nebenmenschen im vortheilhaften Lichte erscheinen: "sie macht wohlwollend und zutraulich, öffnet das
e) So macht man die akademische Brüderschaft!
Er: Gleichfalls: heiße Kroͤber, und bin aus der Pfalz e). — Alſo Landsleute: Pardid! das iſt ja exellent! Komm Bruder, ſetz dich hierher! — Nun hatte ich ſchon Einen Bruder in Jena, aber noch ehe ich den Fuͤrſtenkeller verließ, zaͤhlte ich derer uͤber zwanzig. Die Burſche wetteiferten, mir nach ihrer Art Hoͤflichkeiten zu bezeugen.
Man muß es den Jenaiſchen Studenten laſſen daß ſie alle ſehr freundlich gegen Fremde ſind, und die Gaſtfreiheit in einem hohen Grade ausuͤben. Das findet in Halle und Erlangen wenig und in Goͤt- tingen gar nicht ſtatt. Zu Mainz, Heidelberg, Strasburg, Fulda und Wuͤrzburg iſt auch nicht ein Schatten von akademiſcher Gaſtfreiheit. Die Gießer kommen den Jenenſern darin an naͤchſten. Vielleicht traͤgt die Wohlfeilheit des Unterhalts zu Jena und Gießen vieles dazu bei; doch ſcheint mir der Haupt- grund in den Gelagen zu liegen, welche auf den ge- dachten Univerſitaͤten mehr oder weniger im Gange ſind. Gelage machen herzliche Freundſchaften, we- nigſtens auf einige Zeit; und herzliche Freundſchaft erzeugt Gaſtfreiheit. „Freude laͤßt uns unſere „Nebenmenſchen im vortheilhaften Lichte erſcheinen: „ſie macht wohlwollend und zutraulich, oͤffnet das
e) So macht man die akademiſche Bruͤderſchaft!
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0205"n="191"/><p><hirendition="#g">Er</hi>: Gleichfalls: heiße Kroͤber, und bin aus<lb/>
der Pfalz <noteplace="foot"n="e)">So macht man die akademiſche Bruͤderſchaft!</note>. — Alſo Landsleute: Pardid! das iſt<lb/>
ja exellent! Komm Bruder, ſetz dich hierher! —<lb/>
Nun hatte ich ſchon Einen Bruder in Jena, aber<lb/>
noch ehe ich den Fuͤrſtenkeller verließ, zaͤhlte ich derer<lb/>
uͤber zwanzig. Die Burſche wetteiferten, mir nach<lb/>
ihrer Art Hoͤflichkeiten zu bezeugen.</p><lb/><p>Man muß es den Jenaiſchen Studenten laſſen<lb/>
daß ſie alle ſehr freundlich gegen Fremde ſind, und<lb/>
die Gaſtfreiheit in einem hohen Grade ausuͤben.<lb/>
Das findet in Halle und Erlangen wenig und in Goͤt-<lb/>
tingen gar nicht ſtatt. Zu Mainz, Heidelberg,<lb/>
Strasburg, Fulda und Wuͤrzburg iſt auch nicht ein<lb/>
Schatten von akademiſcher Gaſtfreiheit. Die Gießer<lb/>
kommen den Jenenſern darin an naͤchſten. Vielleicht<lb/>
traͤgt die Wohlfeilheit des Unterhalts zu Jena und<lb/>
Gießen vieles dazu bei; doch ſcheint mir der Haupt-<lb/>
grund in den Gelagen zu liegen, welche auf den ge-<lb/>
dachten Univerſitaͤten mehr oder weniger im Gange<lb/>ſind. Gelage machen herzliche Freundſchaften, we-<lb/>
nigſtens auf einige Zeit; und herzliche Freundſchaft<lb/>
erzeugt Gaſtfreiheit. „Freude laͤßt uns unſere<lb/>„Nebenmenſchen im vortheilhaften Lichte erſcheinen:<lb/>„ſie macht wohlwollend und zutraulich, oͤffnet das<lb/></p></div></body></text></TEI>
[191/0205]
Er: Gleichfalls: heiße Kroͤber, und bin aus
der Pfalz e). — Alſo Landsleute: Pardid! das iſt
ja exellent! Komm Bruder, ſetz dich hierher! —
Nun hatte ich ſchon Einen Bruder in Jena, aber
noch ehe ich den Fuͤrſtenkeller verließ, zaͤhlte ich derer
uͤber zwanzig. Die Burſche wetteiferten, mir nach
ihrer Art Hoͤflichkeiten zu bezeugen.
Man muß es den Jenaiſchen Studenten laſſen
daß ſie alle ſehr freundlich gegen Fremde ſind, und
die Gaſtfreiheit in einem hohen Grade ausuͤben.
Das findet in Halle und Erlangen wenig und in Goͤt-
tingen gar nicht ſtatt. Zu Mainz, Heidelberg,
Strasburg, Fulda und Wuͤrzburg iſt auch nicht ein
Schatten von akademiſcher Gaſtfreiheit. Die Gießer
kommen den Jenenſern darin an naͤchſten. Vielleicht
traͤgt die Wohlfeilheit des Unterhalts zu Jena und
Gießen vieles dazu bei; doch ſcheint mir der Haupt-
grund in den Gelagen zu liegen, welche auf den ge-
dachten Univerſitaͤten mehr oder weniger im Gange
ſind. Gelage machen herzliche Freundſchaften, we-
nigſtens auf einige Zeit; und herzliche Freundſchaft
erzeugt Gaſtfreiheit. „Freude laͤßt uns unſere
„Nebenmenſchen im vortheilhaften Lichte erſcheinen:
„ſie macht wohlwollend und zutraulich, oͤffnet das
e) So macht man die akademiſche Bruͤderſchaft!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/205>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.