Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.zog mit der Serenade auf. Er schien mit dieser Ach- Auf dem Kirchenplatz wurden die übrigen Fak- Den andern Tag früh setzten sich die Hauptan- d) Das war ein sogenannter Pietist oder Separatist in
Gießen, der immer betete; aber auch alle Jahr wenig- stens ein Hurenkind fabricirte. Die Studenten züch- tigten ihn aber auch dafür ganz separat. zog mit der Serenade auf. Er ſchien mit dieſer Ach- Auf dem Kirchenplatz wurden die uͤbrigen Fak- Den andern Tag fruͤh ſetzten ſich die Hauptan- d) Das war ein ſogenannter Pietiſt oder Separatiſt in
Gießen, der immer betete; aber auch alle Jahr wenig- ſtens ein Hurenkind fabricirte. Die Studenten zuͤch- tigten ihn aber auch dafuͤr ganz ſeparat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="181"/> zog mit der Serenade auf. Er ſchien mit dieſer Ach-<lb/> tung gegen ihn auſſerordentlich zufrieden zu ſeyn, und<lb/> dankte nebſt der Prinzeſſin ſehr hoͤflich. Auch ließ<lb/> er im Poſthauſe ſo viel Wein auftiſchen, als uns zu<lb/> trinken beliebte. Da die meiſten ohnehin ſchon bei-<lb/> nahe zu viel hatten; ſo kam es jetzt dahin, daß der<lb/> ganze Haufen ſehr bezecht wieder abzog.</p><lb/> <p>Auf dem Kirchenplatz wurden die uͤbrigen Fak-<lb/> keln und Fackelſtummel verbrannt, der akademiſchen<lb/> Freiheit ein Vivat und den Unterdruͤckern derſelben<lb/> ein helles Pereat geſchrieen. Sofort wurde das<lb/> ſchwarze Bret, woran das Edict geheftet war, her-<lb/> abgeriſſen, in Stuͤcken zerſchlagen und ins Fackel-<lb/> feuer geworfen. Das war nun das voͤllige Signal<lb/> zum Tumulte. Die ganze Nacht ging der Spektakel<lb/> nach Panduren Art fort, bis an den hellen Tag: der<lb/> arme Eulerkapper mußte ſchrecklich herhalten: dem<lb/> Schuſter Wannich <note place="foot" n="d)">Das war ein ſogenannter Pietiſt oder Separatiſt in<lb/> Gießen, der immer betete; aber auch alle Jahr wenig-<lb/> ſtens ein Hurenkind fabricirte. Die Studenten zuͤch-<lb/> tigten ihn aber auch dafuͤr ganz ſeparat.</note> wurde das Haus geſtuͤrmt,<lb/> und alle Fenſter eingeſchmiſſen. Dem Rector er-<lb/> ſcholl manches wilde Pereat.</p><lb/> <p>Den andern Tag fruͤh ſetzten ſich die Hauptan-<lb/> fuͤhrer <hi rendition="#g">Lang</hi> und <hi rendition="#g">Bohy</hi> zu Pferde, und ritten nach<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0195]
zog mit der Serenade auf. Er ſchien mit dieſer Ach-
tung gegen ihn auſſerordentlich zufrieden zu ſeyn, und
dankte nebſt der Prinzeſſin ſehr hoͤflich. Auch ließ
er im Poſthauſe ſo viel Wein auftiſchen, als uns zu
trinken beliebte. Da die meiſten ohnehin ſchon bei-
nahe zu viel hatten; ſo kam es jetzt dahin, daß der
ganze Haufen ſehr bezecht wieder abzog.
Auf dem Kirchenplatz wurden die uͤbrigen Fak-
keln und Fackelſtummel verbrannt, der akademiſchen
Freiheit ein Vivat und den Unterdruͤckern derſelben
ein helles Pereat geſchrieen. Sofort wurde das
ſchwarze Bret, woran das Edict geheftet war, her-
abgeriſſen, in Stuͤcken zerſchlagen und ins Fackel-
feuer geworfen. Das war nun das voͤllige Signal
zum Tumulte. Die ganze Nacht ging der Spektakel
nach Panduren Art fort, bis an den hellen Tag: der
arme Eulerkapper mußte ſchrecklich herhalten: dem
Schuſter Wannich d) wurde das Haus geſtuͤrmt,
und alle Fenſter eingeſchmiſſen. Dem Rector er-
ſcholl manches wilde Pereat.
Den andern Tag fruͤh ſetzten ſich die Hauptan-
fuͤhrer Lang und Bohy zu Pferde, und ritten nach
d) Das war ein ſogenannter Pietiſt oder Separatiſt in
Gießen, der immer betete; aber auch alle Jahr wenig-
ſtens ein Hurenkind fabricirte. Die Studenten zuͤch-
tigten ihn aber auch dafuͤr ganz ſeparat.
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