dazu. Als wir sie fragten- wie ihnen unser Kom- mers gefallen hätte, und sie mit einem: sehr schön antworteten, sagte Bruder Henrici: "Ja, Ihr "müßt auch wissen, Ihr Marburger, daß die Gießer "den Komment erst recht verstehen. Das sind ganz "andre Kerls, als ihr! Schwerenoth, zu uns müßt "ihr kommen! Ein Fuchs bei uns weis mehr Kom- "ment, als eure ganze Universität! Gott straf mich, "das ist wahr!" -- Die Herren Marburger lächel- ten und gingen ihrer Straße. Sie waren klüger, als wir.
In einigen Kollegien hospitirte ich, und be- suchte auch selbst einige gelehrte, bei denen mich mein Vetter Böhmer, der Hofmeister bei Herrn von Brei- tenbach, einführte. Es waren die Herren Wyt- tenbach, Coing, Seip und Curtius.
Herr Curtius ist ein herrlicher Mann, so viel ich nämlich nach der kurzen Bekanntschaft urtheilen konnte. Er sprach sehr hübsch und gründlich über Litteratur und Philologie, und machte auch einige Anmerkungen über Herrn Schmid in Gießen, die mir baß behagten.
Coing ist ein finsterer Mann, so recht von der Mine eines Dorfschulmeisters: dabei ist er schröcklich orthodox, und im hohen Grade impertinent. Er hat auch allerhand geschrieben, aber niemand hat es lesen wollen. Die Titel seiner Bücher stehen im ge-
dazu. Als wir ſie fragten- wie ihnen unſer Kom- mers gefallen haͤtte, und ſie mit einem: ſehr ſchoͤn antworteten, ſagte Bruder Henrici: „Ja, Ihr „muͤßt auch wiſſen, Ihr Marburger, daß die Gießer „den Komment erſt recht verſtehen. Das ſind ganz „andre Kerls, als ihr! Schwerenoth, zu uns muͤßt „ihr kommen! Ein Fuchs bei uns weis mehr Kom- „ment, als eure ganze Univerſitaͤt! Gott ſtraf mich, „das iſt wahr!“ — Die Herren Marburger laͤchel- ten und gingen ihrer Straße. Sie waren kluͤger, als wir.
In einigen Kollegien hoſpitirte ich, und be- ſuchte auch ſelbſt einige gelehrte, bei denen mich mein Vetter Boͤhmer, der Hofmeiſter bei Herrn von Brei- tenbach, einfuͤhrte. Es waren die Herren Wyt- tenbach, Coing, Seip und Curtius.
Herr Curtius iſt ein herrlicher Mann, ſo viel ich naͤmlich nach der kurzen Bekanntſchaft urtheilen konnte. Er ſprach ſehr huͤbſch und gruͤndlich uͤber Litteratur und Philologie, und machte auch einige Anmerkungen uͤber Herrn Schmid in Gießen, die mir baß behagten.
Coing iſt ein finſterer Mann, ſo recht von der Mine eines Dorfſchulmeiſters: dabei iſt er ſchroͤcklich orthodox, und im hohen Grade impertinent. Er hat auch allerhand geſchrieben, aber niemand hat es leſen wollen. Die Titel ſeiner Buͤcher ſtehen im ge-
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dazu. Als wir ſie fragten- wie ihnen unſer Kom-
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antworteten, ſagte Bruder Henrici: „Ja, Ihr
„muͤßt auch wiſſen, Ihr Marburger, daß die Gießer
„den Komment erſt recht verſtehen. Das ſind ganz
„andre Kerls, als ihr! Schwerenoth, zu uns muͤßt
„ihr kommen! Ein Fuchs bei uns weis mehr Kom-
„ment, als eure ganze Univerſitaͤt! Gott ſtraf mich,
„das iſt wahr!“ — Die Herren Marburger laͤchel-
ten und gingen ihrer Straße. Sie waren kluͤger,
als wir.
In einigen Kollegien hoſpitirte ich, und be-
ſuchte auch ſelbſt einige gelehrte, bei denen mich mein
Vetter Boͤhmer, der Hofmeiſter bei Herrn von Brei-
tenbach, einfuͤhrte. Es waren die Herren Wyt-
tenbach, Coing, Seip und Curtius.
Herr Curtius iſt ein herrlicher Mann, ſo viel
ich naͤmlich nach der kurzen Bekanntſchaft urtheilen
konnte. Er ſprach ſehr huͤbſch und gruͤndlich uͤber
Litteratur und Philologie, und machte auch einige
Anmerkungen uͤber Herrn Schmid in Gießen, die mir
baß behagten.
Coing iſt ein finſterer Mann, ſo recht von der
Mine eines Dorfſchulmeiſters: dabei iſt er ſchroͤcklich
orthodox, und im hohen Grade impertinent. Er
hat auch allerhand geſchrieben, aber niemand hat es
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/183>, abgerufen am 14.08.2024.
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