gen herumgebalgt, als den Vortheil und die Ehre der Avantage aus den Hände gelassen.
Bei den Zusammenkünften muß der, an dem die Reihe ist, rechtschaffen aufwichsen: Geht aber die Zeche auf gemeinschaftliche Kosten; so zahlt jeder seinen Antheil, ausser dem Senior, der immer frei ist, weil er der Herr ist.
Eine Klugheitsregel hieß es: keine arme Ver- wachsene, Muthlose u. dergl. aufzunehmen. Der Orden hätte von diesen Menschenkindern keinen Vor- theil, und nichts als Kosten, Schande und Ver- druß. So soldatisch-amikabel dachten die Ami- cisten! --
Und von dieser Art waren die Regeln, oder die Gesetze des wohllöblichen Ordens der Herren Ami- cisten. Ihre Anzahl ließe sich noch stark vermehren, wenn ich nicht befürchten müßte, meinen Lesern zur Last zu fallen. Einige ihrer Gesetze waren aber doch gut, z. B. daß die Mitglieder fleißig seyn, die Kol- legia nicht versäumen, nicht fluchen oder Zotenreißen sollten, u. dergl. Allein diese Vorschriften wurden nicht befolgt, vielmehr wurde in unsern Zusammen- künften geflucht und gezotologirt, wie auf keiner Hauptwache. -- Die meisten andern Gesetze waren äusserst unsinnig und läppisch, z. B. die, über die Aufnahme, über das Zeichen, wodurch ein Glied sich dem andern entdecken konnte, über die Art, sich
gen herumgebalgt, als den Vortheil und die Ehre der Avantage aus den Haͤnde gelaſſen.
Bei den Zuſammenkuͤnften muß der, an dem die Reihe iſt, rechtſchaffen aufwichſen: Geht aber die Zeche auf gemeinſchaftliche Koſten; ſo zahlt jeder ſeinen Antheil, auſſer dem Senior, der immer frei iſt, weil er der Herr iſt.
Eine Klugheitsregel hieß es: keine arme Ver- wachſene, Muthloſe u. dergl. aufzunehmen. Der Orden haͤtte von dieſen Menſchenkindern keinen Vor- theil, und nichts als Koſten, Schande und Ver- druß. So ſoldatiſch-amikabel dachten die Ami- ciſten! —
Und von dieſer Art waren die Regeln, oder die Geſetze des wohlloͤblichen Ordens der Herren Ami- ciſten. Ihre Anzahl ließe ſich noch ſtark vermehren, wenn ich nicht befuͤrchten muͤßte, meinen Leſern zur Laſt zu fallen. Einige ihrer Geſetze waren aber doch gut, z. B. daß die Mitglieder fleißig ſeyn, die Kol- legia nicht verſaͤumen, nicht fluchen oder Zotenreißen ſollten, u. dergl. Allein dieſe Vorſchriften wurden nicht befolgt, vielmehr wurde in unſern Zuſammen- kuͤnften geflucht und gezotologirt, wie auf keiner Hauptwache. — Die meiſten andern Geſetze waren aͤuſſerſt unſinnig und laͤppiſch, z. B. die, uͤber die Aufnahme, uͤber das Zeichen, wodurch ein Glied ſich dem andern entdecken konnte, uͤber die Art, ſich
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gen herumgebalgt, als den Vortheil und die Ehre
der Avantage aus den Haͤnde gelaſſen.
Bei den Zuſammenkuͤnften muß der, an dem
die Reihe iſt, rechtſchaffen aufwichſen: Geht aber
die Zeche auf gemeinſchaftliche Koſten; ſo zahlt jeder
ſeinen Antheil, auſſer dem Senior, der immer frei
iſt, weil er der Herr iſt.
Eine Klugheitsregel hieß es: keine arme Ver-
wachſene, Muthloſe u. dergl. aufzunehmen. Der
Orden haͤtte von dieſen Menſchenkindern keinen Vor-
theil, und nichts als Koſten, Schande und Ver-
druß. So ſoldatiſch-amikabel dachten die Ami-
ciſten! —
Und von dieſer Art waren die Regeln, oder die
Geſetze des wohlloͤblichen Ordens der Herren Ami-
ciſten. Ihre Anzahl ließe ſich noch ſtark vermehren,
wenn ich nicht befuͤrchten muͤßte, meinen Leſern zur
Laſt zu fallen. Einige ihrer Geſetze waren aber doch
gut, z. B. daß die Mitglieder fleißig ſeyn, die Kol-
legia nicht verſaͤumen, nicht fluchen oder Zotenreißen
ſollten, u. dergl. Allein dieſe Vorſchriften wurden
nicht befolgt, vielmehr wurde in unſern Zuſammen-
kuͤnften geflucht und gezotologirt, wie auf keiner
Hauptwache. — Die meiſten andern Geſetze waren
aͤuſſerſt unſinnig und laͤppiſch, z. B. die, uͤber die
Aufnahme, uͤber das Zeichen, wodurch ein Glied
ſich dem andern entdecken konnte, uͤber die Art, ſich
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/177>, abgerufen am 16.02.2025.
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