genstand, oder bis Eckel, Alter oder grobe Belei- digung andre Leidenschaften rege machten, oder sie vertilgten. Das ist aber nicht wahr: Liebe vergehet wie hitzige Krankheit. Heftig ist ihr Anfall, und heftig sind ihre ersten Paroxismen: diese lassen nach, und hören endlich gar auf. Dann brauchts nur ein klein wenig Arzenei: und die ganze Krankheit ist ge- hoben. -- Aber freilich ist die erste Leidenschaft dieser Art von wunderbar langer Dauer, wenn man sie gegen andre Liebschaften hält, die mancher hernach in der Welt angiebt. Vielleicht theile ich derer noch mehrere mit: einige muß ich schon mittheilen, denn ohne sie zu kennen, würden einige meiner Begeben- heiten nicht leicht zu erklären seyn. Doch genug davon.
Während meines damaligen Auffenthalts in der Pfalz, hatte ich auch einigemal Gelegenheit, mit einigen Herren Pastoren und andern orthodoxen Her- ren über Gegenstände der Theologie zu disputiren, von der ich freilich damals noch blutwenig wußte. Ich hatte aber doch gehört, daß die Gottheit des Herrn Christus anfinge, stark bezweifelt zu werden: daß Bahrdt die Eiwigkeit der Höllenstrafen, die Kraft der Taufe bei kleinen Kindern u. s. w. leug- nete: daß Semler in Halle ganz neue Grundsätze über den Kanon aufgestellt hätte, und was der- gleichen Weisheiten mehr waren. Ich brachte meine
genſtand, oder bis Eckel, Alter oder grobe Belei- digung andre Leidenſchaften rege machten, oder ſie vertilgten. Das iſt aber nicht wahr: Liebe vergehet wie hitzige Krankheit. Heftig iſt ihr Anfall, und heftig ſind ihre erſten Paroxismen: dieſe laſſen nach, und hoͤren endlich gar auf. Dann brauchts nur ein klein wenig Arzenei: und die ganze Krankheit iſt ge- hoben. — Aber freilich iſt die erſte Leidenſchaft dieſer Art von wunderbar langer Dauer, wenn man ſie gegen andre Liebſchaften haͤlt, die mancher hernach in der Welt angiebt. Vielleicht theile ich derer noch mehrere mit: einige muß ich ſchon mittheilen, denn ohne ſie zu kennen, wuͤrden einige meiner Begeben- heiten nicht leicht zu erklaͤren ſeyn. Doch genug davon.
Waͤhrend meines damaligen Auffenthalts in der Pfalz, hatte ich auch einigemal Gelegenheit, mit einigen Herren Paſtoren und andern orthodoxen Her- ren uͤber Gegenſtaͤnde der Theologie zu diſputiren, von der ich freilich damals noch blutwenig wußte. Ich hatte aber doch gehoͤrt, daß die Gottheit des Herrn Chriſtus anfinge, ſtark bezweifelt zu werden: daß Bahrdt die Eiwigkeit der Hoͤllenſtrafen, die Kraft der Taufe bei kleinen Kindern u. ſ. w. leug- nete: daß Semler in Halle ganz neue Grundſaͤtze uͤber den Kanon aufgeſtellt haͤtte, und was der- gleichen Weisheiten mehr waren. Ich brachte meine
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genſtand, oder bis Eckel, Alter oder grobe Belei-
digung andre Leidenſchaften rege machten, oder ſie
vertilgten. Das iſt aber nicht wahr: Liebe vergehet
wie hitzige Krankheit. Heftig iſt ihr Anfall, und
heftig ſind ihre erſten Paroxismen: dieſe laſſen nach,
und hoͤren endlich gar auf. Dann brauchts nur ein
klein wenig Arzenei: und die ganze Krankheit iſt ge-
hoben. — Aber freilich iſt die erſte Leidenſchaft dieſer
Art von wunderbar langer Dauer, wenn man ſie
gegen andre Liebſchaften haͤlt, die mancher hernach in
der Welt angiebt. Vielleicht theile ich derer noch
mehrere mit: einige muß ich ſchon mittheilen, denn
ohne ſie zu kennen, wuͤrden einige meiner Begeben-
heiten nicht leicht zu erklaͤren ſeyn. Doch genug
davon.
Waͤhrend meines damaligen Auffenthalts in der
Pfalz, hatte ich auch einigemal Gelegenheit, mit
einigen Herren Paſtoren und andern orthodoxen Her-
ren uͤber Gegenſtaͤnde der Theologie zu diſputiren,
von der ich freilich damals noch blutwenig wußte.
Ich hatte aber doch gehoͤrt, daß die Gottheit des
Herrn Chriſtus anfinge, ſtark bezweifelt zu werden:
daß Bahrdt die Eiwigkeit der Hoͤllenſtrafen, die
Kraft der Taufe bei kleinen Kindern u. ſ. w. leug-
nete: daß Semler in Halle ganz neue Grundſaͤtze
uͤber den Kanon aufgeſtellt haͤtte, und was der-
gleichen Weisheiten mehr waren. Ich brachte meine
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/167>, abgerufen am 22.11.2024.
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