lar, auch einige Gärten, wo man sich so ziemlich zerstreuen kann.
Die Gießer Studenten besuchen Wezlar sehr oft, wie denn überhaupt die Studenten gewohnt sind, außerhalb des Ortes, wo sie sich aufhalten, ihre Vergnügungen aufzusuchen, gesetzt auch, sie könnten dergleichen in ihrer Heimath weit besser an- treffen. Daß ich nicht lange wartete, diesen Ort zu besuchen, läßt sich schon aus dem Vorhergehenden abnehmen, da ich überhaupt gern alles das nach- machte, was Leute meines Zirkels und meines Glei- chens zu thun pflegten. Allein mir gefiel das alte Nest nicht; desto besser aber behagte mir die Tischge- sellschaft im Adler, weil da Leute aus allerlei Pro- vinzen speißten, und ihre Avantüren beim Glas Wein erzählten, so unwahrscheinlich einige auch klin- gen mochten. Ich habe hernach noch viermal, von Gießen aus, Wezlar besucht, und mich allemal ge- freut, wenn ich mit Deputirten von Dörfern und Städten aus allen Theilen desjenigen deutschen Reichs, worüber die Kammer zu Wezlar noch etwas zu sagen hat, kannegießern konnte.
Da in Gießen keine Bordelle sind, und doch die Bursche daselbst den Stachel der Sinnlichkeit eben so gut fühlen, wie an jedem andern Orte; so ziehen die meisten nach Wezlar, um das Vergnügen zu genießen, sich mit dem Auswurf des weiblichen
lar, auch einige Gaͤrten, wo man ſich ſo ziemlich zerſtreuen kann.
Die Gießer Studenten beſuchen Wezlar ſehr oft, wie denn uͤberhaupt die Studenten gewohnt ſind, außerhalb des Ortes, wo ſie ſich aufhalten, ihre Vergnuͤgungen aufzuſuchen, geſetzt auch, ſie koͤnnten dergleichen in ihrer Heimath weit beſſer an- treffen. Daß ich nicht lange wartete, dieſen Ort zu beſuchen, laͤßt ſich ſchon aus dem Vorhergehenden abnehmen, da ich uͤberhaupt gern alles das nach- machte, was Leute meines Zirkels und meines Glei- chens zu thun pflegten. Allein mir gefiel das alte Neſt nicht; deſto beſſer aber behagte mir die Tiſchge- ſellſchaft im Adler, weil da Leute aus allerlei Pro- vinzen ſpeißten, und ihre Avantuͤren beim Glas Wein erzaͤhlten, ſo unwahrſcheinlich einige auch klin- gen mochten. Ich habe hernach noch viermal, von Gießen aus, Wezlar beſucht, und mich allemal ge- freut, wenn ich mit Deputirten von Doͤrfern und Staͤdten aus allen Theilen desjenigen deutſchen Reichs, woruͤber die Kammer zu Wezlar noch etwas zu ſagen hat, kannegießern konnte.
Da in Gießen keine Bordelle ſind, und doch die Burſche daſelbſt den Stachel der Sinnlichkeit eben ſo gut fuͤhlen, wie an jedem andern Orte; ſo ziehen die meiſten nach Wezlar, um das Vergnuͤgen zu genießen, ſich mit dem Auswurf des weiblichen
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lar, auch einige Gaͤrten, wo man ſich ſo ziemlich
zerſtreuen kann.
Die Gießer Studenten beſuchen Wezlar ſehr
oft, wie denn uͤberhaupt die Studenten gewohnt
ſind, außerhalb des Ortes, wo ſie ſich aufhalten,
ihre Vergnuͤgungen aufzuſuchen, geſetzt auch, ſie
koͤnnten dergleichen in ihrer Heimath weit beſſer an-
treffen. Daß ich nicht lange wartete, dieſen Ort
zu beſuchen, laͤßt ſich ſchon aus dem Vorhergehenden
abnehmen, da ich uͤberhaupt gern alles das nach-
machte, was Leute meines Zirkels und meines Glei-
chens zu thun pflegten. Allein mir gefiel das alte
Neſt nicht; deſto beſſer aber behagte mir die Tiſchge-
ſellſchaft im Adler, weil da Leute aus allerlei Pro-
vinzen ſpeißten, und ihre Avantuͤren beim Glas
Wein erzaͤhlten, ſo unwahrſcheinlich einige auch klin-
gen mochten. Ich habe hernach noch viermal, von
Gießen aus, Wezlar beſucht, und mich allemal ge-
freut, wenn ich mit Deputirten von Doͤrfern und
Staͤdten aus allen Theilen desjenigen deutſchen
Reichs, woruͤber die Kammer zu Wezlar noch etwas
zu ſagen hat, kannegießern konnte.
Da in Gießen keine Bordelle ſind, und doch
die Burſche daſelbſt den Stachel der Sinnlichkeit
eben ſo gut fuͤhlen, wie an jedem andern Orte; ſo
ziehen die meiſten nach Wezlar, um das Vergnuͤgen
zu genießen, ſich mit dem Auswurf des weiblichen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/152>, abgerufen am 24.11.2024.
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