Base: Ih, warum nicht gar! -- Man hätte doch noch Mittel und Wege finden können, wenn nur der Schliffel nicht so ein Schuft gewesen wäre.
Mit dem kam Therese wieder, und unser Ge- spräch hatte ein Ende. Wer war froher als ich! Zwar hatte ich nun meine Ehren Titel gehört; sah aber doch auch, daß noch Hoffnung für mich übrig war. Ich eilte darauf weg, um zu sehen, was The- rese geschrieben hätte.
Ehe ich in mein Quartier kam, begegnete mir Herr Emons, jetzt Stadtschreiber in Oppenheim, und nöthigte mich, mit ihm auf ein Koffehaus zu gehen. Wir spielten eine Parthie Billard; ich ent- fernte mich aber auf einige Augenblicke, um den In- halt von Thereschens Brief zu erfahren. Der war sehr kurz! Ich sollte, schrieb sie, um vier Uhr jen- seits des Neckers in der Aue seyn, da würde sie mich sprechen: ich sollte nur am rothen Häuschen verwei- len. Das war viel Trost für mich!
Auf dem Koffehaus wurde onze et demi ge- spielt: ich wollte einige Gulden wagen, die ich ent- behren konnte -- ich hatte von Gießen über vier Louisd'or mitgenommen -- war aber glücklich, und gewann gegen dreißig Gulden. Gegen Mittag hörte das Spiel auf. Ich bin niemals ein Freund vom Spiel gewesen; aber wenn ich spielte, hatte ich mei- stens Glück.
Baſe: Ih, warum nicht gar! — Man haͤtte doch noch Mittel und Wege finden koͤnnen, wenn nur der Schliffel nicht ſo ein Schuft geweſen waͤre.
Mit dem kam Thereſe wieder, und unſer Ge- ſpraͤch hatte ein Ende. Wer war froher als ich! Zwar hatte ich nun meine Ehren Titel gehoͤrt; ſah aber doch auch, daß noch Hoffnung fuͤr mich uͤbrig war. Ich eilte darauf weg, um zu ſehen, was The- reſe geſchrieben haͤtte.
Ehe ich in mein Quartier kam, begegnete mir Herr Emons, jetzt Stadtſchreiber in Oppenheim, und noͤthigte mich, mit ihm auf ein Koffehaus zu gehen. Wir ſpielten eine Parthie Billard; ich ent- fernte mich aber auf einige Augenblicke, um den In- halt von Thereschens Brief zu erfahren. Der war ſehr kurz! Ich ſollte, ſchrieb ſie, um vier Uhr jen- ſeits des Neckers in der Aue ſeyn, da wuͤrde ſie mich ſprechen: ich ſollte nur am rothen Haͤuschen verwei- len. Das war viel Troſt fuͤr mich!
Auf dem Koffehaus wurde onze et demi ge- ſpielt: ich wollte einige Gulden wagen, die ich ent- behren konnte — ich hatte von Gießen uͤber vier Louisd'or mitgenommen — war aber gluͤcklich, und gewann gegen dreißig Gulden. Gegen Mittag hoͤrte das Spiel auf. Ich bin niemals ein Freund vom Spiel geweſen; aber wenn ich ſpielte, hatte ich mei- ſtens Gluͤck.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0135"n="121"/><p><hirendition="#g">Baſe</hi>: Ih, warum nicht gar! — Man haͤtte<lb/>
doch noch Mittel und Wege finden koͤnnen, wenn nur<lb/>
der Schliffel nicht ſo ein Schuft geweſen waͤre.</p><lb/><p>Mit dem kam Thereſe wieder, und unſer Ge-<lb/>ſpraͤch hatte ein Ende. Wer war froher als ich!<lb/>
Zwar hatte ich nun meine Ehren Titel gehoͤrt; ſah<lb/>
aber doch auch, daß noch Hoffnung fuͤr mich uͤbrig<lb/>
war. Ich eilte darauf weg, um zu ſehen, was The-<lb/>
reſe geſchrieben haͤtte.</p><lb/><p>Ehe ich in mein Quartier kam, begegnete mir<lb/>
Herr Emons, jetzt Stadtſchreiber in Oppenheim,<lb/>
und noͤthigte mich, mit ihm auf ein Koffehaus zu<lb/>
gehen. Wir ſpielten eine Parthie Billard; ich ent-<lb/>
fernte mich aber auf einige Augenblicke, um den In-<lb/>
halt von Thereschens Brief zu erfahren. Der war<lb/>ſehr kurz! Ich ſollte, ſchrieb ſie, um vier Uhr jen-<lb/>ſeits des Neckers in der Aue ſeyn, da wuͤrde ſie mich<lb/>ſprechen: ich ſollte nur am rothen Haͤuschen verwei-<lb/>
len. Das war viel Troſt fuͤr mich!</p><lb/><p>Auf dem Koffehaus wurde <hirendition="#aq">onze et demi</hi> ge-<lb/>ſpielt: ich wollte einige Gulden wagen, die ich ent-<lb/>
behren konnte — ich hatte von Gießen uͤber vier<lb/>
Louisd'or mitgenommen — war aber gluͤcklich, und<lb/>
gewann gegen dreißig Gulden. Gegen Mittag hoͤrte<lb/>
das Spiel auf. Ich bin niemals ein Freund vom<lb/>
Spiel geweſen; aber wenn ich ſpielte, hatte ich mei-<lb/>ſtens Gluͤck.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[121/0135]
Baſe: Ih, warum nicht gar! — Man haͤtte
doch noch Mittel und Wege finden koͤnnen, wenn nur
der Schliffel nicht ſo ein Schuft geweſen waͤre.
Mit dem kam Thereſe wieder, und unſer Ge-
ſpraͤch hatte ein Ende. Wer war froher als ich!
Zwar hatte ich nun meine Ehren Titel gehoͤrt; ſah
aber doch auch, daß noch Hoffnung fuͤr mich uͤbrig
war. Ich eilte darauf weg, um zu ſehen, was The-
reſe geſchrieben haͤtte.
Ehe ich in mein Quartier kam, begegnete mir
Herr Emons, jetzt Stadtſchreiber in Oppenheim,
und noͤthigte mich, mit ihm auf ein Koffehaus zu
gehen. Wir ſpielten eine Parthie Billard; ich ent-
fernte mich aber auf einige Augenblicke, um den In-
halt von Thereschens Brief zu erfahren. Der war
ſehr kurz! Ich ſollte, ſchrieb ſie, um vier Uhr jen-
ſeits des Neckers in der Aue ſeyn, da wuͤrde ſie mich
ſprechen: ich ſollte nur am rothen Haͤuschen verwei-
len. Das war viel Troſt fuͤr mich!
Auf dem Koffehaus wurde onze et demi ge-
ſpielt: ich wollte einige Gulden wagen, die ich ent-
behren konnte — ich hatte von Gießen uͤber vier
Louisd'or mitgenommen — war aber gluͤcklich, und
gewann gegen dreißig Gulden. Gegen Mittag hoͤrte
das Spiel auf. Ich bin niemals ein Freund vom
Spiel geweſen; aber wenn ich ſpielte, hatte ich mei-
ſtens Gluͤck.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/135>, abgerufen am 04.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.