Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.verpfuschert. Denn wenn je in einer Krankheit ge- h) Sonderbar ist es, daß der größte Theil der inficirten
Studenten gerade Theologen -- Schullehrer- und Prediger-Söhne -- gewesene Waysenhäusler oder -- überhaupt solche seyn sollen, die man zu Hause oder auf Pädagogien, und andern eingeschränkten Schulanstalten zur Universität vorbereitet hat. -- Noch sonderbarer ist es, inficirte Stipendiaten -- man merke dies für Halle! -- so bald sie entdeckt werden, des Stipendiums verlustig zu erklären. Zur Schaam, sich einem geschickten Arzte zu entdecken, kommt hier ja noch Furcht vor Verlust hinzu! und das erschwert die Kur noch mehr. Er mag nun wollen oder nicht -- er fällt Pfuschern in die Hände, und verpflanzt, als halbgeheilter, über kurz oder lang, sein Gift weiter: ja, er bringt es nach Gegenden, wo es vorhin viel- leicht noch unbekannt war, und macht auf diese Art seine würkliche Sünde zur Erbsünde, wider die weder verpfuſchert. Denn wenn je in einer Krankheit ge- h) Sonderbar iſt es, daß der groͤßte Theil der inficirten
Studenten gerade Theologen — Schullehrer- und Prediger-Soͤhne — geweſene Wayſenhaͤusler oder — uͤberhaupt ſolche ſeyn ſollen, die man zu Hauſe oder auf Paͤdagogien, und andern eingeſchraͤnkten Schulanſtalten zur Univerſitaͤt vorbereitet hat. — Noch ſonderbarer iſt es, inficirte Stipendiaten — man merke dies fuͤr Halle! — ſo bald ſie entdeckt werden, des Stipendiums verluſtig zu erklaͤren. Zur Schaam, ſich einem geſchickten Arzte zu entdecken, kommt hier ja noch Furcht vor Verluſt hinzu! und das erſchwert die Kur noch mehr. Er mag nun wollen oder nicht — er faͤllt Pfuſchern in die Haͤnde, und verpflanzt, als halbgeheilter, uͤber kurz oder lang, ſein Gift weiter: ja, er bringt es nach Gegenden, wo es vorhin viel- leicht noch unbekannt war, und macht auf dieſe Art ſeine wuͤrkliche Suͤnde zur Erbſuͤnde, wider die weder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="101"/> verpfuſchert. Denn wenn je in einer Krankheit ge-<lb/> pfuſchert wird; ſo geſchieht es in der veneriſchen nach<lb/> allen ihren Aeſten und ſchoͤnen Abſtufungen. Und<lb/> doch iſt in keiner Krankheit das Pfuſchern gefaͤhrli-<lb/> cher, als eben in dieſer. Jeder Bartkratzer, jeder<lb/> Junge, der kaum zur Ader laſſen kann, giebt ſich<lb/> hier fuͤr einen erfahrnen Doktor aus. Einige Infi-<lb/> cirte ſind gar ſo kuͤhn, ihre Kur nach Buͤchern oder<lb/> auspoſaunten Zeitungs-Arkanen ſelbſt zu uͤbernehmen.<lb/> Wer kann hier genug warnen! Mehr als fuͤnfhun-<lb/> dertmal habe ich es erlebt, daß unwiſſende Quackſal-<lb/> ber oder voreilige Bloͤdlinge aus einem kleinen Uebel<lb/> von der Art, ein rechtfuͤrchterliches, ja unheilbares<lb/> gemacht haben <note xml:id="note-0115" next="#note-0116" place="foot" n="h)">Sonderbar iſt es, daß der groͤßte Theil der inficirten<lb/> Studenten gerade Theologen — Schullehrer- und<lb/> Prediger-Soͤhne — geweſene Wayſenhaͤusler oder —<lb/> uͤberhaupt ſolche ſeyn <hi rendition="#g">ſollen</hi>, die man zu Hauſe oder<lb/> auf Paͤdagogien, und andern <hi rendition="#g">eingeſchraͤnkten</hi><lb/> Schulanſtalten zur Univerſitaͤt vorbereitet hat. — Noch<lb/> ſonderbarer iſt es, inficirte Stipendiaten — man<lb/> merke dies fuͤr Halle! — ſo bald ſie entdeckt werden,<lb/> des Stipendiums verluſtig zu erklaͤren. Zur Schaam,<lb/> ſich einem geſchickten Arzte zu entdecken, kommt hier<lb/> ja noch Furcht vor Verluſt hinzu! und das erſchwert<lb/> die Kur noch mehr. Er mag nun wollen oder nicht —<lb/> er faͤllt Pfuſchern in die Haͤnde, und verpflanzt, als<lb/> halbgeheilter, uͤber kurz oder lang, ſein Gift weiter:<lb/> ja, er bringt es nach Gegenden, wo es vorhin viel-<lb/> leicht noch unbekannt war, und macht auf dieſe Art<lb/> ſeine wuͤrkliche Suͤnde zur Erbſuͤnde, wider die weder</note>.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [101/0115]
verpfuſchert. Denn wenn je in einer Krankheit ge-
pfuſchert wird; ſo geſchieht es in der veneriſchen nach
allen ihren Aeſten und ſchoͤnen Abſtufungen. Und
doch iſt in keiner Krankheit das Pfuſchern gefaͤhrli-
cher, als eben in dieſer. Jeder Bartkratzer, jeder
Junge, der kaum zur Ader laſſen kann, giebt ſich
hier fuͤr einen erfahrnen Doktor aus. Einige Infi-
cirte ſind gar ſo kuͤhn, ihre Kur nach Buͤchern oder
auspoſaunten Zeitungs-Arkanen ſelbſt zu uͤbernehmen.
Wer kann hier genug warnen! Mehr als fuͤnfhun-
dertmal habe ich es erlebt, daß unwiſſende Quackſal-
ber oder voreilige Bloͤdlinge aus einem kleinen Uebel
von der Art, ein rechtfuͤrchterliches, ja unheilbares
gemacht haben h).
h) Sonderbar iſt es, daß der groͤßte Theil der inficirten
Studenten gerade Theologen — Schullehrer- und
Prediger-Soͤhne — geweſene Wayſenhaͤusler oder —
uͤberhaupt ſolche ſeyn ſollen, die man zu Hauſe oder
auf Paͤdagogien, und andern eingeſchraͤnkten
Schulanſtalten zur Univerſitaͤt vorbereitet hat. — Noch
ſonderbarer iſt es, inficirte Stipendiaten — man
merke dies fuͤr Halle! — ſo bald ſie entdeckt werden,
des Stipendiums verluſtig zu erklaͤren. Zur Schaam,
ſich einem geſchickten Arzte zu entdecken, kommt hier
ja noch Furcht vor Verluſt hinzu! und das erſchwert
die Kur noch mehr. Er mag nun wollen oder nicht —
er faͤllt Pfuſchern in die Haͤnde, und verpflanzt, als
halbgeheilter, uͤber kurz oder lang, ſein Gift weiter:
ja, er bringt es nach Gegenden, wo es vorhin viel-
leicht noch unbekannt war, und macht auf dieſe Art
ſeine wuͤrkliche Suͤnde zur Erbſuͤnde, wider die weder
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