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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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gang. Zu meiner Zeit war es gewöhnlich, sich auf
der öffentlichen Straße zu schlagen, und dies als-
dann, wenn man zum voraus gewiß war, daß es
würde verrathen werden. In diesem Falle gieng der
Herausforderer vor das Fenster seines Gegners,
nahm seinen Hieber g), hieb damit einigemal ins
Pflaster, und schrie: pereat N. N. der Hundsfott,
der Schweinekerl! tief! pereat! pereat! Nun
erschien der Herausgeforderte: die Schlägerei gieng
vor sich, endlich kam der Pedel, gab Inhibition,
und die Raufer kamen aufs Carcer: und so hatte der
Spaß ein Ende.

Bordelle giebt es in Gießen nicht; aber doch
unzüchtige Menscher, und folglich auch -- wie jetzt
leider auf jeder Universität -- venerische Krankhei-
ten. Was für fürchterliche Folgen hieraus entstehen,
lehrt die tägliche Erfahrung. Der lüsterne Jüng-
ling läßt sich hinreißen, zumal der, den der kurz-
sichtige Vater oder Lehrer von allem Umgang mit
Mädchen entfernt gehalten hat. Er wird inficirt.
Sein irriges Ehrgefühl hält ihn zurück, sich einem
geschickten Arzte zu entdecken. Dieser ist ihm zu be-
rühmt, zu ansehnlich. Um sich weniger schämen zu
müßen, vertraut er sich einem noch studierenden Me-
diciner, oder einem Feldscheerer an -- und wird --

g) Der Stößer diente zu geheimen Schlägereien.

gang. Zu meiner Zeit war es gewoͤhnlich, ſich auf
der oͤffentlichen Straße zu ſchlagen, und dies als-
dann, wenn man zum voraus gewiß war, daß es
wuͤrde verrathen werden. In dieſem Falle gieng der
Herausforderer vor das Fenſter ſeines Gegners,
nahm ſeinen Hieber g), hieb damit einigemal ins
Pflaſter, und ſchrie: pereat N. N. der Hundsfott,
der Schweinekerl! tief! pereat! pereat! Nun
erſchien der Herausgeforderte: die Schlaͤgerei gieng
vor ſich, endlich kam der Pedel, gab Inhibition,
und die Raufer kamen aufs Carcer: und ſo hatte der
Spaß ein Ende.

Bordelle giebt es in Gießen nicht; aber doch
unzuͤchtige Menſcher, und folglich auch — wie jetzt
leider auf jeder Univerſitaͤt — veneriſche Krankhei-
ten. Was fuͤr fuͤrchterliche Folgen hieraus entſtehen,
lehrt die taͤgliche Erfahrung. Der luͤſterne Juͤng-
ling laͤßt ſich hinreißen, zumal der, den der kurz-
ſichtige Vater oder Lehrer von allem Umgang mit
Maͤdchen entfernt gehalten hat. Er wird inficirt.
Sein irriges Ehrgefuͤhl haͤlt ihn zuruͤck, ſich einem
geſchickten Arzte zu entdecken. Dieſer iſt ihm zu be-
ruͤhmt, zu anſehnlich. Um ſich weniger ſchaͤmen zu
muͤßen, vertraut er ſich einem noch ſtudierenden Me-
diciner, oder einem Feldſcheerer an — und wird —

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[101[100]/0114] gang. Zu meiner Zeit war es gewoͤhnlich, ſich auf der oͤffentlichen Straße zu ſchlagen, und dies als- dann, wenn man zum voraus gewiß war, daß es wuͤrde verrathen werden. In dieſem Falle gieng der Herausforderer vor das Fenſter ſeines Gegners, nahm ſeinen Hieber g), hieb damit einigemal ins Pflaſter, und ſchrie: pereat N. N. der Hundsfott, der Schweinekerl! tief! pereat! pereat! Nun erſchien der Herausgeforderte: die Schlaͤgerei gieng vor ſich, endlich kam der Pedel, gab Inhibition, und die Raufer kamen aufs Carcer: und ſo hatte der Spaß ein Ende. Bordelle giebt es in Gießen nicht; aber doch unzuͤchtige Menſcher, und folglich auch — wie jetzt leider auf jeder Univerſitaͤt — veneriſche Krankhei- ten. Was fuͤr fuͤrchterliche Folgen hieraus entſtehen, lehrt die taͤgliche Erfahrung. Der luͤſterne Juͤng- ling laͤßt ſich hinreißen, zumal der, den der kurz- ſichtige Vater oder Lehrer von allem Umgang mit Maͤdchen entfernt gehalten hat. Er wird inficirt. Sein irriges Ehrgefuͤhl haͤlt ihn zuruͤck, ſich einem geſchickten Arzte zu entdecken. Dieſer iſt ihm zu be- ruͤhmt, zu anſehnlich. Um ſich weniger ſchaͤmen zu muͤßen, vertraut er ſich einem noch ſtudierenden Me- diciner, oder einem Feldſcheerer an — und wird — g) Der Stoͤßer diente zu geheimen Schlaͤgereien.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 101[100]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/114>, abgerufen am 24.11.2024.