lich in Dunkeln vegetirten. Herr Link hatte arabisch buchstabiren gelernt, und fing an, über des Erpe- nius Grammatik ein Arabicum zu lesen. Da kam ein Student, welcher den Ritter Michaelis in Göt- tingen übers Arabische gehört hatte, und widersprach ihm öffentlich im Kollegium -- und die Arabische Lektion hatte ein Ende. Link ist hernach Dorfpastor geworden.
Das wäre nun eine kurze Nachricht von jenen Professoren, welche ich in Gießen kennen gelernt ha- be. Nimmt man alles zusammen; so ergiebt sich, daß (auch die luscos reges inter coecos mitge- zählt) in der theologischen Fakultät nur Ein Mann war, der etwas leisten konnte, und dieser Mann war -- ich muß es gestehen -- Herr D.Bahrdt. Der alte Benner konnte vor hohem Alter beinahe nicht mehr lesen, und was es las, war so alt-mön- chisch-orthodox, daß es sich auch für unsre ortho- doxern Zeiten nicht so recht mehr schicken würde. D.Bechtold und Ouvrier waren theologische Krüppel, immer einer trübseliger, als der andre. Herr Schulz fing erst nach Bahrdts Abschied an, eigentliche Theologie vorzutragen, ja man konnte recht merken, daß er erst damals anfing, Theologie zu studiren. Er schrieb ganze Stellen aus Gru- ners deutscher Dogmatik und andern dergleichen
lich in Dunkeln vegetirten. Herr Link hatte arabiſch buchſtabiren gelernt, und fing an, uͤber des Erpe- nius Grammatik ein Arabicum zu leſen. Da kam ein Student, welcher den Ritter Michaelis in Goͤt- tingen uͤbers Arabiſche gehoͤrt hatte, und widerſprach ihm oͤffentlich im Kollegium — und die Arabiſche Lektion hatte ein Ende. Link iſt hernach Dorfpaſtor geworden.
Das waͤre nun eine kurze Nachricht von jenen Profeſſoren, welche ich in Gießen kennen gelernt ha- be. Nimmt man alles zuſammen; ſo ergiebt ſich, daß (auch die luſcos reges inter coecos mitge- zaͤhlt) in der theologiſchen Fakultaͤt nur Ein Mann war, der etwas leiſten konnte, und dieſer Mann war — ich muß es geſtehen — Herr D.Bahrdt. Der alte Benner konnte vor hohem Alter beinahe nicht mehr leſen, und was es las, war ſo alt-moͤn- chiſch-orthodox, daß es ſich auch fuͤr unſre ortho- doxern Zeiten nicht ſo recht mehr ſchicken wuͤrde. D.Bechtold und Ouvrier waren theologiſche Kruͤppel, immer einer truͤbſeliger, als der andre. Herr Schulz fing erſt nach Bahrdts Abſchied an, eigentliche Theologie vorzutragen, ja man konnte recht merken, daß er erſt damals anfing, Theologie zu ſtudiren. Er ſchrieb ganze Stellen aus Gru- ners deutſcher Dogmatik und andern dergleichen
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lich in Dunkeln vegetirten. Herr Link hatte arabiſch
buchſtabiren gelernt, und fing an, uͤber des Erpe-
nius Grammatik ein Arabicum zu leſen. Da kam
ein Student, welcher den Ritter Michaelis in Goͤt-
tingen uͤbers Arabiſche gehoͤrt hatte, und widerſprach
ihm oͤffentlich im Kollegium — und die Arabiſche
Lektion hatte ein Ende. Link iſt hernach Dorfpaſtor
geworden.
Das waͤre nun eine kurze Nachricht von jenen
Profeſſoren, welche ich in Gießen kennen gelernt ha-
be. Nimmt man alles zuſammen; ſo ergiebt ſich,
daß (auch die luſcos reges inter coecos mitge-
zaͤhlt) in der theologiſchen Fakultaͤt nur Ein Mann
war, der etwas leiſten konnte, und dieſer Mann
war — ich muß es geſtehen — Herr D. Bahrdt.
Der alte Benner konnte vor hohem Alter beinahe
nicht mehr leſen, und was es las, war ſo alt-moͤn-
chiſch-orthodox, daß es ſich auch fuͤr unſre ortho-
doxern Zeiten nicht ſo recht mehr ſchicken wuͤrde.
D. Bechtold und Ouvrier waren theologiſche
Kruͤppel, immer einer truͤbſeliger, als der andre.
Herr Schulz fing erſt nach Bahrdts Abſchied an,
eigentliche Theologie vorzutragen, ja man konnte
recht merken, daß er erſt damals anfing, Theologie
zu ſtudiren. Er ſchrieb ganze Stellen aus Gru-
ners deutſcher Dogmatik und andern dergleichen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/101>, abgerufen am 24.11.2024.
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