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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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vor Augen bekomme, steht er, ich jag' gegen ihn
los, er streckt mir ein Pistol entgegen und sagt
athemlos, was weiß ich! denn ich beachtete es nicht
und griff darnach, der Schuß blitzt und knallt vor
meinem Gesicht, ich fühle einen Ruck im Arme,
seine Kehle ruht aber bereits in meiner andern Hand.
Wir waren an eine kleine, abgelegene Strandhöhe
gerathen, seitab vom Hafen, das Meer rauschte
einen Schritt hinter meinem Feinde -- "Sag' im
Augenblicke, wo ist Margarita, oder ich schleudre
dich in's Meer!" damit hielt ich ihn bereits halb
übergebeugt nach hinten. Er röchelt und winkte,
wie bereitwillig, mit dem Kopfe, meine Faust ließ
kein Sprechen zu, ich lüftete sie ein wenig, und er
bekannte eiligst das Verlangte. Jn diesem Augen-
blicke fühlte ich mich von hinten ergriffen, mein
rasches Gegenwirken warf Tallon in's Meer, der
neue Gegner war Giacomo, ein Schuft, der mich
also immer betrogen hatte. Der, wie ich später
bemerkte, getroffene, linke Arm versagte mir seinen
Dienst, und ich hatte auf Tod und Leben zu ringen,
damit ich mich des geschmeidigen Burschen erwehrte,
ihn auf die Meerseite drängen und hinabdrücken

vor Augen bekomme, ſteht er, ich jag’ gegen ihn
los, er ſtreckt mir ein Piſtol entgegen und ſagt
athemlos, was weiß ich! denn ich beachtete es nicht
und griff darnach, der Schuß blitzt und knallt vor
meinem Geſicht, ich fühle einen Ruck im Arme,
ſeine Kehle ruht aber bereits in meiner andern Hand.
Wir waren an eine kleine, abgelegene Strandhöhe
gerathen, ſeitab vom Hafen, das Meer rauſchte
einen Schritt hinter meinem Feinde — „Sag’ im
Augenblicke, wo iſt Margarita, oder ich ſchleudre
dich in’s Meer!“ damit hielt ich ihn bereits halb
übergebeugt nach hinten. Er röchelt und winkte,
wie bereitwillig, mit dem Kopfe, meine Fauſt ließ
kein Sprechen zu, ich lüftete ſie ein wenig, und er
bekannte eiligſt das Verlangte. Jn dieſem Augen-
blicke fühlte ich mich von hinten ergriffen, mein
raſches Gegenwirken warf Tallon in’s Meer, der
neue Gegner war Giacomo, ein Schuft, der mich
alſo immer betrogen hatte. Der, wie ich ſpäter
bemerkte, getroffene, linke Arm verſagte mir ſeinen
Dienſt, und ich hatte auf Tod und Leben zu ringen,
damit ich mich des geſchmeidigen Burſchen erwehrte,
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[61/0069] vor Augen bekomme, ſteht er, ich jag’ gegen ihn los, er ſtreckt mir ein Piſtol entgegen und ſagt athemlos, was weiß ich! denn ich beachtete es nicht und griff darnach, der Schuß blitzt und knallt vor meinem Geſicht, ich fühle einen Ruck im Arme, ſeine Kehle ruht aber bereits in meiner andern Hand. Wir waren an eine kleine, abgelegene Strandhöhe gerathen, ſeitab vom Hafen, das Meer rauſchte einen Schritt hinter meinem Feinde — „Sag’ im Augenblicke, wo iſt Margarita, oder ich ſchleudre dich in’s Meer!“ damit hielt ich ihn bereits halb übergebeugt nach hinten. Er röchelt und winkte, wie bereitwillig, mit dem Kopfe, meine Fauſt ließ kein Sprechen zu, ich lüftete ſie ein wenig, und er bekannte eiligſt das Verlangte. Jn dieſem Augen- blicke fühlte ich mich von hinten ergriffen, mein raſches Gegenwirken warf Tallon in’s Meer, der neue Gegner war Giacomo, ein Schuft, der mich alſo immer betrogen hatte. Der, wie ich ſpäter bemerkte, getroffene, linke Arm verſagte mir ſeinen Dienſt, und ich hatte auf Tod und Leben zu ringen, damit ich mich des geſchmeidigen Burſchen erwehrte, ihn auf die Meerſeite drängen und hinabdrücken

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/69>, abgerufen am 28.11.2024.