Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

ren, so weit es die Tabackswolken gestatteten. Jn
Belgien ist das Rauchen schon wieder viel allge-
meiner als in Frankreich. Es waren noch drei
Tische besetzt, aber die Blousen machten alle Gestal-
ten so einförmig, und das Durcheinander von Dia-
lekten verwirrte mich auf der andern Seite so, daß
ich zu keiner klaren gesonderten Vorstellung kommen
konnte.

Ein schwarzer Krauskopf, welcher eintrat, er-
regte die allgemeine Aufmerksamkeit, Alles rief und
trank ihm zu, bon jour, Jacques! bon jour, Jacques!
scholl es von allen Seiten, und das allgemein wer-
dende Gespräch ging jetzt in ein rauhes, hart klin-
gendes Provinzialfranzösisch über. Nur der neu
angekommene Jacques sprach geläufig.

"Die Franzosen sollen leben!" rief ein kleiner
Blousenmann.

"Die Franzosen sollen leben," setzte ein anderer
hinzu, "so lange sie Belgien Belgien sein lassen
und weiter nichts wollen."

Jacques warf ihm einen unwilligen Blick zu,
und sagte: Waren die Franzosen nicht immer groß-

2*

ren, ſo weit es die Tabackswolken geſtatteten. Jn
Belgien iſt das Rauchen ſchon wieder viel allge-
meiner als in Frankreich. Es waren noch drei
Tiſche beſetzt, aber die Blouſen machten alle Geſtal-
ten ſo einförmig, und das Durcheinander von Dia-
lekten verwirrte mich auf der andern Seite ſo, daß
ich zu keiner klaren geſonderten Vorſtellung kommen
konnte.

Ein ſchwarzer Krauskopf, welcher eintrat, er-
regte die allgemeine Aufmerkſamkeit, Alles rief und
trank ihm zu, bon jour, Jacques! bon jour, Jacques!
ſcholl es von allen Seiten, und das allgemein wer-
dende Geſpräch ging jetzt in ein rauhes, hart klin-
gendes Provinzialfranzöſiſch über. Nur der neu
angekommene Jacques ſprach geläufig.

„Die Franzoſen ſollen leben!“ rief ein kleiner
Blouſenmann.

„Die Franzoſen ſollen leben,“ ſetzte ein anderer
hinzu, „ſo lange ſie Belgien Belgien ſein laſſen
und weiter nichts wollen.“

Jacques warf ihm einen unwilligen Blick zu,
und ſagte: Waren die Franzoſen nicht immer groß-

2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="33"/>
ren, &#x017F;o weit es die Tabackswolken ge&#x017F;tatteten. Jn<lb/>
Belgien i&#x017F;t das Rauchen &#x017F;chon wieder viel allge-<lb/>
meiner als in Frankreich. Es waren noch drei<lb/>
Ti&#x017F;che be&#x017F;etzt, aber die Blou&#x017F;en machten alle Ge&#x017F;tal-<lb/>
ten &#x017F;o einförmig, und das Durcheinander von Dia-<lb/>
lekten verwirrte mich auf der andern Seite &#x017F;o, daß<lb/>
ich zu keiner klaren ge&#x017F;onderten Vor&#x017F;tellung kommen<lb/>
konnte.</p><lb/>
          <p>Ein &#x017F;chwarzer Krauskopf, welcher eintrat, er-<lb/>
regte die allgemeine Aufmerk&#x017F;amkeit, Alles rief und<lb/>
trank ihm zu, <hi rendition="#aq">bon jour, Jacques! bon jour, Jacques!</hi><lb/>
&#x017F;choll es von allen Seiten, und das allgemein wer-<lb/>
dende Ge&#x017F;präch ging jetzt in ein rauhes, hart klin-<lb/>
gendes Provinzialfranzö&#x017F;i&#x017F;ch über. Nur der neu<lb/>
angekommene Jacques &#x017F;prach geläufig.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die Franzo&#x017F;en &#x017F;ollen leben!&#x201C; rief ein kleiner<lb/>
Blou&#x017F;enmann.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die Franzo&#x017F;en &#x017F;ollen leben,&#x201C; &#x017F;etzte ein anderer<lb/>
hinzu, &#x201E;&#x017F;o lange &#x017F;ie Belgien Belgien &#x017F;ein la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und weiter nichts wollen.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Jacques warf ihm einen unwilligen Blick zu,<lb/>
und &#x017F;agte: Waren die Franzo&#x017F;en nicht immer groß-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">2*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0041] ren, ſo weit es die Tabackswolken geſtatteten. Jn Belgien iſt das Rauchen ſchon wieder viel allge- meiner als in Frankreich. Es waren noch drei Tiſche beſetzt, aber die Blouſen machten alle Geſtal- ten ſo einförmig, und das Durcheinander von Dia- lekten verwirrte mich auf der andern Seite ſo, daß ich zu keiner klaren geſonderten Vorſtellung kommen konnte. Ein ſchwarzer Krauskopf, welcher eintrat, er- regte die allgemeine Aufmerkſamkeit, Alles rief und trank ihm zu, bon jour, Jacques! bon jour, Jacques! ſcholl es von allen Seiten, und das allgemein wer- dende Geſpräch ging jetzt in ein rauhes, hart klin- gendes Provinzialfranzöſiſch über. Nur der neu angekommene Jacques ſprach geläufig. „Die Franzoſen ſollen leben!“ rief ein kleiner Blouſenmann. „Die Franzoſen ſollen leben,“ ſetzte ein anderer hinzu, „ſo lange ſie Belgien Belgien ſein laſſen und weiter nichts wollen.“ Jacques warf ihm einen unwilligen Blick zu, und ſagte: Waren die Franzoſen nicht immer groß- 2*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/41
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/41>, abgerufen am 22.11.2024.