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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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da ließ er die ganze Moschee von oben bis unten
mit Rosenwasser abwaschen, damit kein Stäubchen
übrig sei, was vom Christen verunreinigt wäre.

Von dem, was Jhr religiöses Moment heißt,
mag nichts in mir sein, denn Jhr seid gewohnt,
nur das also zu nennen, was mit Eurer positiven
Ueberlieferung, mit der entsagenden, zerknirschten
Demuth verbunden ist, und mein Bezug zur Gott-
heit ist ein fordernder, ein trotziger, ist dasjenige,
was die Griechen im Prometheus zusammendichten
-- aber jener Sultan ist mir recht. Hat man sich
einen Gott charakteristisch gebildet und angekleidet,
dann soll ihm auch kein Stäubchen vorenthalten sein.

Aber Euer Glaube ist nicht gefaßt, nicht ge-
schlossen, schweift in Erklärungen -- was ist ein
Glaube, der erklärt wird! Und dazu mögt Jhr
Euch noch wundern, daß eine Zeit in Verwirrung
umhergeworfen sei, die weder eine klassische Religion,
noch eben darum einen klassischen Staat, noch eine
klassische Poesie hat! Für meinen Blick giebt es
nur zwei Seiten des Menschen, die Pole des Her-
zens, und darum zwei Ströme der Welt, um welche
sich Alles bewegt. Das ist die Selbstsucht und die

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da ließ er die ganze Moſchee von oben bis unten
mit Roſenwaſſer abwaſchen, damit kein Stäubchen
übrig ſei, was vom Chriſten verunreinigt wäre.

Von dem, was Jhr religiöſes Moment heißt,
mag nichts in mir ſein, denn Jhr ſeid gewohnt,
nur das alſo zu nennen, was mit Eurer poſitiven
Ueberlieferung, mit der entſagenden, zerknirſchten
Demuth verbunden iſt, und mein Bezug zur Gott-
heit iſt ein fordernder, ein trotziger, iſt dasjenige,
was die Griechen im Prometheus zuſammendichten
— aber jener Sultan iſt mir recht. Hat man ſich
einen Gott charakteriſtiſch gebildet und angekleidet,
dann ſoll ihm auch kein Stäubchen vorenthalten ſein.

Aber Euer Glaube iſt nicht gefaßt, nicht ge-
ſchloſſen, ſchweift in Erklärungen — was iſt ein
Glaube, der erklärt wird! Und dazu mögt Jhr
Euch noch wundern, daß eine Zeit in Verwirrung
umhergeworfen ſei, die weder eine klaſſiſche Religion,
noch eben darum einen klaſſiſchen Staat, noch eine
klaſſiſche Poeſie hat! Für meinen Blick giebt es
nur zwei Seiten des Menſchen, die Pole des Her-
zens, und darum zwei Ströme der Welt, um welche
ſich Alles bewegt. Das iſt die Selbſtſucht und die

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[273/0281] da ließ er die ganze Moſchee von oben bis unten mit Roſenwaſſer abwaſchen, damit kein Stäubchen übrig ſei, was vom Chriſten verunreinigt wäre. Von dem, was Jhr religiöſes Moment heißt, mag nichts in mir ſein, denn Jhr ſeid gewohnt, nur das alſo zu nennen, was mit Eurer poſitiven Ueberlieferung, mit der entſagenden, zerknirſchten Demuth verbunden iſt, und mein Bezug zur Gott- heit iſt ein fordernder, ein trotziger, iſt dasjenige, was die Griechen im Prometheus zuſammendichten — aber jener Sultan iſt mir recht. Hat man ſich einen Gott charakteriſtiſch gebildet und angekleidet, dann ſoll ihm auch kein Stäubchen vorenthalten ſein. Aber Euer Glaube iſt nicht gefaßt, nicht ge- ſchloſſen, ſchweift in Erklärungen — was iſt ein Glaube, der erklärt wird! Und dazu mögt Jhr Euch noch wundern, daß eine Zeit in Verwirrung umhergeworfen ſei, die weder eine klaſſiſche Religion, noch eben darum einen klaſſiſchen Staat, noch eine klaſſiſche Poeſie hat! Für meinen Blick giebt es nur zwei Seiten des Menſchen, die Pole des Her- zens, und darum zwei Ströme der Welt, um welche ſich Alles bewegt. Das iſt die Selbſtſucht und die 12 *

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/281>, abgerufen am 22.11.2024.