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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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Familie gewöhnlich aufhält. Eine patriarchalische
Stille ist ringsum über Alles ausgegossen, der tiefste
Familienfriede scheint auf dem Ganzen zu lagern,
und unsre stürmischen Jugendgedanken kamen mir
frivol vor, als ich das erste Mal in diese Räume
trat. Jn dem Salon sitzt die Frau vom Hause
mit ihrer Tochter. Sie sind mit weiblicher Arbeit
beschäftigt und sprechen selten. Die Aussicht geht
auf den Garten, wo im Frühlinge die berühmten
Tulpen der Niederlande blühen. Die Möbel des
Salons sind weniger modern, als massiv und kost-
bar; dunkle, sammtne Tapeten bedecken die Wände,
schwere rothseidne Gardinen mit goldnen Troddeln
beschatten die Fenster, Alles ist prächtig, gediegen,
Alles athmet vornehmes Schweigen und Ruhe. Die
Mutter empfängt den Besuch mit zurückhaltender,
würdevoller Artigkeit, die Tochter erröthet, denn ihre
Haut ist so fein und durchsichtig, daß das Blut bei
der geringsten Bewegung darauf sichtbar wird. Sie
ist fünfzehn Jahr alt und so groß wie die Mutter.
Alle Formen sind bereits schön und rund an ihr
ausgebildet -- Jch wurde unterbrochen --



Familie gewöhnlich aufhält. Eine patriarchaliſche
Stille iſt ringsum über Alles ausgegoſſen, der tiefſte
Familienfriede ſcheint auf dem Ganzen zu lagern,
und unſre ſtürmiſchen Jugendgedanken kamen mir
frivol vor, als ich das erſte Mal in dieſe Räume
trat. Jn dem Salon ſitzt die Frau vom Hauſe
mit ihrer Tochter. Sie ſind mit weiblicher Arbeit
beſchäftigt und ſprechen ſelten. Die Ausſicht geht
auf den Garten, wo im Frühlinge die berühmten
Tulpen der Niederlande blühen. Die Möbel des
Salons ſind weniger modern, als maſſiv und koſt-
bar; dunkle, ſammtne Tapeten bedecken die Wände,
ſchwere rothſeidne Gardinen mit goldnen Troddeln
beſchatten die Fenſter, Alles iſt prächtig, gediegen,
Alles athmet vornehmes Schweigen und Ruhe. Die
Mutter empfängt den Beſuch mit zurückhaltender,
würdevoller Artigkeit, die Tochter erröthet, denn ihre
Haut iſt ſo fein und durchſichtig, daß das Blut bei
der geringſten Bewegung darauf ſichtbar wird. Sie
iſt fünfzehn Jahr alt und ſo groß wie die Mutter.
Alle Formen ſind bereits ſchön und rund an ihr
ausgebildet — Jch wurde unterbrochen —



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[20/0028] Familie gewöhnlich aufhält. Eine patriarchaliſche Stille iſt ringsum über Alles ausgegoſſen, der tiefſte Familienfriede ſcheint auf dem Ganzen zu lagern, und unſre ſtürmiſchen Jugendgedanken kamen mir frivol vor, als ich das erſte Mal in dieſe Räume trat. Jn dem Salon ſitzt die Frau vom Hauſe mit ihrer Tochter. Sie ſind mit weiblicher Arbeit beſchäftigt und ſprechen ſelten. Die Ausſicht geht auf den Garten, wo im Frühlinge die berühmten Tulpen der Niederlande blühen. Die Möbel des Salons ſind weniger modern, als maſſiv und koſt- bar; dunkle, ſammtne Tapeten bedecken die Wände, ſchwere rothſeidne Gardinen mit goldnen Troddeln beſchatten die Fenſter, Alles iſt prächtig, gediegen, Alles athmet vornehmes Schweigen und Ruhe. Die Mutter empfängt den Beſuch mit zurückhaltender, würdevoller Artigkeit, die Tochter erröthet, denn ihre Haut iſt ſo fein und durchſichtig, daß das Blut bei der geringſten Bewegung darauf ſichtbar wird. Sie iſt fünfzehn Jahr alt und ſo groß wie die Mutter. Alle Formen ſind bereits ſchön und rund an ihr ausgebildet — Jch wurde unterbrochen —

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/28>, abgerufen am 09.10.2024.