der Tausend-, der Millionenfaltigkeit. Dann wird Jeder ein eigener Mensch werden, nach seinem Ge- schmack sich kleiden, nach seiner wirklichen Eigenheit reden, nach seinem ächten Herzen thun, ohne daß der in der Einzelnheit ohnmächtige Haufe erschrickt oder Schaden leidet. Eure Menschheit ist eine Ham- melheerde, die gleichmäßig blöckt, dieser Begriff Menschheit ist mein Gräuel; aber ich erlebe keinen neuen, Jhr habt für Jahrhunderte hinaus die Ni- vellirung gepachtet, Jhr revolutionirt gar für die Gleichmacherei, Eure Langeweil gähnt mich an wie das breite Wüstenmaul der Sahara, über welches zehn arabische Pferde mit abwechselnden Kräften jagen können, ohne ein anderes Ziel zu erjagen als den Tod. Jhr habt das prächtige Wort erfunden "Leute" -- Leute! darin liegt Eure Weisheit, Euer Glück! Wer zu den "Leuten" gerechnet sein will, der braucht nur einen Körper, eine Nase, einen Magen und das Gebräuchliche zu haben, das reicht hin, er ist von den Euren. Der Starke muß schwach werden, der Schwache stark, was über das Fahrwasser hinausgreift, das ist des Todes -- heiße Sonne, verkohle mich, ich will
der Tauſend-, der Millionenfaltigkeit. Dann wird Jeder ein eigener Menſch werden, nach ſeinem Ge- ſchmack ſich kleiden, nach ſeiner wirklichen Eigenheit reden, nach ſeinem ächten Herzen thun, ohne daß der in der Einzelnheit ohnmächtige Haufe erſchrickt oder Schaden leidet. Eure Menſchheit iſt eine Ham- melheerde, die gleichmäßig blöckt, dieſer Begriff Menſchheit iſt mein Gräuel; aber ich erlebe keinen neuen, Jhr habt für Jahrhunderte hinaus die Ni- vellirung gepachtet, Jhr revolutionirt gar für die Gleichmacherei, Eure Langeweil gähnt mich an wie das breite Wüſtenmaul der Sahara, über welches zehn arabiſche Pferde mit abwechſelnden Kräften jagen können, ohne ein anderes Ziel zu erjagen als den Tod. Jhr habt das prächtige Wort erfunden „Leute“ — Leute! darin liegt Eure Weisheit, Euer Glück! Wer zu den „Leuten“ gerechnet ſein will, der braucht nur einen Körper, eine Naſe, einen Magen und das Gebräuchliche zu haben, das reicht hin, er iſt von den Euren. Der Starke muß ſchwach werden, der Schwache ſtark, was über das Fahrwaſſer hinausgreift, das iſt des Todes — heiße Sonne, verkohle mich, ich will
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der Tauſend-, der Millionenfaltigkeit. Dann wird
Jeder ein eigener Menſch werden, nach ſeinem Ge-
ſchmack ſich kleiden, nach ſeiner wirklichen Eigenheit
reden, nach ſeinem ächten Herzen thun, ohne daß
der in der Einzelnheit ohnmächtige Haufe erſchrickt
oder Schaden leidet. Eure Menſchheit iſt eine Ham-
melheerde, die gleichmäßig blöckt, dieſer Begriff
Menſchheit iſt mein Gräuel; aber ich erlebe keinen
neuen, Jhr habt für Jahrhunderte hinaus die Ni-
vellirung gepachtet, Jhr revolutionirt gar für die
Gleichmacherei, Eure Langeweil gähnt mich an wie
das breite Wüſtenmaul der Sahara, über welches
zehn arabiſche Pferde mit abwechſelnden Kräften
jagen können, ohne ein anderes Ziel zu erjagen als
den Tod. Jhr habt das prächtige Wort erfunden
„Leute“ — Leute! darin liegt Eure Weisheit, Euer
Glück! Wer zu den „Leuten“ gerechnet ſein will,
der braucht nur einen Körper, eine Naſe, einen
Magen und das Gebräuchliche zu haben, das
reicht hin, er iſt von den Euren. Der Starke
muß ſchwach werden, der Schwache ſtark, was
über das Fahrwaſſer hinausgreift, das iſt des
Todes — heiße Sonne, verkohle mich, ich will
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/275>, abgerufen am 25.11.2024.
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