hatte ich mit aller Anstrengung um mein Leben zu kämpfen. Sie hatte behend wie eine Schlange den leichten Shawl ihres Halses um meinen Nacken geschürzt, sie schnürte ihn mit aller Kraft zusam- men, um mich zu erdrosseln -- es war ein Rin- gen um Leben und Tod mit einem starken, wüthen- den Mädchen.
Als ich sie mühsam überwältigt und nach Luft geschöpft hatte, lag sie zitternd am Boden, zitternd von der gewaltsamen Anstrengung und vor Wuth -- Du hast mich zur Bajadere gemacht, sagte sie mit halb erstickter Stimme, mache mich auch zur Leiche, oder ich werde Dich verfolgen, bis ich Dich erwürgt habe.
Jch eilte von dannen. Dies schreib' ich auf einem amerikanischen Schiffe, was auf Wind harrt, um die Anker zu lichten. Am Strande, von wo ich in's Boot sprang, sah ich von Neuem Mar- garita, sie war es sicherlich, obwohl ein dichter Mantel und Schleier sie verhüllten, wer könnte sonst die Worte sprechen, die ich deutlich bis auf die kleinste Sylbe vernahm:
hatte ich mit aller Anſtrengung um mein Leben zu kämpfen. Sie hatte behend wie eine Schlange den leichten Shawl ihres Halſes um meinen Nacken geſchürzt, ſie ſchnürte ihn mit aller Kraft zuſam- men, um mich zu erdroſſeln — es war ein Rin- gen um Leben und Tod mit einem ſtarken, wüthen- den Mädchen.
Als ich ſie mühſam überwältigt und nach Luft geſchöpft hatte, lag ſie zitternd am Boden, zitternd von der gewaltſamen Anſtrengung und vor Wuth — Du haſt mich zur Bajadere gemacht, ſagte ſie mit halb erſtickter Stimme, mache mich auch zur Leiche, oder ich werde Dich verfolgen, bis ich Dich erwürgt habe.
Jch eilte von dannen. Dies ſchreib’ ich auf einem amerikaniſchen Schiffe, was auf Wind harrt, um die Anker zu lichten. Am Strande, von wo ich in’s Boot ſprang, ſah ich von Neuem Mar- garita, ſie war es ſicherlich, obwohl ein dichter Mantel und Schleier ſie verhüllten, wer könnte ſonſt die Worte ſprechen, die ich deutlich bis auf die kleinſte Sylbe vernahm:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0254"n="246"/>
hatte ich mit aller Anſtrengung um mein Leben<lb/>
zu kämpfen. Sie hatte behend wie eine Schlange<lb/>
den leichten Shawl ihres Halſes um meinen Nacken<lb/>
geſchürzt, ſie ſchnürte ihn mit aller Kraft zuſam-<lb/>
men, um mich zu erdroſſeln — es war ein Rin-<lb/>
gen um Leben und Tod mit einem ſtarken, wüthen-<lb/>
den Mädchen.</p><lb/><p>Als ich ſie mühſam überwältigt und nach Luft<lb/>
geſchöpft hatte, lag ſie zitternd am Boden, zitternd<lb/>
von der gewaltſamen Anſtrengung und vor Wuth<lb/>— Du haſt mich zur Bajadere gemacht, ſagte ſie<lb/>
mit halb erſtickter Stimme, mache mich auch zur<lb/>
Leiche, oder ich werde Dich verfolgen, bis ich Dich<lb/>
erwürgt habe.</p><lb/><p>Jch eilte von dannen. Dies ſchreib’ ich auf<lb/>
einem amerikaniſchen Schiffe, was auf Wind harrt,<lb/>
um die Anker zu lichten. Am Strande, von wo<lb/>
ich in’s Boot ſprang, ſah ich von Neuem Mar-<lb/>
garita, ſie war es ſicherlich, obwohl ein dichter<lb/>
Mantel und Schleier ſie verhüllten, wer könnte<lb/>ſonſt die Worte ſprechen, die ich deutlich bis auf<lb/>
die kleinſte Sylbe vernahm:</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[246/0254]
hatte ich mit aller Anſtrengung um mein Leben
zu kämpfen. Sie hatte behend wie eine Schlange
den leichten Shawl ihres Halſes um meinen Nacken
geſchürzt, ſie ſchnürte ihn mit aller Kraft zuſam-
men, um mich zu erdroſſeln — es war ein Rin-
gen um Leben und Tod mit einem ſtarken, wüthen-
den Mädchen.
Als ich ſie mühſam überwältigt und nach Luft
geſchöpft hatte, lag ſie zitternd am Boden, zitternd
von der gewaltſamen Anſtrengung und vor Wuth
— Du haſt mich zur Bajadere gemacht, ſagte ſie
mit halb erſtickter Stimme, mache mich auch zur
Leiche, oder ich werde Dich verfolgen, bis ich Dich
erwürgt habe.
Jch eilte von dannen. Dies ſchreib’ ich auf
einem amerikaniſchen Schiffe, was auf Wind harrt,
um die Anker zu lichten. Am Strande, von wo
ich in’s Boot ſprang, ſah ich von Neuem Mar-
garita, ſie war es ſicherlich, obwohl ein dichter
Mantel und Schleier ſie verhüllten, wer könnte
ſonſt die Worte ſprechen, die ich deutlich bis auf
die kleinſte Sylbe vernahm:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/254>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.