dies Letztere geschieht, so ist er ausgesperrt, sie ist nur vom Saale aus zu öffnen.
Jn dem peinlichen Momente, wo die Lady mit einem leuchtenden Diener den Saal entlang kommt, bemerkt er kaum die entsetzliche Situation, auf schmalem Raume, ohne Anhalt dicht über dem tiefen Abgrunde zu sein.
Die Lady kommt bis an die Thür, schilt den Diener, daß man das oft Gebotene nicht beachte, daß die Thür nicht geschlossen sei, und drückt sie fest ins Schloß -- der Rückweg ist ihm abgeschnit- ten. Die Lady geht in das Nebenzimmer, von Neuem scheltend, daß auch dorthin die Thür offen sei; der Diener betheuert, es sei Niemand da gewesen.
Das Nebenzimmer ist der Lady Schlafgemach, die Kammerfrau kommt, um die Herrin zu ent- kleiden, also auch die Hoffnung schwindet, ein Fen- ster der Thür einzubrechen, und dadurch den Rück- zug zu gewinnen: das Geräusch würde die Lady wecken; mit Entsetzen wird er inne, daß auch die Kammerfrau in der Nähe schläft. Die Lady dürfte im äußersten Falle das Mißliche erfahren, niemals aber eine Dienerin.
dies Letztere geſchieht, ſo iſt er ausgeſperrt, ſie iſt nur vom Saale aus zu öffnen.
Jn dem peinlichen Momente, wo die Lady mit einem leuchtenden Diener den Saal entlang kommt, bemerkt er kaum die entſetzliche Situation, auf ſchmalem Raume, ohne Anhalt dicht über dem tiefen Abgrunde zu ſein.
Die Lady kommt bis an die Thür, ſchilt den Diener, daß man das oft Gebotene nicht beachte, daß die Thür nicht geſchloſſen ſei, und drückt ſie feſt ins Schloß — der Rückweg iſt ihm abgeſchnit- ten. Die Lady geht in das Nebenzimmer, von Neuem ſcheltend, daß auch dorthin die Thür offen ſei; der Diener betheuert, es ſei Niemand da geweſen.
Das Nebenzimmer iſt der Lady Schlafgemach, die Kammerfrau kommt, um die Herrin zu ent- kleiden, alſo auch die Hoffnung ſchwindet, ein Fen- ſter der Thür einzubrechen, und dadurch den Rück- zug zu gewinnen: das Geräuſch würde die Lady wecken; mit Entſetzen wird er inne, daß auch die Kammerfrau in der Nähe ſchläft. Die Lady dürfte im äußerſten Falle das Mißliche erfahren, niemals aber eine Dienerin.
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dies Letztere geſchieht, ſo iſt er ausgeſperrt, ſie iſt
nur vom Saale aus zu öffnen.
Jn dem peinlichen Momente, wo die Lady mit
einem leuchtenden Diener den Saal entlang kommt,
bemerkt er kaum die entſetzliche Situation, auf
ſchmalem Raume, ohne Anhalt dicht über dem
tiefen Abgrunde zu ſein.
Die Lady kommt bis an die Thür, ſchilt den
Diener, daß man das oft Gebotene nicht beachte,
daß die Thür nicht geſchloſſen ſei, und drückt ſie
feſt ins Schloß — der Rückweg iſt ihm abgeſchnit-
ten. Die Lady geht in das Nebenzimmer, von
Neuem ſcheltend, daß auch dorthin die Thür offen ſei;
der Diener betheuert, es ſei Niemand da geweſen.
Das Nebenzimmer iſt der Lady Schlafgemach,
die Kammerfrau kommt, um die Herrin zu ent-
kleiden, alſo auch die Hoffnung ſchwindet, ein Fen-
ſter der Thür einzubrechen, und dadurch den Rück-
zug zu gewinnen: das Geräuſch würde die Lady
wecken; mit Entſetzen wird er inne, daß auch die
Kammerfrau in der Nähe ſchläft. Die Lady dürfte
im äußerſten Falle das Mißliche erfahren, niemals
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/245>, abgerufen am 08.05.2024.
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