Deine Größe ordinairer Egoismus war für und für -- o, fort mit der Feder!
Du sagtest einmal zu mir, ich müsse gar nicht über Nationen und deren Freiheit reden, denn ich haßte im Grunde jedes Gesetz, weil es genire, ich wollte Zügellosigkeit -- meinethalben! Warum geni- ren all Eure Gesetze? Warum ist mit mir kein Staat möglich? Warum seid Jhr so arm! Er- findet! Erst wenn Jhr Einen habt auch für den ärgsten Unband, dann will ich Euch preisen, dann seid Jhr wirklich civilisirt. Die weiteste Förderung muß in den Staat aufgenommen sein, nicht blos die kleinste.
Ach, Valerius, wie sprech ich's aus? Jch werde immer ungeduldiger, immer zorniger; hätten nur all die Hindernisse, die mich beengen, einen Schädel, und wäre er von Eisen, ich rennte dagegen, wenn auch der meinige zerschellt würde, so ingrimmig werd' ich Tag um Tag. Jch tobe, daß ich nur immer Einzelnheiten fassen kann.
Deine Groͤße ordinairer Egoismus war fuͤr und fuͤr — o, fort mit der Feder!
Du ſagteſt einmal zu mir, ich muͤſſe gar nicht uͤber Nationen und deren Freiheit reden, denn ich haßte im Grunde jedes Geſetz, weil es genire, ich wollte Zuͤgelloſigkeit — meinethalben! Warum geni- ren all Eure Geſetze? Warum iſt mit mir kein Staat moͤglich? Warum ſeid Jhr ſo arm! Er- findet! Erſt wenn Jhr Einen habt auch fuͤr den aͤrgſten Unband, dann will ich Euch preiſen, dann ſeid Jhr wirklich civiliſirt. Die weiteſte Foͤrderung muß in den Staat aufgenommen ſein, nicht blos die kleinſte.
Ach, Valerius, wie ſprech ich’s aus? Jch werde immer ungeduldiger, immer zorniger; haͤtten nur all die Hinderniſſe, die mich beengen, einen Schaͤdel, und waͤre er von Eiſen, ich rennte dagegen, wenn auch der meinige zerſchellt wuͤrde, ſo ingrimmig werd’ ich Tag um Tag. Jch tobe, daß ich nur immer Einzelnheiten faſſen kann.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0217"n="209"/>
Deine Groͤße ordinairer Egoismus war fuͤr und fuͤr<lb/>— o, fort mit der Feder!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Du ſagteſt einmal zu mir, ich muͤſſe gar nicht<lb/>
uͤber Nationen und deren Freiheit reden, denn ich<lb/>
haßte im Grunde jedes Geſetz, weil es genire, ich<lb/>
wollte Zuͤgelloſigkeit — meinethalben! Warum geni-<lb/>
ren all Eure Geſetze? Warum iſt mit mir kein<lb/>
Staat moͤglich? Warum ſeid Jhr ſo arm! Er-<lb/>
findet! Erſt wenn Jhr Einen habt auch fuͤr den<lb/>
aͤrgſten Unband, dann will ich Euch preiſen, dann<lb/>ſeid Jhr wirklich civiliſirt. Die weiteſte Foͤrderung<lb/>
muß in den Staat aufgenommen ſein, nicht blos<lb/>
die kleinſte.</p><lb/><p>Ach, Valerius, wie ſprech ich’s aus? Jch werde<lb/>
immer ungeduldiger, immer zorniger; haͤtten nur<lb/>
all die Hinderniſſe, die mich beengen, einen Schaͤdel,<lb/>
und waͤre er von Eiſen, ich rennte dagegen, wenn<lb/>
auch der meinige zerſchellt wuͤrde, ſo ingrimmig<lb/>
werd’ ich Tag um Tag. Jch tobe, daß ich nur<lb/>
immer Einzelnheiten faſſen kann.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></body></text></TEI>
[209/0217]
Deine Groͤße ordinairer Egoismus war fuͤr und fuͤr
— o, fort mit der Feder!
Du ſagteſt einmal zu mir, ich muͤſſe gar nicht
uͤber Nationen und deren Freiheit reden, denn ich
haßte im Grunde jedes Geſetz, weil es genire, ich
wollte Zuͤgelloſigkeit — meinethalben! Warum geni-
ren all Eure Geſetze? Warum iſt mit mir kein
Staat moͤglich? Warum ſeid Jhr ſo arm! Er-
findet! Erſt wenn Jhr Einen habt auch fuͤr den
aͤrgſten Unband, dann will ich Euch preiſen, dann
ſeid Jhr wirklich civiliſirt. Die weiteſte Foͤrderung
muß in den Staat aufgenommen ſein, nicht blos
die kleinſte.
Ach, Valerius, wie ſprech ich’s aus? Jch werde
immer ungeduldiger, immer zorniger; haͤtten nur
all die Hinderniſſe, die mich beengen, einen Schaͤdel,
und waͤre er von Eiſen, ich rennte dagegen, wenn
auch der meinige zerſchellt wuͤrde, ſo ingrimmig
werd’ ich Tag um Tag. Jch tobe, daß ich nur
immer Einzelnheiten faſſen kann.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/217>, abgerufen am 08.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.