brauchen ihn überall, sei's aus Furcht, sei's aus Liebe, sei's aus einem Gefühl, worin Beides liegt, und was sie an manchen Orten Religion nennen. Hinter Kiachta kamen wir in einen dichten Fichten- wald, und mich flog ein Heimathsgefühl an, wie ein warmes Lüftchen, was sich in den Winter ver- irrt; wir kamen an's Flüßchen, Jbitsych geheißen, da gab es gar schöne Weiden, wo das Pferd gras'te und wir lagern konnten. Jch glaube, dort habe ich einen Vers gemacht, woher er gekommen, wohin er gegangen, wer weiß es! Poesie kommt wie ein Traum, den wir nicht erzeugt, und den wir nicht erzeugen können. -- Wir sahen da Mongolen in bunten Kleidern, und zogen dann über den Gebirgs- rücken Zagan-Daba. Auf dem Gipfel der Berge liegen die Obos, das sind Steinhaufen, welche dem Buddha errichtet werden; man muß Steine darauf legen, oder ein Halstuch aufhängen, um religiös zu sein. Bei dem Worte Buddha dachte ich an Schlegel, das weiß ich noch, und da hab ich ein- mal gelächelt, ich erinnerte mich, daß er mit dieser Religion Hindostans, welche die überwiegende Abart geworden ist, sehr unzufrieden war, und dieser Ge-
brauchen ihn überall, ſei’s aus Furcht, ſei’s aus Liebe, ſei’s aus einem Gefühl, worin Beides liegt, und was ſie an manchen Orten Religion nennen. Hinter Kiachta kamen wir in einen dichten Fichten- wald, und mich flog ein Heimathsgefühl an, wie ein warmes Lüftchen, was ſich in den Winter ver- irrt; wir kamen an’s Flüßchen, Jbitſych geheißen, da gab es gar ſchöne Weiden, wo das Pferd graſ’te und wir lagern konnten. Jch glaube, dort habe ich einen Vers gemacht, woher er gekommen, wohin er gegangen, wer weiß es! Poeſie kommt wie ein Traum, den wir nicht erzeugt, und den wir nicht erzeugen können. — Wir ſahen da Mongolen in bunten Kleidern, und zogen dann über den Gebirgs- rücken Zagan-Daba. Auf dem Gipfel der Berge liegen die Obos, das ſind Steinhaufen, welche dem Buddha errichtet werden; man muß Steine darauf legen, oder ein Halstuch aufhängen, um religiös zu ſein. Bei dem Worte Buddha dachte ich an Schlegel, das weiß ich noch, und da hab ich ein- mal gelächelt, ich erinnerte mich, daß er mit dieſer Religion Hindoſtans, welche die überwiegende Abart geworden iſt, ſehr unzufrieden war, und dieſer Ge-
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brauchen ihn überall, ſei’s aus Furcht, ſei’s aus
Liebe, ſei’s aus einem Gefühl, worin Beides liegt,
und was ſie an manchen Orten Religion nennen.
Hinter Kiachta kamen wir in einen dichten Fichten-
wald, und mich flog ein Heimathsgefühl an, wie
ein warmes Lüftchen, was ſich in den Winter ver-
irrt; wir kamen an’s Flüßchen, Jbitſych geheißen,
da gab es gar ſchöne Weiden, wo das Pferd graſ’te
und wir lagern konnten. Jch glaube, dort habe ich
einen Vers gemacht, woher er gekommen, wohin
er gegangen, wer weiß es! Poeſie kommt wie ein
Traum, den wir nicht erzeugt, und den wir nicht
erzeugen können. — Wir ſahen da Mongolen in
bunten Kleidern, und zogen dann über den Gebirgs-
rücken Zagan-Daba. Auf dem Gipfel der Berge
liegen die Obos, das ſind Steinhaufen, welche dem
Buddha errichtet werden; man muß Steine darauf
legen, oder ein Halstuch aufhängen, um religiös
zu ſein. Bei dem Worte Buddha dachte ich an
Schlegel, das weiß ich noch, und da hab ich ein-
mal gelächelt, ich erinnerte mich, daß er mit dieſer
Religion Hindoſtans, welche die überwiegende Abart
geworden iſt, ſehr unzufrieden war, und dieſer Ge-
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/109>, abgerufen am 23.11.2024.
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