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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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Eindruck gegeben, dies Stückchen übrig bleibendes
Papier hat mir die Möglichkeit eines Ueberflusses
verschafft, eines Ueberflusses, und ich bin ordentlich
zufrieden gewesen im Verhältnisse zu der sonstigen
Zeit. So macht das Verhältniß Alles in der Welt,
so elastisch ist der Mensch. -- Bei alle den Ab-
wechselungen meines vorigen Gefängnisses fiel doch
die Länge der Abgeschlossenheit immer schwerer auf
mich, laß mich Dir's offen gestehn: manchmal glaubte
ich erdrückt zu werden, so einsam, verlassen, un-
glücklich erschien ich mir, und die heißen, dichten
Thränen brachen über mich herein. Ach, wie ein
Kind habe ich geweint, manchmal Stunden lang;
ich werd es nie vergessen, wie ich den Kopf an die
Wand lehnte, und mich rücksichtslos dem schneiden-
den Weh hingab, von der Welt ausgeschlossen zu
sein Tag um Tag, Nacht um Nacht! -- Und wenn
ich in einer gewissen Süßigkeit des ganz frei ge-
lassenen Schmerzes erschöpft war, da trat ein Vers
von Goethe so oft mir auf die Lippen, ach so oft,
und brachte immer wieder neue Thränen. Durch-
gefühlt, durchgeweint hab' ich jedes Wort, jede
kleinste, mögliche Bedeutung desselben; es war das

Eindruck gegeben, dies Stückchen übrig bleibendes
Papier hat mir die Möglichkeit eines Ueberfluſſes
verſchafft, eines Ueberfluſſes, und ich bin ordentlich
zufrieden geweſen im Verhältniſſe zu der ſonſtigen
Zeit. So macht das Verhältniß Alles in der Welt,
ſo elaſtiſch iſt der Menſch. — Bei alle den Ab-
wechſelungen meines vorigen Gefängniſſes fiel doch
die Länge der Abgeſchloſſenheit immer ſchwerer auf
mich, laß mich Dir’s offen geſtehn: manchmal glaubte
ich erdrückt zu werden, ſo einſam, verlaſſen, un-
glücklich erſchien ich mir, und die heißen, dichten
Thränen brachen über mich herein. Ach, wie ein
Kind habe ich geweint, manchmal Stunden lang;
ich werd es nie vergeſſen, wie ich den Kopf an die
Wand lehnte, und mich rückſichtslos dem ſchneiden-
den Weh hingab, von der Welt ausgeſchloſſen zu
ſein Tag um Tag, Nacht um Nacht! — Und wenn
ich in einer gewiſſen Süßigkeit des ganz frei ge-
laſſenen Schmerzes erſchöpft war, da trat ein Vers
von Goethe ſo oft mir auf die Lippen, ach ſo oft,
und brachte immer wieder neue Thränen. Durch-
gefühlt, durchgeweint hab’ ich jedes Wort, jede
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[92/0100] Eindruck gegeben, dies Stückchen übrig bleibendes Papier hat mir die Möglichkeit eines Ueberfluſſes verſchafft, eines Ueberfluſſes, und ich bin ordentlich zufrieden geweſen im Verhältniſſe zu der ſonſtigen Zeit. So macht das Verhältniß Alles in der Welt, ſo elaſtiſch iſt der Menſch. — Bei alle den Ab- wechſelungen meines vorigen Gefängniſſes fiel doch die Länge der Abgeſchloſſenheit immer ſchwerer auf mich, laß mich Dir’s offen geſtehn: manchmal glaubte ich erdrückt zu werden, ſo einſam, verlaſſen, un- glücklich erſchien ich mir, und die heißen, dichten Thränen brachen über mich herein. Ach, wie ein Kind habe ich geweint, manchmal Stunden lang; ich werd es nie vergeſſen, wie ich den Kopf an die Wand lehnte, und mich rückſichtslos dem ſchneiden- den Weh hingab, von der Welt ausgeſchloſſen zu ſein Tag um Tag, Nacht um Nacht! — Und wenn ich in einer gewiſſen Süßigkeit des ganz frei ge- laſſenen Schmerzes erſchöpft war, da trat ein Vers von Goethe ſo oft mir auf die Lippen, ach ſo oft, und brachte immer wieder neue Thränen. Durch- gefühlt, durchgeweint hab’ ich jedes Wort, jede kleinſte, mögliche Bedeutung deſſelben; es war das

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/100>, abgerufen am 25.11.2024.