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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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Staub bedeckt, und Coelestin antwortete, daß seit
fünfzehn Jahren kein Feuer drinn gewesen sei. Da-
mals wäre der regierende Herr Graf von Paris
gekommen und habe den Kamin anlegen lassen; die
selige, gnädige Gräfin wäre ein Paar Mal da ge-
sessen, wenn sich Besuch auf dem Schlosse einge-
funden hätte; die neue Gewohnheit sei aber bald
wieder vergessen worden.

Magyac ward gerufen, um den Kamin zu rei-
nigen, Valerius nahm Joel unter den Arm und
ging schweigend mit ihm auf und ab. Jn Kurzem
brannte eine lustige Flamme, und erleuchtete den
wüsten Saal, ja das Licht lief bis in den nahen
Wald hinüber. Die jungen Männer setzten sich an
den Kamin. Coelestin und Magyac hatten sich in
einen Winkel zurückgezogen, und sahen mit einer
Art von Neugierde auf das Feuer. Magyacs luft-
rothes Gesicht stach wunderlich ab von dem schnee-
weißen Haare des alten Domestiken. Coelestin war
groß, das Alter hatte seine Schultern schon etwas
nach vorn gebogen, aber sein Schnurrbart war noch
pechschwarz, und die eingefallnen Züge traten noch
mit großer Strenge hervor. Er hatte ein Auge

Staub bedeckt, und Coeleſtin antwortete, daß ſeit
fünfzehn Jahren kein Feuer drinn geweſen ſei. Da-
mals wäre der regierende Herr Graf von Paris
gekommen und habe den Kamin anlegen laſſen; die
ſelige, gnädige Gräfin wäre ein Paar Mal da ge-
ſeſſen, wenn ſich Beſuch auf dem Schloſſe einge-
funden hätte; die neue Gewohnheit ſei aber bald
wieder vergeſſen worden.

Magyac ward gerufen, um den Kamin zu rei-
nigen, Valerius nahm Joel unter den Arm und
ging ſchweigend mit ihm auf und ab. Jn Kurzem
brannte eine luſtige Flamme, und erleuchtete den
wüſten Saal, ja das Licht lief bis in den nahen
Wald hinüber. Die jungen Männer ſetzten ſich an
den Kamin. Coeleſtin und Magyac hatten ſich in
einen Winkel zurückgezogen, und ſahen mit einer
Art von Neugierde auf das Feuer. Magyacs luft-
rothes Geſicht ſtach wunderlich ab von dem ſchnee-
weißen Haare des alten Domeſtiken. Coeleſtin war
groß, das Alter hatte ſeine Schultern ſchon etwas
nach vorn gebogen, aber ſein Schnurrbart war noch
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mit großer Strenge hervor. Er hatte ein Auge

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[59/0069] Staub bedeckt, und Coeleſtin antwortete, daß ſeit fünfzehn Jahren kein Feuer drinn geweſen ſei. Da- mals wäre der regierende Herr Graf von Paris gekommen und habe den Kamin anlegen laſſen; die ſelige, gnädige Gräfin wäre ein Paar Mal da ge- ſeſſen, wenn ſich Beſuch auf dem Schloſſe einge- funden hätte; die neue Gewohnheit ſei aber bald wieder vergeſſen worden. Magyac ward gerufen, um den Kamin zu rei- nigen, Valerius nahm Joel unter den Arm und ging ſchweigend mit ihm auf und ab. Jn Kurzem brannte eine luſtige Flamme, und erleuchtete den wüſten Saal, ja das Licht lief bis in den nahen Wald hinüber. Die jungen Männer ſetzten ſich an den Kamin. Coeleſtin und Magyac hatten ſich in einen Winkel zurückgezogen, und ſahen mit einer Art von Neugierde auf das Feuer. Magyacs luft- rothes Geſicht ſtach wunderlich ab von dem ſchnee- weißen Haare des alten Domeſtiken. Coeleſtin war groß, das Alter hatte ſeine Schultern ſchon etwas nach vorn gebogen, aber ſein Schnurrbart war noch pechſchwarz, und die eingefallnen Züge traten noch mit großer Strenge hervor. Er hatte ein Auge

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/69>, abgerufen am 06.05.2024.