Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.verträgt sich nicht mit dem romantischen Helden- Valerius hatte sich Polen anders gedacht, und So sprach er leise vor sich hin. Er kam nicht verträgt ſich nicht mit dem romantiſchen Helden- Valerius hatte ſich Polen anders gedacht, und So ſprach er leiſe vor ſich hin. Er kam nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0066" n="56"/> verträgt ſich nicht mit dem romantiſchen Helden-<lb/> thume.</p><lb/> <p>Valerius hatte ſich Polen anders gedacht, und<lb/> er ſchalt ſich, daß er ſich wie ein Kind romantiſchen<lb/> Vorſtellungen hingegeben hatte. „Jſt es nicht thöricht,<lb/> andre Zuſtände von einem Lande verlangen zu wollen,<lb/> deſſen Entwickelung ſo gewaltſam geſtört worden iſt!<lb/> bedarf’s denn äußerer bunter Jlluſionen, um die<lb/> Begeiſterung für einen ſchönen Begriff lebendig zu<lb/> erhalten — — Leider iſt es ſo; unſre Augen ſind<lb/> die ſchnellſten Boten, wir thun immer nur halb ſo<lb/> viel für ein garſtiges Mädchen, als für ein ſchönes,<lb/> wenn wir auch glauben, es mit jener ſo gut zu<lb/> meinen, als mit dieſer.“</p><lb/> <p>So ſprach er leiſe vor ſich hin. Er kam nicht<lb/> einmal zu dem Geſtändniſſe, daß das Unbehagliche<lb/> um ihn her, der wüſte Saal, das Unordentliche<lb/> des Hauſes das Meiſte beitrügen zu ſeinem Uebel-<lb/> befinden. Er vergaß es völlig, daß er die Anſprüche<lb/> eines Deutſchen an eine fremde Nation mache, daß<lb/> es jene Gemüthlichkeit, jenes Beiſammenſitzen, jenes<lb/> Schwätzen ſei, was er vermiſſe. Ueber die National-<lb/> unterſchiede glaubte er ſo weit hinweg zu ſein, und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0066]
verträgt ſich nicht mit dem romantiſchen Helden-
thume.
Valerius hatte ſich Polen anders gedacht, und
er ſchalt ſich, daß er ſich wie ein Kind romantiſchen
Vorſtellungen hingegeben hatte. „Jſt es nicht thöricht,
andre Zuſtände von einem Lande verlangen zu wollen,
deſſen Entwickelung ſo gewaltſam geſtört worden iſt!
bedarf’s denn äußerer bunter Jlluſionen, um die
Begeiſterung für einen ſchönen Begriff lebendig zu
erhalten — — Leider iſt es ſo; unſre Augen ſind
die ſchnellſten Boten, wir thun immer nur halb ſo
viel für ein garſtiges Mädchen, als für ein ſchönes,
wenn wir auch glauben, es mit jener ſo gut zu
meinen, als mit dieſer.“
So ſprach er leiſe vor ſich hin. Er kam nicht
einmal zu dem Geſtändniſſe, daß das Unbehagliche
um ihn her, der wüſte Saal, das Unordentliche
des Hauſes das Meiſte beitrügen zu ſeinem Uebel-
befinden. Er vergaß es völlig, daß er die Anſprüche
eines Deutſchen an eine fremde Nation mache, daß
es jene Gemüthlichkeit, jenes Beiſammenſitzen, jenes
Schwätzen ſei, was er vermiſſe. Ueber die National-
unterſchiede glaubte er ſo weit hinweg zu ſein, und
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