Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
7.

Die beiden Jugendgestalten waren es allein, die
seinen Geist ein wenig aufheiterten. War es Folge
der Krankheit, oder rührte es von andern Einflüssen
her: Valerius befand sich fortwährend in einer
Stimmung, die ihm das Leben ohne alle Farben,
ohne alle Reize darstellte. Er war durchgehends
unzufrieden mit sich selbst, unzufrieden, daß er sich
früher jedem Anregen zur Begeisterung hingegeben
hatte, unzufrieden, daß ihm jetzt Alles grau, un-
erquicklich, uninteressant erschien.

Es war ein rauher Abend, als ihm diese Ge-
danken quälender als je auf Herz und Lippe traten.
Er saß in dem großen Saale, wo die Familie zu
Abend gegessen hatte. Die alte Gräfin und der
Graf waren nach ihren Zimmern gebracht, Coelestin,
der betagte Diener, räumte den Tisch ab, und brachte

7.

Die beiden Jugendgeſtalten waren es allein, die
ſeinen Geiſt ein wenig aufheiterten. War es Folge
der Krankheit, oder rührte es von andern Einflüſſen
her: Valerius befand ſich fortwährend in einer
Stimmung, die ihm das Leben ohne alle Farben,
ohne alle Reize darſtellte. Er war durchgehends
unzufrieden mit ſich ſelbſt, unzufrieden, daß er ſich
früher jedem Anregen zur Begeiſterung hingegeben
hatte, unzufrieden, daß ihm jetzt Alles grau, un-
erquicklich, unintereſſant erſchien.

Es war ein rauher Abend, als ihm dieſe Ge-
danken quälender als je auf Herz und Lippe traten.
Er ſaß in dem großen Saale, wo die Familie zu
Abend gegeſſen hatte. Die alte Gräfin und der
Graf waren nach ihren Zimmern gebracht, Coeleſtin,
der betagte Diener, räumte den Tiſch ab, und brachte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0063" n="[53]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">7.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie beiden Jugendge&#x017F;talten waren es allein, die<lb/>
&#x017F;einen Gei&#x017F;t ein wenig aufheiterten. War es Folge<lb/>
der Krankheit, oder rührte es von andern Einflü&#x017F;&#x017F;en<lb/>
her: Valerius befand &#x017F;ich fortwährend in einer<lb/>
Stimmung, die ihm das Leben ohne alle Farben,<lb/>
ohne alle Reize dar&#x017F;tellte. Er war durchgehends<lb/>
unzufrieden mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, unzufrieden, daß er &#x017F;ich<lb/>
früher jedem Anregen zur Begei&#x017F;terung hingegeben<lb/>
hatte, unzufrieden, daß ihm jetzt Alles grau, un-<lb/>
erquicklich, unintere&#x017F;&#x017F;ant er&#x017F;chien.</p><lb/>
          <p>Es war ein rauher Abend, als ihm die&#x017F;e Ge-<lb/>
danken quälender als je auf Herz und Lippe traten.<lb/>
Er &#x017F;aß in dem großen Saale, wo die Familie zu<lb/>
Abend gege&#x017F;&#x017F;en hatte. Die alte Gräfin und der<lb/>
Graf waren nach ihren Zimmern gebracht, Coele&#x017F;tin,<lb/>
der betagte Diener, räumte den Ti&#x017F;ch ab, und brachte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[53]/0063] 7. Die beiden Jugendgeſtalten waren es allein, die ſeinen Geiſt ein wenig aufheiterten. War es Folge der Krankheit, oder rührte es von andern Einflüſſen her: Valerius befand ſich fortwährend in einer Stimmung, die ihm das Leben ohne alle Farben, ohne alle Reize darſtellte. Er war durchgehends unzufrieden mit ſich ſelbſt, unzufrieden, daß er ſich früher jedem Anregen zur Begeiſterung hingegeben hatte, unzufrieden, daß ihm jetzt Alles grau, un- erquicklich, unintereſſant erſchien. Es war ein rauher Abend, als ihm dieſe Ge- danken quälender als je auf Herz und Lippe traten. Er ſaß in dem großen Saale, wo die Familie zu Abend gegeſſen hatte. Die alte Gräfin und der Graf waren nach ihren Zimmern gebracht, Coeleſtin, der betagte Diener, räumte den Tiſch ab, und brachte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/63
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/63>, abgerufen am 06.05.2024.