erblickte er jetzt mit Mühe durch die düstre Luft dunkle heimkehrende Schaaren; es war ihm einen Augenblick, als weine das ganze Volk, vom Him- mel und Glück verlassen.
Er rief Magyac, und fragte ihn hastig, ob er gestern das erste Mal im patriotischen Klub gewesen sei. Jn dem Augenblicke kam ihm erst jene befremdliche Aeußerung der Fürstin wieder in's Gedächtniß, die eine Stunde nach seiner Anwesen- heit in der demokratischen Versammlung bereits davon gewußt habe. Nichts verstimmt offne, red- liche Menschen mehr, als die Ueberzeugung, um- schlichen und behorcht zu werden; es belastet sie wie ein böses Gewissen, und das ist das Aergste, was sie fürchten.
Nein, Herr, antwortete Magyac, zum zweiten Male. Er versicherte, Valerius gar nicht gesehen, noch weniger gegen Jemand seinen Namen genannt zu haben. Dieser hatte Magyac im Verdachte, auch in jenem Stallgebäude gewesen zu sein, und er war im Begriffe, ihn auch darnach zu fragen. Aber es hielt ihn eine Art Stolz zurück, nach Ge- heimnissen zu forschen, die man verbergen wollte.
III. 9
erblickte er jetzt mit Mühe durch die düſtre Luft dunkle heimkehrende Schaaren; es war ihm einen Augenblick, als weine das ganze Volk, vom Him- mel und Glück verlaſſen.
Er rief Magyac, und fragte ihn haſtig, ob er geſtern das erſte Mal im patriotiſchen Klub geweſen ſei. Jn dem Augenblicke kam ihm erſt jene befremdliche Aeußerung der Fürſtin wieder in’s Gedächtniß, die eine Stunde nach ſeiner Anweſen- heit in der demokratiſchen Verſammlung bereits davon gewußt habe. Nichts verſtimmt offne, red- liche Menſchen mehr, als die Ueberzeugung, um- ſchlichen und behorcht zu werden; es belaſtet ſie wie ein böſes Gewiſſen, und das iſt das Aergſte, was ſie fürchten.
Nein, Herr, antwortete Magyac, zum zweiten Male. Er verſicherte, Valerius gar nicht geſehen, noch weniger gegen Jemand ſeinen Namen genannt zu haben. Dieſer hatte Magyac im Verdachte, auch in jenem Stallgebäude geweſen zu ſein, und er war im Begriffe, ihn auch darnach zu fragen. Aber es hielt ihn eine Art Stolz zurück, nach Ge- heimniſſen zu forſchen, die man verbergen wollte.
III. 9
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erblickte er jetzt mit Mühe durch die düſtre Luft
dunkle heimkehrende Schaaren; es war ihm einen
Augenblick, als weine das ganze Volk, vom Him-
mel und Glück verlaſſen.
Er rief Magyac, und fragte ihn haſtig, ob
er geſtern das erſte Mal im patriotiſchen Klub
geweſen ſei. Jn dem Augenblicke kam ihm erſt
jene befremdliche Aeußerung der Fürſtin wieder in’s
Gedächtniß, die eine Stunde nach ſeiner Anweſen-
heit in der demokratiſchen Verſammlung bereits
davon gewußt habe. Nichts verſtimmt offne, red-
liche Menſchen mehr, als die Ueberzeugung, um-
ſchlichen und behorcht zu werden; es belaſtet ſie wie
ein böſes Gewiſſen, und das iſt das Aergſte, was
ſie fürchten.
Nein, Herr, antwortete Magyac, zum zweiten
Male. Er verſicherte, Valerius gar nicht geſehen,
noch weniger gegen Jemand ſeinen Namen genannt
zu haben. Dieſer hatte Magyac im Verdachte,
auch in jenem Stallgebäude geweſen zu ſein, und
er war im Begriffe, ihn auch darnach zu fragen.
Aber es hielt ihn eine Art Stolz zurück, nach Ge-
heimniſſen zu forſchen, die man verbergen wollte.
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/203>, abgerufen am 15.08.2024.
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