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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.

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Verzug des größeren Besitzes machte es ihm noch lange
Zeit möglich, eine höhere Klasse zu repräsentiren. Der
speculative Geist des Bürgers riß nach und nach einen
großen Theil dieses Besitzes an sich, die Gelehrsamkeit
wurde immer flüssiger, man fing an, die Bestandtheile
der Gesellschaft zu prüfen, der Adel war genöthigt zu
glänzen, weil sein Kern verdorrt war. Alle höheren
Thätigkeiten des Menschen drängten sich allmählig in
einen Früchteknoten zusammen, es entstand die Bildung
und sie stürzte den Adel, weil sie das Kriterium des
Schwertes und der Ahnen vernichtete. Die Allgemein¬
heit ward vernünftig und es wurde ein lächerlicher Be¬
griff, auf eine höhere Stellung in der Gesellschaft An¬
sprüche zu machen, weil es die Vorfahren gethan.

Aber mein Gott, begann Graf Fips, es muß
doch ein Unterschied existiren. Er erhielt lange keine
Antwort, weil Jeder lachte. Das Gespräch schien ab¬
gebrochen und der kleine Leopold knüpfte es spaßhaft
mit einer Antwort für Fips wieder an. Allerdings,
sagte er, ein Unterschied zwischen Klugen und Dummen,
und der existirt noch. Der Graf Topf schwieg. Wil¬
liam aber erhob seine Stentorstimme und vertheidigte
das Mittel der Erinnerungen, was Tausende aufreize,

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Verzug des größeren Beſitzes machte es ihm noch lange
Zeit möglich, eine höhere Klaſſe zu repräſentiren. Der
ſpeculative Geiſt des Bürgers riß nach und nach einen
großen Theil dieſes Beſitzes an ſich, die Gelehrſamkeit
wurde immer flüſſiger, man fing an, die Beſtandtheile
der Geſellſchaft zu prüfen, der Adel war genöthigt zu
glänzen, weil ſein Kern verdorrt war. Alle höheren
Thätigkeiten des Menſchen drängten ſich allmählig in
einen Früchteknoten zuſammen, es entſtand die Bildung
und ſie ſtürzte den Adel, weil ſie das Kriterium des
Schwertes und der Ahnen vernichtete. Die Allgemein¬
heit ward vernünftig und es wurde ein lächerlicher Be¬
griff, auf eine höhere Stellung in der Geſellſchaft An¬
ſprüche zu machen, weil es die Vorfahren gethan.

Aber mein Gott, begann Graf Fips, es muß
doch ein Unterſchied exiſtiren. Er erhielt lange keine
Antwort, weil Jeder lachte. Das Geſpräch ſchien ab¬
gebrochen und der kleine Leopold knüpfte es ſpaßhaft
mit einer Antwort für Fips wieder an. Allerdings,
ſagte er, ein Unterſchied zwiſchen Klugen und Dummen,
und der exiſtirt noch. Der Graf Topf ſchwieg. Wil¬
liam aber erhob ſeine Stentorſtimme und vertheidigte
das Mittel der Erinnerungen, was Tauſende aufreize,

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[27/0039] Verzug des größeren Beſitzes machte es ihm noch lange Zeit möglich, eine höhere Klaſſe zu repräſentiren. Der ſpeculative Geiſt des Bürgers riß nach und nach einen großen Theil dieſes Beſitzes an ſich, die Gelehrſamkeit wurde immer flüſſiger, man fing an, die Beſtandtheile der Geſellſchaft zu prüfen, der Adel war genöthigt zu glänzen, weil ſein Kern verdorrt war. Alle höheren Thätigkeiten des Menſchen drängten ſich allmählig in einen Früchteknoten zuſammen, es entſtand die Bildung und ſie ſtürzte den Adel, weil ſie das Kriterium des Schwertes und der Ahnen vernichtete. Die Allgemein¬ heit ward vernünftig und es wurde ein lächerlicher Be¬ griff, auf eine höhere Stellung in der Geſellſchaft An¬ ſprüche zu machen, weil es die Vorfahren gethan. Aber mein Gott, begann Graf Fips, es muß doch ein Unterſchied exiſtiren. Er erhielt lange keine Antwort, weil Jeder lachte. Das Geſpräch ſchien ab¬ gebrochen und der kleine Leopold knüpfte es ſpaßhaft mit einer Antwort für Fips wieder an. Allerdings, ſagte er, ein Unterſchied zwiſchen Klugen und Dummen, und der exiſtirt noch. Der Graf Topf ſchwieg. Wil¬ liam aber erhob ſeine Stentorſtimme und vertheidigte das Mittel der Erinnerungen, was Tauſende aufreize, 2*

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/39>, abgerufen am 24.11.2024.