ordnen, als -- ach ich kann jetzt nicht, die Völker tanzen Arm in Arm auf dem Papier herum, statt der Liebes¬ paare, die es sollen. Morgen, morgen -- morgen ist ja auch Freiheit, ich muß mich erst an das Glück, was wie ein Gewitter gekommen ist, gewöhnen. Morgen, übermorgen von unsern kleinen Liebesgeschichten; ich will Parodien von jener begonnenen großen daraus machen, dann wird's am ersten gehn. O Gott, ist denn diese rosenfarbne Welt dieselbe, die noch gestern aschgrau war, soweit ich die Blicke sandte, und Du kleiner Vogel, der sich auf mein Fenster setzt, kommst Du aus dem schönen Frankreich, flogst Du vielleicht über Paris in den letzten Julitagen, hast Du jenes bunte Stück der neuen Welt schon gesehen? Vöglein, willst Du Zucker, bleib ruhig, ich taste Deine Freiheit nicht an, solch' ein Frevler bin ich nicht -- nicht wahr, die Freiheit ist das Höchste, da fliegt er fort und lacht mich aus. Bravo, mein Vöglein. Wärst Du doch ein Kutscher, Vogel! -- Constantin, Du siehst, ich werde kindisch, ich muß aufhören. In den Fluß will ich mich werfen, meine Gluth zu kühlen, mit den Wellen zu ringen. Mein Körper zuckt nach Thätig¬ keit, ich muß ihn ermüden, sonst bringt er mich um. --
ordnen, als — ach ich kann jetzt nicht, die Völker tanzen Arm in Arm auf dem Papier herum, ſtatt der Liebes¬ paare, die es ſollen. Morgen, morgen — morgen iſt ja auch Freiheit, ich muß mich erſt an das Glück, was wie ein Gewitter gekommen iſt, gewöhnen. Morgen, übermorgen von unſern kleinen Liebesgeſchichten; ich will Parodien von jener begonnenen großen daraus machen, dann wird's am erſten gehn. O Gott, iſt denn dieſe roſenfarbne Welt dieſelbe, die noch geſtern aſchgrau war, ſoweit ich die Blicke ſandte, und Du kleiner Vogel, der ſich auf mein Fenſter ſetzt, kommſt Du aus dem ſchönen Frankreich, flogſt Du vielleicht über Paris in den letzten Julitagen, haſt Du jenes bunte Stück der neuen Welt ſchon geſehen? Vöglein, willſt Du Zucker, bleib ruhig, ich taſte Deine Freiheit nicht an, ſolch' ein Frevler bin ich nicht — nicht wahr, die Freiheit iſt das Höchſte, da fliegt er fort und lacht mich aus. Bravo, mein Vöglein. Wärſt Du doch ein Kutſcher, Vogel! — Conſtantin, Du ſiehſt, ich werde kindiſch, ich muß aufhören. In den Fluß will ich mich werfen, meine Gluth zu kühlen, mit den Wellen zu ringen. Mein Körper zuckt nach Thätig¬ keit, ich muß ihn ermüden, ſonſt bringt er mich um. —
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ordnen, als — ach ich kann jetzt nicht, die Völker tanzen
Arm in Arm auf dem Papier herum, ſtatt der Liebes¬
paare, die es ſollen. Morgen, morgen — morgen iſt
ja auch Freiheit, ich muß mich erſt an das Glück, was
wie ein Gewitter gekommen iſt, gewöhnen. Morgen,
übermorgen von unſern kleinen Liebesgeſchichten; ich
will Parodien von jener begonnenen großen daraus
machen, dann wird's am erſten gehn. O Gott, iſt
denn dieſe roſenfarbne Welt dieſelbe, die noch geſtern
aſchgrau war, ſoweit ich die Blicke ſandte, und Du
kleiner Vogel, der ſich auf mein Fenſter ſetzt, kommſt
Du aus dem ſchönen Frankreich, flogſt Du vielleicht
über Paris in den letzten Julitagen, haſt Du jenes
bunte Stück der neuen Welt ſchon geſehen? Vöglein,
willſt Du Zucker, bleib ruhig, ich taſte Deine Freiheit
nicht an, ſolch' ein Frevler bin ich nicht — nicht wahr,
die Freiheit iſt das Höchſte, da fliegt er fort und lacht
mich aus. Bravo, mein Vöglein. Wärſt Du doch
ein Kutſcher, Vogel! — Conſtantin, Du ſiehſt, ich
werde kindiſch, ich muß aufhören. In den Fluß will
ich mich werfen, meine Gluth zu kühlen, mit den
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/16>, abgerufen am 16.02.2025.
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