Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.gen soll. So erregt mir das ernsthafte Liebesverhältniß, gen ſoll. So erregt mir das ernſthafte Liebesverhältniß, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0131" n="119"/> gen ſoll. So erregt mir das ernſthafte Liebesverhältniß,<lb/> was ſich zwiſchen Leopold und der Prinzeſſin Amelie ge¬<lb/> bildet hat, eine Art geſpenſtigen Grauens. Ich fürchte,<lb/> Canſtantie haßt die Prinzeſſin. Die klare, in Göthe<lb/> poetiſche Frau iſt der gerade Gegenſatz alles Nebelhaften,<lb/> unklar Romantiſchen. Unſre Freunde würden ſagen:<lb/> ſie iſt griechiſch, plaſtiſch und Gott weiß was, die<lb/> Prinzeſſin aber oſſianiſch, mittelalterlich, chriſtlich. Es<lb/> iſt mehr, es iſt ein wunderlich Weſen, dieſe Amelie.<lb/> Wenn man noch keinen Begriff von einer Mondſchein¬<lb/> prinzeſſin hat, ſo muß man ſie anſehn, aber feineren,<lb/> durchſichtigeren Teint habe ich nie erblickt, weicheres,<lb/> ſchöneres Organ nie gehört — ich kann mich nur von<lb/> dem Gedanken nicht losmachen, daß all' ſolche toll ro¬<lb/> mantiſche Perſonen ſchwachköpfig ſind. Du weißt, daß<lb/> das Haus, woher ſie ſtammt, ſehr vornehm, aber ſehr<lb/> arm iſt. Bei all ihrer Schwärmerei hat Amelie doch<lb/> gegen alle niedrigern Stände einen Stolz, ja Hochmuth,<lb/> daß ich mich oft innerlich erbittert gefühlt habe, wenn<lb/> ich es ſah. Das iſt Alles ſo ganz anders bei der Für¬<lb/> ſtin. Nur der Schwager derſelben paßt zu Amelie —<lb/> es iſt ein garſtiger Menſch, hinter deſſen Hofton eine<lb/> grinſende Rohheit zu lauern ſcheint. Er giebt ſich den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0131]
gen ſoll. So erregt mir das ernſthafte Liebesverhältniß,
was ſich zwiſchen Leopold und der Prinzeſſin Amelie ge¬
bildet hat, eine Art geſpenſtigen Grauens. Ich fürchte,
Canſtantie haßt die Prinzeſſin. Die klare, in Göthe
poetiſche Frau iſt der gerade Gegenſatz alles Nebelhaften,
unklar Romantiſchen. Unſre Freunde würden ſagen:
ſie iſt griechiſch, plaſtiſch und Gott weiß was, die
Prinzeſſin aber oſſianiſch, mittelalterlich, chriſtlich. Es
iſt mehr, es iſt ein wunderlich Weſen, dieſe Amelie.
Wenn man noch keinen Begriff von einer Mondſchein¬
prinzeſſin hat, ſo muß man ſie anſehn, aber feineren,
durchſichtigeren Teint habe ich nie erblickt, weicheres,
ſchöneres Organ nie gehört — ich kann mich nur von
dem Gedanken nicht losmachen, daß all' ſolche toll ro¬
mantiſche Perſonen ſchwachköpfig ſind. Du weißt, daß
das Haus, woher ſie ſtammt, ſehr vornehm, aber ſehr
arm iſt. Bei all ihrer Schwärmerei hat Amelie doch
gegen alle niedrigern Stände einen Stolz, ja Hochmuth,
daß ich mich oft innerlich erbittert gefühlt habe, wenn
ich es ſah. Das iſt Alles ſo ganz anders bei der Für¬
ſtin. Nur der Schwager derſelben paßt zu Amelie —
es iſt ein garſtiger Menſch, hinter deſſen Hofton eine
grinſende Rohheit zu lauern ſcheint. Er giebt ſich den
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