Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.sündige, so geschieht's zum Theil mit auf Deine Rech¬ ſündige, ſo geſchieht's zum Theil mit auf Deine Rech¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="110"/> ſündige, ſo geſchieht's zum Theil mit auf Deine Rech¬<lb/> nung und das iſt mein Troſt. Erinnerſt Du Dich<lb/> noch jener Worte; wir ſaßen an der Promenade, ein<lb/> Roué ſtrich vorüber, an ſeinem Arm hing ein reizendes<lb/> Mädchen. Der Mann ſah glücklich in die grünen Baum¬<lb/> zweige, zwiſchen denen der Sonnenſtrahl hin- und her¬<lb/> hüpfte und man ſah es ihm an, wie ſein ganzes We¬<lb/> ſen auf ſolchen wollüſtigen Sonnenſtrahlen hinſchaukelte,<lb/> Freund Valerius, da nahmſt Du das Wort und ſprachſt<lb/> wie folgt: „Warum ſcheltet Ihr den Mann, es iſt ſehr<lb/> möglich, daß er kein Scheltwort verdient. Die Natur<lb/> iſt überſchwenglich reich, und doch ſind die meiſten<lb/> Menſchen arm — es iſt auch eine Sünde arm zu ſein.<lb/> Warum verſchließt Ihr die tauſend Thore des Genuſſes,<lb/> die Ihr öffnen könnt. Es iſt auch eine Tugend, über¬<lb/> ſchwenglich zu genießen. Verſteht Ihr das ganze Trei¬<lb/> ben der Zeit, den Demokratismus, der immer höher<lb/> und höher ſein leuchtendes Haupt hebt? Statt tauſend<lb/> Menſchen will er Millionen beglücken — das iſt ſein<lb/> Gegenſatz zum Ariſtokratismus. Nehmt den Strahl<lb/> dieſes leuchtenden Kopfes in Euch auf, ſeht, hört und<lb/> fühlt ſtatt aus fünf Organen aus tauſend und Ihr<lb/> werdet glücklicher und ſomit tugendhafter ſein. Nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [110/0122]
ſündige, ſo geſchieht's zum Theil mit auf Deine Rech¬
nung und das iſt mein Troſt. Erinnerſt Du Dich
noch jener Worte; wir ſaßen an der Promenade, ein
Roué ſtrich vorüber, an ſeinem Arm hing ein reizendes
Mädchen. Der Mann ſah glücklich in die grünen Baum¬
zweige, zwiſchen denen der Sonnenſtrahl hin- und her¬
hüpfte und man ſah es ihm an, wie ſein ganzes We¬
ſen auf ſolchen wollüſtigen Sonnenſtrahlen hinſchaukelte,
Freund Valerius, da nahmſt Du das Wort und ſprachſt
wie folgt: „Warum ſcheltet Ihr den Mann, es iſt ſehr
möglich, daß er kein Scheltwort verdient. Die Natur
iſt überſchwenglich reich, und doch ſind die meiſten
Menſchen arm — es iſt auch eine Sünde arm zu ſein.
Warum verſchließt Ihr die tauſend Thore des Genuſſes,
die Ihr öffnen könnt. Es iſt auch eine Tugend, über¬
ſchwenglich zu genießen. Verſteht Ihr das ganze Trei¬
ben der Zeit, den Demokratismus, der immer höher
und höher ſein leuchtendes Haupt hebt? Statt tauſend
Menſchen will er Millionen beglücken — das iſt ſein
Gegenſatz zum Ariſtokratismus. Nehmt den Strahl
dieſes leuchtenden Kopfes in Euch auf, ſeht, hört und
fühlt ſtatt aus fünf Organen aus tauſend und Ihr
werdet glücklicher und ſomit tugendhafter ſein. Nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |