Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.polds Zärtlichkeit, Ueberschwenglichkeit nicht, weil ich 5
polds Zärtlichkeit, Ueberſchwenglichkeit nicht, weil ich 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="97"/> polds Zärtlichkeit, Ueberſchwenglichkeit nicht, weil ich<lb/> nur Leben geben will für Leben. Ich ſchwöre keinem<lb/> Mädchen Liebe, ich liebe nur. Inſofern nähere ich mich<lb/> Dir zumeiſt, nur mit dem Unterſchiede, daß ich nie mit<lb/> ſterbe, wenn meine zeitige Liebe ſtirbt, mit platten Wor¬<lb/> ten, wenn eine Liebſchaft aus iſt, wie es Dir Stüm¬<lb/> per begegnet. Dem William mit ſeinem armen Glau¬<lb/> ben gleiche ich in nichts, als daß ich meinen Mono¬<lb/> theismus ſo ſehr erweitert habe, daß die ganze Welt<lb/> hineingeht, während er bei jenem nur zwei Schuh hoch<lb/> iſt, gerade ſo hoch nämlich, daß ein Mädchen hinein¬<lb/> geht. Valer kann allerdings Recht haben, wenn er<lb/> mich den Kriegsgott der Liebe, wenn er mich den gefähr¬<lb/> lichſten nennt, der wie der Samum entzünde und tödte.<lb/> Wenn Du dies Glaubensbekenntniß betrachteſt, ſo kön¬<lb/> nen Dich meine letzten Ereigniſſe nicht überraſchen. Mein<lb/> Akt mit der jungen Fürſtin, von der ich Dir neulich<lb/> ſchrieb, entſpann ſich folgendermaaßen. Ich trat im<lb/> Theater in die Loge, wo ſie ſaß, ohne ſie zu bemerken.<lb/> Man gab Shakespeares Othello, die Desdemona war<lb/> ein ſchönes, liebes Weib, die Tragödie ſaß mit verſchränk¬<lb/> ten Armen in ihren Augenwinkeln, der Reiz des Un¬<lb/> glücks lächelte weinend um ihren Mund. Sie ſah mir<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0107]
polds Zärtlichkeit, Ueberſchwenglichkeit nicht, weil ich
nur Leben geben will für Leben. Ich ſchwöre keinem
Mädchen Liebe, ich liebe nur. Inſofern nähere ich mich
Dir zumeiſt, nur mit dem Unterſchiede, daß ich nie mit
ſterbe, wenn meine zeitige Liebe ſtirbt, mit platten Wor¬
ten, wenn eine Liebſchaft aus iſt, wie es Dir Stüm¬
per begegnet. Dem William mit ſeinem armen Glau¬
ben gleiche ich in nichts, als daß ich meinen Mono¬
theismus ſo ſehr erweitert habe, daß die ganze Welt
hineingeht, während er bei jenem nur zwei Schuh hoch
iſt, gerade ſo hoch nämlich, daß ein Mädchen hinein¬
geht. Valer kann allerdings Recht haben, wenn er
mich den Kriegsgott der Liebe, wenn er mich den gefähr¬
lichſten nennt, der wie der Samum entzünde und tödte.
Wenn Du dies Glaubensbekenntniß betrachteſt, ſo kön¬
nen Dich meine letzten Ereigniſſe nicht überraſchen. Mein
Akt mit der jungen Fürſtin, von der ich Dir neulich
ſchrieb, entſpann ſich folgendermaaßen. Ich trat im
Theater in die Loge, wo ſie ſaß, ohne ſie zu bemerken.
Man gab Shakespeares Othello, die Desdemona war
ein ſchönes, liebes Weib, die Tragödie ſaß mit verſchränk¬
ten Armen in ihren Augenwinkeln, der Reiz des Un¬
glücks lächelte weinend um ihren Mund. Sie ſah mir
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