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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Rüdiger.
Du willst kein Einsehn nehmen, frecher Consul!
Consul.
Beruhigt Euch und scheltet nicht! Vor meinen Augen
liegt die Sache anders. Der Herzog Bogislav zuerst mischt
sich nicht leicht in den Hexenprozeß eines unbekannten
Mädchens. Da hätt' er Viel zu thun, denn jede Paro-
chie hat wie Jhr wißt in jedem Vierteljahre wenigstens
eine Hexe zu richten und zu verbrennen!
Rüdiger.
Gott sei's geklagt.
Consul.
Der Widerruf der Kolken-Liese ferner ist unerwiesen
und Eure Aussage betrifft nur eine einzelne Thatsache --
ich war selbst zu Anfang nicht geneigt, an die Hexerei des
Mädchens zu glauben, jetzt bin ich überzeugt davon und
jedenfalls kann ich nicht die Verantwortung auf mich neh-
men, einen in aller Form Rechtens gefällten Urtheils-
spruch aufheben zu lassen, weil Jhr auf dem Richtplatze
einen lebhaften Einspruch erhebt. So liegt die Sache.
Außerdem
(einige Schritte vorgehend und leiser sprechend), ist's
ja unmöglich Junker, und wenn Jhr Euer Leben lieb habt,
so steht davon ab. Wir sind Alle des Todes und werden
von dem Volke in Stücke zerrissen, wenn wir ihm dies
Die Bernſteinhexe.
Rüdiger.
Du willſt kein Einſehn nehmen, frecher Conſul!
Conſul.
Beruhigt Euch und ſcheltet nicht! Vor meinen Augen
liegt die Sache anders. Der Herzog Bogislav zuerſt miſcht
ſich nicht leicht in den Hexenprozeß eines unbekannten
Maͤdchens. Da haͤtt’ er Viel zu thun, denn jede Paro-
chie hat wie Jhr wißt in jedem Vierteljahre wenigſtens
eine Hexe zu richten und zu verbrennen!
Rüdiger.
Gott ſei’s geklagt.
Conſul.
Der Widerruf der Kolken-Lieſe ferner iſt unerwieſen
und Eure Ausſage betrifft nur eine einzelne Thatſache —
ich war ſelbſt zu Anfang nicht geneigt, an die Hexerei des
Maͤdchens zu glauben, jetzt bin ich uͤberzeugt davon und
jedenfalls kann ich nicht die Verantwortung auf mich neh-
men, einen in aller Form Rechtens gefaͤllten Urtheils-
ſpruch aufheben zu laſſen, weil Jhr auf dem Richtplatze
einen lebhaften Einſpruch erhebt. So liegt die Sache.
Außerdem
(einige Schritte vorgehend und leiſer ſprechend), iſt’s
ja unmoͤglich Junker, und wenn Jhr Euer Leben lieb habt,
ſo ſteht davon ab. Wir ſind Alle des Todes und werden
von dem Volke in Stuͤcke zerriſſen, wenn wir ihm dies
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[247/0253] Die Bernſteinhexe. Rüdiger. Du willſt kein Einſehn nehmen, frecher Conſul! Conſul. Beruhigt Euch und ſcheltet nicht! Vor meinen Augen liegt die Sache anders. Der Herzog Bogislav zuerſt miſcht ſich nicht leicht in den Hexenprozeß eines unbekannten Maͤdchens. Da haͤtt’ er Viel zu thun, denn jede Paro- chie hat wie Jhr wißt in jedem Vierteljahre wenigſtens eine Hexe zu richten und zu verbrennen! Rüdiger. Gott ſei’s geklagt. Conſul. Der Widerruf der Kolken-Lieſe ferner iſt unerwieſen und Eure Ausſage betrifft nur eine einzelne Thatſache — ich war ſelbſt zu Anfang nicht geneigt, an die Hexerei des Maͤdchens zu glauben, jetzt bin ich uͤberzeugt davon und jedenfalls kann ich nicht die Verantwortung auf mich neh- men, einen in aller Form Rechtens gefaͤllten Urtheils- ſpruch aufheben zu laſſen, weil Jhr auf dem Richtplatze einen lebhaften Einſpruch erhebt. So liegt die Sache. Außerdem (einige Schritte vorgehend und leiſer ſprechend), iſt’s ja unmoͤglich Junker, und wenn Jhr Euer Leben lieb habt, ſo ſteht davon ab. Wir ſind Alle des Todes und werden von dem Volke in Stuͤcke zerriſſen, wenn wir ihm dies

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/253>, abgerufen am 09.11.2024.