Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Wittich. Um jeden Preis? Schweidler. Um jeden Erdenpreis! Mein Kopf ist verwirrt, aber mein Herz schreit nach Hilfe! Um jeden Erdenpreis, Herr! Wittich. Jhr seid ein Schwachkopf, Abraham. Um einen wohl- feilen Erdenpreis hat die Rettung fortwährend vor Euch gelegen, und Jhr habt sie nicht gemocht -- setzt Euch hier an den Tisch, Jhr zittert ja wie ein Espenlaub -- Schweidler. Jch überlebe den Tod meines Kindes nicht! Wittich. Das glaub' ich auch -- und eben deshalb find' ich Euch so thöricht! (Setzt sich.) Ja, Jhr seid lasterhaft. Schweidler. Und das sagt Jhr? Wittich. Das sage ich! Antwortet! Was ist eine größere Sünde: sein Kind einer Liebesneigung zu überlassen, oder zwei Menschen um's Leben zu bringen? Schweidler. Jch versteh' Euch nicht. Wittich. Das ist's eben. Nun, habt Jhr nicht fortwährend links und rechts geschrien, ich hätte ein begehrlich Auge Die Bernſteinhexe. Wittich. Um jeden Preis? Schweidler. Um jeden Erdenpreis! Mein Kopf iſt verwirrt, aber mein Herz ſchreit nach Hilfe! Um jeden Erdenpreis, Herr! Wittich. Jhr ſeid ein Schwachkopf, Abraham. Um einen wohl- feilen Erdenpreis hat die Rettung fortwaͤhrend vor Euch gelegen, und Jhr habt ſie nicht gemocht — ſetzt Euch hier an den Tiſch, Jhr zittert ja wie ein Espenlaub — Schweidler. Jch uͤberlebe den Tod meines Kindes nicht! Wittich. Das glaub’ ich auch — und eben deshalb find’ ich Euch ſo thoͤricht! (Setzt ſich.) Ja, Jhr ſeid laſterhaft. Schweidler. Und das ſagt Jhr? Wittich. Das ſage ich! Antwortet! Was iſt eine groͤßere Suͤnde: ſein Kind einer Liebesneigung zu uͤberlaſſen, oder zwei Menſchen um’s Leben zu bringen? Schweidler. Jch verſteh’ Euch nicht. Wittich. Das iſt’s eben. Nun, habt Jhr nicht fortwaͤhrend links und rechts geſchrien, ich haͤtte ein begehrlich Auge <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0223" n="217"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Um jeden Preis?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Um jeden Erdenpreis! Mein Kopf iſt verwirrt, aber<lb/> mein Herz ſchreit nach Hilfe! Um jeden Erdenpreis, Herr!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Jhr ſeid ein Schwachkopf, Abraham. Um einen wohl-<lb/> feilen Erdenpreis hat die Rettung fortwaͤhrend vor Euch<lb/> gelegen, und Jhr habt ſie nicht gemocht — ſetzt Euch hier<lb/> an den Tiſch, Jhr zittert ja wie ein Espenlaub —</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch uͤberlebe den Tod meines Kindes nicht!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Das glaub’ ich auch — und eben deshalb find’ ich<lb/> Euch ſo thoͤricht!</p> <stage>(Setzt ſich.)</stage> <p>Ja, Jhr ſeid laſterhaft.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Und das ſagt Jhr?</p> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Das ſage ich! Antwortet! Was iſt eine groͤßere Suͤnde:<lb/> ſein Kind einer Liebesneigung zu uͤberlaſſen, oder zwei<lb/> Menſchen um’s Leben zu bringen?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch verſteh’ Euch nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/> <p>Das iſt’s eben. Nun, habt Jhr nicht fortwaͤhrend<lb/> links und rechts geſchrien, ich haͤtte ein begehrlich Auge<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0223]
Die Bernſteinhexe.
Wittich.
Um jeden Preis?
Schweidler.
Um jeden Erdenpreis! Mein Kopf iſt verwirrt, aber
mein Herz ſchreit nach Hilfe! Um jeden Erdenpreis, Herr!
Wittich.
Jhr ſeid ein Schwachkopf, Abraham. Um einen wohl-
feilen Erdenpreis hat die Rettung fortwaͤhrend vor Euch
gelegen, und Jhr habt ſie nicht gemocht — ſetzt Euch hier
an den Tiſch, Jhr zittert ja wie ein Espenlaub —
Schweidler.
Jch uͤberlebe den Tod meines Kindes nicht!
Wittich.
Das glaub’ ich auch — und eben deshalb find’ ich
Euch ſo thoͤricht! (Setzt ſich.) Ja, Jhr ſeid laſterhaft.
Schweidler.
Und das ſagt Jhr?
Wittich.
Das ſage ich! Antwortet! Was iſt eine groͤßere Suͤnde:
ſein Kind einer Liebesneigung zu uͤberlaſſen, oder zwei
Menſchen um’s Leben zu bringen?
Schweidler.
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Das iſt’s eben. Nun, habt Jhr nicht fortwaͤhrend
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Zitationshilfe: | Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/223>, abgerufen am 23.07.2024. |