Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bernsteinhexe.
Wulf.
Was? Schwerenoths Hinterpommer, wie kannst Du
Dich unterstehn --
(Die ganze Scene wird nur mit halber
Stimme gesprochen).
Birkhahn.
Schrei nicht so, oder ich stoße Dir mein Schlitzmesser
in die Gurgel --
(er nimmt die Leuchte und zeigt's ihm) siehst
Du's? Wie ich mich noch ein Mal in die Mördergrube
'rein gewagt, da hab' ich mir vorgenommen, keine Um-
stände zu machen, und wenn auch ein Unglück geschehen
müßte, und hab's zu mir gesteckt, denn in ein paar Stun-
den ist doch Alles verloren, und dem Junker hab ich's ein-
mal versprochen, die Thüren aufzumachen, es koste was
es wolle --
Wulf.
Das kann Dir schön bekommen! Der Wittich schläft
so gut wie gar nicht, und macht des Nachts die Runde.
Wenn er Dich findet, so kannst Du Dein Testament ma-
chen.
Birkhahn.
Oder er! Geh' in Dich, Wulf, und hilf uns! Du hast
mich vorhin gesehn, wie ich zum Junker 'nauf kletterte --
hab' Dich wohl erblickt dort am Fenster! -- Du hast's
nicht verrathen, das soll Dir vergolten werden! Mach' die
Augen auf und erkenne, daß Wittich's Regiment in vier-
undzwanzig Stunden vorüber ist --
Laube, dram. Werke. III. 14
Die Bernſteinhexe.
Wulf.
Was? Schwerenoths Hinterpommer, wie kannſt Du
Dich unterſtehn —
(Die ganze Scene wird nur mit halber
Stimme geſprochen).
Birkhahn.
Schrei nicht ſo, oder ich ſtoße Dir mein Schlitzmeſſer
in die Gurgel —
(er nimmt die Leuchte und zeigt’s ihm) ſiehſt
Du’s? Wie ich mich noch ein Mal in die Moͤrdergrube
’rein gewagt, da hab’ ich mir vorgenommen, keine Um-
ſtaͤnde zu machen, und wenn auch ein Ungluͤck geſchehen
muͤßte, und hab’s zu mir geſteckt, denn in ein paar Stun-
den iſt doch Alles verloren, und dem Junker hab ich’s ein-
mal verſprochen, die Thuͤren aufzumachen, es koſte was
es wolle —
Wulf.
Das kann Dir ſchoͤn bekommen! Der Wittich ſchlaͤft
ſo gut wie gar nicht, und macht des Nachts die Runde.
Wenn er Dich findet, ſo kannſt Du Dein Teſtament ma-
chen.
Birkhahn.
Oder er! Geh’ in Dich, Wulf, und hilf uns! Du haſt
mich vorhin geſehn, wie ich zum Junker ’nauf kletterte —
hab’ Dich wohl erblickt dort am Fenſter! — Du haſt’s
nicht verrathen, das ſoll Dir vergolten werden! Mach’ die
Augen auf und erkenne, daß Wittich’s Regiment in vier-
undzwanzig Stunden voruͤber iſt —
Laube, dram. Werke. III. 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0215" n="209"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bern&#x017F;teinhexe</hi>.</fw><lb/>
            <sp who="#WUL">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wulf.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Was? Schwerenoths Hinterpommer, wie kann&#x017F;t Du<lb/>
Dich unter&#x017F;tehn &#x2014;</p>
              <stage>(Die ganze Scene wird nur mit halber<lb/>
Stimme ge&#x017F;prochen).</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BIR">
              <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Schrei nicht &#x017F;o, oder ich &#x017F;toße Dir mein Schlitzme&#x017F;&#x017F;er<lb/>
in die Gurgel &#x2014;</p>
              <stage>(er nimmt die Leuchte und zeigt&#x2019;s ihm)</stage>
              <p>&#x017F;ieh&#x017F;t<lb/>
Du&#x2019;s? Wie ich mich noch ein Mal in die Mo&#x0364;rdergrube<lb/>
&#x2019;rein gewagt, da hab&#x2019; ich mir vorgenommen, keine Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde zu machen, und wenn auch ein Unglu&#x0364;ck ge&#x017F;chehen<lb/>
mu&#x0364;ßte, und hab&#x2019;s zu mir ge&#x017F;teckt, denn in ein paar Stun-<lb/>
den i&#x017F;t doch Alles verloren, und dem Junker hab ich&#x2019;s ein-<lb/>
mal ver&#x017F;prochen, die Thu&#x0364;ren aufzumachen, es ko&#x017F;te was<lb/>
es wolle &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WUL">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wulf.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Das kann Dir &#x017F;cho&#x0364;n bekommen! Der Wittich &#x017F;chla&#x0364;ft<lb/>
&#x017F;o gut wie gar nicht, und macht des Nachts die Runde.<lb/>
Wenn er Dich findet, &#x017F;o kann&#x017F;t Du Dein Te&#x017F;tament ma-<lb/>
chen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BIR">
              <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Oder er! Geh&#x2019; in Dich, Wulf, und hilf uns! Du ha&#x017F;t<lb/>
mich vorhin ge&#x017F;ehn, wie ich zum Junker &#x2019;nauf kletterte &#x2014;<lb/>
hab&#x2019; Dich wohl erblickt dort am Fen&#x017F;ter! &#x2014; Du ha&#x017F;t&#x2019;s<lb/>
nicht verrathen, das &#x017F;oll Dir vergolten werden! Mach&#x2019; die<lb/>
Augen auf und erkenne, daß Wittich&#x2019;s Regiment in vier-<lb/>
undzwanzig Stunden voru&#x0364;ber i&#x017F;t &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Laube,</hi> dram. Werke. <hi rendition="#aq">III.</hi> 14</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0215] Die Bernſteinhexe. Wulf. Was? Schwerenoths Hinterpommer, wie kannſt Du Dich unterſtehn — (Die ganze Scene wird nur mit halber Stimme geſprochen). Birkhahn. Schrei nicht ſo, oder ich ſtoße Dir mein Schlitzmeſſer in die Gurgel — (er nimmt die Leuchte und zeigt’s ihm) ſiehſt Du’s? Wie ich mich noch ein Mal in die Moͤrdergrube ’rein gewagt, da hab’ ich mir vorgenommen, keine Um- ſtaͤnde zu machen, und wenn auch ein Ungluͤck geſchehen muͤßte, und hab’s zu mir geſteckt, denn in ein paar Stun- den iſt doch Alles verloren, und dem Junker hab ich’s ein- mal verſprochen, die Thuͤren aufzumachen, es koſte was es wolle — Wulf. Das kann Dir ſchoͤn bekommen! Der Wittich ſchlaͤft ſo gut wie gar nicht, und macht des Nachts die Runde. Wenn er Dich findet, ſo kannſt Du Dein Teſtament ma- chen. Birkhahn. Oder er! Geh’ in Dich, Wulf, und hilf uns! Du haſt mich vorhin geſehn, wie ich zum Junker ’nauf kletterte — hab’ Dich wohl erblickt dort am Fenſter! — Du haſt’s nicht verrathen, das ſoll Dir vergolten werden! Mach’ die Augen auf und erkenne, daß Wittich’s Regiment in vier- undzwanzig Stunden voruͤber iſt — Laube, dram. Werke. III. 14

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/215
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/215>, abgerufen am 25.11.2024.