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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Consul (nachdem er hineingesehen).
Vom heutigen Datum und Rüdiger von Nienkerken
unterzeichnet. Nun ist sie verloren, und nun kommt des
Gerichtes Recht und Pflicht, ihr Eingeständniß auf pein-
lichem Wege zu erzwingen! -- Die Urgicht und peinliche
Frage beginne!

(Allgemeine Bewegung. -- Die Richter stehen auf.)
Schweidler (halblaut).
Gott erbarme dich ihrer!
Marie (nur mit ihrem Schmerz beschäftigt).
Auch Rüdiger!
Wittich.
Thörichtes Mädchen, wo faselst Du mit Deinen Ge-
danken umher, während Dich das Schrecklichste bedroht!
Du weißt nicht, was Urgicht und peinliche Frage bedeu-
tet? Richter von Usedom, erfüllt Eure Amtspflicht und
schildert der Thörin, was ihr bevorsteht!
Consul.
Der Uebelthäter wird gebunden und seine Hände wer-
den in Daumschrauben gepreßt, bis das Blut hervorspritzt.
Dies ist der erste Grad. Will er noch nicht bekennen, so
werden ihm die spanischen Stiefeln angelegt, und in diese
engen hölzernen Stiefel werden Keile eingetrieben, bis das
Blut stromweise aus den Füßen schießt. Dies ist der
zweite Grad. Will er dann noch nicht bekennen, so wird
der glühende Kessel gebracht, in welchem Pech und Schwe-
Die Bernſteinhexe.
Conſul (nachdem er hineingeſehen).
Vom heutigen Datum und Ruͤdiger von Nienkerken
unterzeichnet. Nun iſt ſie verloren, und nun kommt des
Gerichtes Recht und Pflicht, ihr Eingeſtaͤndniß auf pein-
lichem Wege zu erzwingen! — Die Urgicht und peinliche
Frage beginne!

(Allgemeine Bewegung. — Die Richter ſtehen auf.)
Schweidler (halblaut).
Gott erbarme dich ihrer!
Marie (nur mit ihrem Schmerz beſchaͤftigt).
Auch Ruͤdiger!
Wittich.
Thoͤrichtes Maͤdchen, wo faſelſt Du mit Deinen Ge-
danken umher, waͤhrend Dich das Schrecklichſte bedroht!
Du weißt nicht, was Urgicht und peinliche Frage bedeu-
tet? Richter von Uſedom, erfuͤllt Eure Amtspflicht und
ſchildert der Thoͤrin, was ihr bevorſteht!
Conſul.
Der Uebelthaͤter wird gebunden und ſeine Haͤnde wer-
den in Daumſchrauben gepreßt, bis das Blut hervorſpritzt.
Dies iſt der erſte Grad. Will er noch nicht bekennen, ſo
werden ihm die ſpaniſchen Stiefeln angelegt, und in dieſe
engen hoͤlzernen Stiefel werden Keile eingetrieben, bis das
Blut ſtromweiſe aus den Fuͤßen ſchießt. Dies iſt der
zweite Grad. Will er dann noch nicht bekennen, ſo wird
der gluͤhende Keſſel gebracht, in welchem Pech und Schwe-
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[194/0200] Die Bernſteinhexe. Conſul (nachdem er hineingeſehen). Vom heutigen Datum und Ruͤdiger von Nienkerken unterzeichnet. Nun iſt ſie verloren, und nun kommt des Gerichtes Recht und Pflicht, ihr Eingeſtaͤndniß auf pein- lichem Wege zu erzwingen! — Die Urgicht und peinliche Frage beginne! (Allgemeine Bewegung. — Die Richter ſtehen auf.) Schweidler (halblaut). Gott erbarme dich ihrer! Marie (nur mit ihrem Schmerz beſchaͤftigt). Auch Ruͤdiger! Wittich. Thoͤrichtes Maͤdchen, wo faſelſt Du mit Deinen Ge- danken umher, waͤhrend Dich das Schrecklichſte bedroht! Du weißt nicht, was Urgicht und peinliche Frage bedeu- tet? Richter von Uſedom, erfuͤllt Eure Amtspflicht und ſchildert der Thoͤrin, was ihr bevorſteht! Conſul. Der Uebelthaͤter wird gebunden und ſeine Haͤnde wer- den in Daumſchrauben gepreßt, bis das Blut hervorſpritzt. Dies iſt der erſte Grad. Will er noch nicht bekennen, ſo werden ihm die ſpaniſchen Stiefeln angelegt, und in dieſe engen hoͤlzernen Stiefel werden Keile eingetrieben, bis das Blut ſtromweiſe aus den Fuͤßen ſchießt. Dies iſt der zweite Grad. Will er dann noch nicht bekennen, ſo wird der gluͤhende Keſſel gebracht, in welchem Pech und Schwe-

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/200>, abgerufen am 05.05.2024.