Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Aladdins Wunderlampe.
zu der unkritischen Weltanschauung einer entschwundenen
Epoche nicht zurückkehren."

"Jhr Geist ist doch ein braver Kerl," sagte Alander.
"Er ist zehnmal gescheiter als Jhr Transcendental-
Psychologen. Fragen Sie ihn einmal nach etwas, was
die Zukunft erst entdecken wird."

"Sklave der Lampe, worauf beruht die Schwer-
kraft der Körper?"

"Das kann ich Dir nicht sagen. Es wäre gegen
das Gesetz der kontinuierlichen Entwicklung der mathe-
matischen Naturwissenschaften, wenn es heute ein Mensch
schon wüßte."

"Ein verteufelter Schlaukopf! Lassen Sie ihn laufen!"

"Nicht doch," riefen die Frauen, "wir wollen auch
etwas wünschen!"

"Jch bitte darum," sagte ich ziemlich deprimiert,
"wenn es nur etwas nützt!"

"Sag' ihm, er solle uns jetzt alle vier an den Golf
von Neapel versetzen."

"Du hörst, Sklave, was meine Frau befiehlt --
gehorche!"

"O Herr, das ist gegen die Gesetze der Mechanik!"

"So bringe uns in somnambulen Zustand und führe
unsere Astralleiber dahin!"

"Früher konnte ich alles thun, weil man alles für
möglich hielt. Jetzt kann ich den Astralleib nur bei
solchen Menschen abtrennen, welche dazu nervös dis-
poniert sind. Von den geehrten Anwesenden ist aber
niemand mediumistisch veranlagt."

Aladdins Wunderlampe.
zu der unkritiſchen Weltanſchauung einer entſchwundenen
Epoche nicht zurückkehren.“

„Jhr Geiſt iſt doch ein braver Kerl,“ ſagte Alander.
„Er iſt zehnmal geſcheiter als Jhr Tranſcendental-
Pſychologen. Fragen Sie ihn einmal nach etwas, was
die Zukunft erſt entdecken wird.“

„Sklave der Lampe, worauf beruht die Schwer-
kraft der Körper?“

„Das kann ich Dir nicht ſagen. Es wäre gegen
das Geſetz der kontinuierlichen Entwicklung der mathe-
matiſchen Naturwiſſenſchaften, wenn es heute ein Menſch
ſchon wüßte.“

„Ein verteufelter Schlaukopf! Laſſen Sie ihn laufen!“

„Nicht doch,“ riefen die Frauen, „wir wollen auch
etwas wünſchen!“

„Jch bitte darum,“ ſagte ich ziemlich deprimiert,
„wenn es nur etwas nützt!“

„Sag’ ihm, er ſolle uns jetzt alle vier an den Golf
von Neapel verſetzen.“

„Du hörſt, Sklave, was meine Frau befiehlt —
gehorche!“

„O Herr, das iſt gegen die Geſetze der Mechanik!“

„So bringe uns in ſomnambulen Zuſtand und führe
unſere Aſtralleiber dahin!“

„Früher konnte ich alles thun, weil man alles für
möglich hielt. Jetzt kann ich den Aſtralleib nur bei
ſolchen Menſchen abtrennen, welche dazu nervös dis-
poniert ſind. Von den geehrten Anweſenden iſt aber
niemand mediumiſtiſch veranlagt.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080" n="74"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Aladdins Wunderlampe.</hi></fw><lb/>
zu der unkriti&#x017F;chen Weltan&#x017F;chauung einer ent&#x017F;chwundenen<lb/>
Epoche nicht zurückkehren.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jhr Gei&#x017F;t i&#x017F;t doch ein braver Kerl,&#x201C; &#x017F;agte Alander.<lb/>
&#x201E;Er i&#x017F;t zehnmal ge&#x017F;cheiter als Jhr Tran&#x017F;cendental-<lb/>
P&#x017F;ychologen. Fragen Sie ihn einmal nach etwas, was<lb/>
die Zukunft er&#x017F;t entdecken wird.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sklave der Lampe, worauf beruht die Schwer-<lb/>
kraft der Körper?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das kann ich Dir nicht &#x017F;agen. Es wäre gegen<lb/>
das Ge&#x017F;etz der kontinuierlichen Entwicklung der mathe-<lb/>
mati&#x017F;chen Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, wenn es heute ein Men&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;chon wüßte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ein verteufelter Schlaukopf! La&#x017F;&#x017F;en Sie ihn laufen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nicht doch,&#x201C; riefen die Frauen, &#x201E;wir wollen auch<lb/>
etwas wün&#x017F;chen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jch bitte darum,&#x201C; &#x017F;agte ich ziemlich deprimiert,<lb/>
&#x201E;wenn es nur etwas nützt!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sag&#x2019; ihm, er &#x017F;olle uns jetzt alle vier an den Golf<lb/>
von Neapel ver&#x017F;etzen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Du hör&#x017F;t, Sklave, was meine Frau befiehlt &#x2014;<lb/>
gehorche!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;O Herr, das i&#x017F;t gegen die Ge&#x017F;etze der Mechanik!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;So bringe uns in &#x017F;omnambulen Zu&#x017F;tand und führe<lb/>
un&#x017F;ere A&#x017F;tralleiber dahin!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Früher konnte ich alles thun, weil man alles für<lb/>
möglich hielt. Jetzt kann ich den A&#x017F;tralleib nur bei<lb/>
&#x017F;olchen Men&#x017F;chen abtrennen, welche dazu nervös dis-<lb/>
poniert &#x017F;ind. Von den geehrten Anwe&#x017F;enden i&#x017F;t aber<lb/>
niemand mediumi&#x017F;ti&#x017F;ch veranlagt.&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0080] Aladdins Wunderlampe. zu der unkritiſchen Weltanſchauung einer entſchwundenen Epoche nicht zurückkehren.“ „Jhr Geiſt iſt doch ein braver Kerl,“ ſagte Alander. „Er iſt zehnmal geſcheiter als Jhr Tranſcendental- Pſychologen. Fragen Sie ihn einmal nach etwas, was die Zukunft erſt entdecken wird.“ „Sklave der Lampe, worauf beruht die Schwer- kraft der Körper?“ „Das kann ich Dir nicht ſagen. Es wäre gegen das Geſetz der kontinuierlichen Entwicklung der mathe- matiſchen Naturwiſſenſchaften, wenn es heute ein Menſch ſchon wüßte.“ „Ein verteufelter Schlaukopf! Laſſen Sie ihn laufen!“ „Nicht doch,“ riefen die Frauen, „wir wollen auch etwas wünſchen!“ „Jch bitte darum,“ ſagte ich ziemlich deprimiert, „wenn es nur etwas nützt!“ „Sag’ ihm, er ſolle uns jetzt alle vier an den Golf von Neapel verſetzen.“ „Du hörſt, Sklave, was meine Frau befiehlt — gehorche!“ „O Herr, das iſt gegen die Geſetze der Mechanik!“ „So bringe uns in ſomnambulen Zuſtand und führe unſere Aſtralleiber dahin!“ „Früher konnte ich alles thun, weil man alles für möglich hielt. Jetzt kann ich den Aſtralleib nur bei ſolchen Menſchen abtrennen, welche dazu nervös dis- poniert ſind. Von den geehrten Anweſenden iſt aber niemand mediumiſtiſch veranlagt.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/80
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/80>, abgerufen am 22.11.2024.